London. Die Ehe mit der spanischen Linie Iberia (IB) entwickelt sich für British Airways (BA) immer mehr zum Risikofall. So verliert die ohnehin stark verlustreiche IB täglich rund 3 Millionen Euro zusätzlich durch Streikaktionen des fliegenden und Bodenpersonals. Bereits im abgelaufenen Geschäftsjahr 2012 wies Iberia ein operatives Minus von 351 Millionen Euro aus, während Partner BA operationell einen Gewinn von 347 Millionen Euro einflog. Die hohen Verluste von Iberia konnte der britischen Partner folglich nicht kompensieren. Daraufhin beschloss das Management der International Airlines Group (IAG), zu der beide Fluglinien gehören, harte Sanierungsschritte. Die sollen vor allem Iberia wieder auf Kurs bringen.
Die Sparpläne sehen massive Einschnitte bei den Gehältern und die Entlassung von 3807 Iberia-Mitarbeitern vor. Ohne diese Maßnahmen, so BA-Chef Willie Walsh, sei es schwierig, den spanischen Partner bis 2015 in die Gewinnzone zurückzuführen. Dagegen laufen die spanischen Gewerkschaften Sturm, die ihre Iberia-Mitarbeiter zu Protestmaßnahmen und Streikaktionen aufriefen, die am 18. Februar begannen und deren Ende offen ist.
Ein inzwischen eingesetzter Schlichter hat jetzt vorge schlagen, 666 Stellen weniger zu streichen als ursprünglich vorgesehen. Zudem spricht sich der Mediator für einen Gehaltsverzicht von sieben Prozent des Bodenpersonals und die Reduzierung der Bezüge bei Piloten und Kabinenbesatzungen um 14 Prozent aus. Die IAG-Führungsgremien haben die vorgelegte Kompromisslösung bereits akzeptiert, während die spanischen Gewerkschaften das Vorschlagspaket noch prüfen.
Iberia wird weiter unter Spaniens Wirtschaftskrise leiden
Luftfahrtexperten beurteilen die Perspektive der Iberia-BA-Verbindung dennoch kritisch. Sie verweisen auf die anhaltende Marktschwäche Spaniens und den Rückgang der Kaufkraft ganzer Bevölkerungsgruppen auf der iberischen Halbinsel. Davon seien Billigflieger weniger betroffen, während die mit hohen Kostenblöcken kämpfende Iberia sich längerfristig keine Preiskämpfe im Niedrigsegment leisten könne.
Ein Blick auf die Luftfrachtentwicklung zeigt auch dort starke Preis- und Mengeneinbrüche bei Iberia. Hauptgrund sind die hohen Produktionsrückgänge der spanischen Industrie. Eine Trendwende ist allen Statistiken von örtlichen Industrie- und Handelsverbänden zufolge nicht absehbar.
BA und IB haben sich Anfang 2011 unter dem Holdingdach der IAG zusammengeschlossen, fliegen aber weiter unter eigenem Namen. Beide Gesellschaften melden für das abgelaufene Geschäftsjahr die Beförderung von 6080 Tonnenkilometern Luftfracht. Das entspricht einem Minus von 1,2 Prozent gegenüber 2011. (hs)