Koalitionspolitiker wollen TÜV-Intervalle verändern

08.01.2007 12:02 Uhr

Vorstoß von Union und SPD: Seltener TÜV-Kontrollen für neue Autos, Wohnmobile und Motorräder gefordert

München/Stuttgart. Politiker von Union und SPD haben sich für Änderungen bei den TÜV-Kontrollen für neue Autos, Wohnmobile und Motorräder ausgesprochen. Der verkehrspolitische Sprecher der Unions- Bundestagsfraktion, Dirk Fischer (CDU), will die straffen Prüfintervalle für neue Fahrzeuge verlängern. Im Gegenzug sollten Fahrzeuge, die älter als zehn Jahre sind, häufiger untersucht werden. „Die neuen Autos in Deutschland sind technisch hochmodern und haben in den ersten vier Jahren kaum größere Mängel“, begründete Fischer im Nachrichtenmagazin «Focus» sein Vorhaben. Der ADAC und der Auto Club Europa (ACE) stehen diesen Forderungen skeptisch gegenüber. In Deutschland müssen Neufahrzeuge bislang nach drei Jahren erstmals zur TÜV-Untersuchung. Anschließend folgt ein zweijähriger Turnus. Viele Hersteller böten inzwischen Garantiezeiten von drei Jahren an. „Warum also soll ein Autobesitzer schon nach drei Jahren zum TÜV“, fragte der CDU-Verkehrsexperte. „Für die neuen Prüfintervalle schlage ich die Jahresformel vier, drei, zwei und eins vor. Mit der vierten technischen Überprüfung muss ein Fahrzeug dann jährlich zur Hauptuntersuchung.“ Sein Argument dafür: „Wenn es belastbare Zahlen gibt, dass ältere Fahrzeuge deutlich höhere Mängel haben, dann muss eine Verkürzung der Prüfintervalle ernsthaft erwogen werden.“ Eine Neuausrichtung solle aber die Kosten für den Kfz-Halter in der Gesamtlebensdauer seines Autos nicht erhöhen. Die CSU-Verkehrspolitikerin Renate Blank ist gegen eine TÜV- Verschärfung für ältere Fahrzeuge. „Das Schweizer Modell mit allgemein längeren Prüfintervallen wäre besser, alles andere ist Geldschneiderei“, sagte sie dem „Focus“. In der Schweiz ist der TÜV erst nach vier, drei und dann jeweils zwei Jahren fällig. Die Politik müsse auch an die Leute denken, die sich nicht alle zehn Jahre ein neues Auto kaufen könnten, sagte Blank. Auch der SPD- Verkehrspolitiker Rainer Fornahl will Auto und Besitzer entlasten: „Wir sollten die erste Hauptuntersuchung nach vier Jahren vornehmen, dann nach drei und danach alle zwei Jahre.“ Eine jährliche Fahrzeugkontrolle sei beim jetzigen Stand der Technik bei sicherheitsrelevanten Baugruppen unnötig, sagte er dem Magazin. Der ADAC lehnt eine Verkürzung der Prüfungsintervalle für ältere Fahrzeuge ab. „Weniger als ein Prozent aller Unfälle sind auf technische Mängel zurückzuführen“, sagte der ADAC-Sprecher Maximilian Maurer am Sonntag der dpa. Eine häufigere Prüfung würde daher nur mehr Geld kosten, aber kein Mehr an Sicherheit auf die Straße bringen. Außerdem würde eine neue Regelung insbesondere die sozial Schwachen treffen, die in der Regel ältere Autos führen. „Der ADAC kann mit der bisherigen Regelung sehr gut leben“, sagte Maurer. Auch der ACE in Stuttgart sieht keinen Grund, ältere Fahrzeuge häufiger vom TÜV prüfen zu lassen. Derartige Überlegungen unterstellten, dass Besitzer alter Autos ihre Fahrzeuge weniger pflegen und Prüftechniker die dauerhafte Tauglichkeit sicherheitsrelevanter Autoteile nicht richtig einschätzen könnten, sagte ACE-Sprecher Rainer Hillgärtner der dpa. Anfreunden könnten sich der ACE wie auch der ADAC dagegen mit dem Vorschlag, das Prüfintervall für Neufahrzeuge zu verlängern. (dpa)

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