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Interview: Gehört der Bahn die Zukunft?

12.04.2017 09:15 Uhr
Interview: Gehört der Bahn die Zukunft?
Wolfgang Göbel ist Chief Sales Officer und Vorstandsmitglied der Autospedition Mosolf
© Foto: Mosolf

Der Automobillogistiker Mosolf hat an seinem Standort in Düsseldorf wieder einen regelmäßigen Bahnverkehr aufgenommen. Mosolf-Vorstandsmitglied Wolfgang Göbel spricht im Interview über die Hintergründe.

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Der Automobillogistiker Mosolf hat an seinem Standort in Düsseldorf wieder einen regelmäßigen Bahnverkehr aufgenommen. Wöchentlich fährt von Kippenheim in Baden ein Zug mit Autos nach Düsseldorf. Pro Jahr sollen jährlich 12.000 Fahrzeuge auf dieser Route transportiert werden. Für 2017 hat Mosolf sich zum Ziel gesetzt, in Düsseldorf 70.000 Fahrzeuge umzuschlagen: 49 Prozent per Binnenschiff, 17 Prozent per Bahn und 34 Prozent per Lkw. Wolfgang Göbel, Chief Sales Officer und Vorstandsmitglied bei Mosolf, stand der VerkehrsRundschau Rede und Antwort.

VerkehrsRundschau: Gehört der Bahn die Zukunft?
Wolfgang Göbel: Wir bei Mosolf haben die Bahn in der Vergangenheit schon immer genutzt und werden auch in Zukunft auf die Bahn setzen. So haben alle unsere Umschlagplätze einen Gleisanschluss. In einigen Terminals wie in Düsseldorf sind wir trimodal tätig und haben einen Anschluss an den Rhein. Und wir besitzen eine eigene Tochter, die Mosolf Automotive Railway (MAR), die über 350 eigene Doppelstockwaggons verfügt.

Was waren die Gründe für die Reaktivierung der Bahnverkehre in Düsseldorf?
Wir haben bereits in der Vergangenheit sporadisch Neuwagen und junge Gebrauchte mit der Bahn zwischen Kippenheim und Düsseldorf befördert. Jetzt haben wir ein größeres Volumen, das uns die Stabilität gibt, jede Woche einen Zug fahren zu lassen. Hinzu kommt, dass generell die zu transportierenden Mengen stark schwanken und wir auf der Straße, wo es Kapazitätsengpässe gibt, dann nicht immer den erforderlichen Laderaum finden.

Woher kam der Anstoß zur Verlagerung: Von Mosolf oder aus der Kundschaft?
Das hängt eher mit den typischen Parametern zusammen, die wir mit den Kunden vereinbaren, wie feste Laufzeiten und eine entsprechende Qualität. Die können wir im konkreten Fall besser mit der Bahn garantieren. Ein weiterer Vorteil ist die Zustellung zu den Händlern. Die haben bei der Abnahme der Autos Restriktionen. Im Direktverkehr mit Lkw kommt es daher immer wieder zu Wartezeiten. Bei der regionalen Zustellung von Düsseldorf aus können wir besser auf diese Restriktionen eingehen.

Was sind Voraussetzungen, um Transporte auf die Bahn zu verlagern?
Man muss permanent über eine ausreichende Menge verfügen. Das ist nicht so einfach, weil unser Geschäft von extremen Schwankungen geprägt ist. Und man muss zudem mit einem zweiten Verkehrsträger, in der Regel dem Lkw, unterwegs sein. Denn man kann nicht alles nur mit der Bahn fahren, man braucht eine Alternative. Wir haben daher eine Reihe von bi- und trimodalen Lösungen, weil wir mittlerweile über ein entsprechendes Netzwerk verfügen, das es uns erlaubt, solche Systeme zu betreiben.

Unter dem Strich ist also der Transport per Bahn günstiger.
Betrachtet man alleine die Kosten - den Transport per Bahn, den Umschlag und danach die Distribution -, ist die Schiene teurer als der direkte Transport per Lkw. Wenn ich aber alle Parameter berücksichtige, also Volumenschwankungen und Unpaarigkeiten, die im Lkw-Verkehr Zusatzkosten verursachen, dann ist die Bahn effizienter.

Inwiefern beeinflusst der Fahrermangel Ihre Entscheidung?
Der kommt hinzu. Den Fahrermangel spürt jeder. Auch deshalb rückt die Bahn stärker in den Fokus.

Welche Rolle spielt das Thema Umwelt bei der Wahl des Verkehrsträgers?
Wir sind ein ökologisch orientiertes Unternehmen. Aber die Wahl eines Verkehrsträgers muss sich immer auch wirtschaftlich rechnen. Sonst wird man keinen Markterfolg haben. Aber vielleicht kommen wir zukünftig dorthin, dass in Ausschreibungen auch ein geringerer CO2-Ausstoß ein Parameter bei der Auftragsvergabe wird.

Wird Mosolf künftig mehr Autos per Bahn transportieren als die bislang 300.000 Fahrzeuge pro Jahr?
Eine konkrete Vorhersage zu machen, ist schwierig. Aber wir werden aus den genannten Gründen kaum andere Alternativen haben, als Mengen zu bündeln und die auf andere Verkehrsträger zu bringen.

Das Interview führte VerkehrsRundschau-Redakteur Michael Cordes.

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