Frankfurt/Main/Hamburg. Auch Übernahmen anderer Hafenbetreiber im Ausland seien denkbar. „Wir sind nicht nur Gewinner der Globalisierung, sondern auch Treiber“, sagte Peters. Beim Börsengang sollen 22,54 Millionen Aktien des größten deutschen Hafenbetreibers angeboten werden. Das entspricht einem Anteil von 30 Prozent des Unternehmens. Der Rest bleibt weiterhin bei der Stadt Hamburg. Das Emissionsvolumen wird von Analysten auf eine Spanne zwischen 900 Millionen und 1,3 Milliarden Euro geschätzt. Die Erstnotiz ist frühestens am 2. November möglich. Die konkrete Preisspanne für die Aktien und den weiteren Fahrplan will Peters nach einer Werbetour bei Investoren in mehreren europäischen Städten und in den USA bekannt geben. Der Börsengang der Hamburger Hafen und Logistik AG zählt zu den größten der vergangenen Jahre in Deutschland. Das Unternehmen gilt als Kandidat für den Auswahlindex MDAX der mittelgroßen deutschen Aktiengesellschaften. Anfang 2006 war ein Verkauf des Unternehmens an die Deutsche Bahn AG gescheitert. Die Mitarbeiter hatten sich zudem dagegen gewehrt, dass mehr als 30 Prozent an die Börse gebracht werden. Von den Erlösen aus dem Börsengang sollen rund 100 Millionen Euro aus einer Kapitalerhöhung direkt in das Unternehmen fließen. Der weitaus größere Teil soll dagegen an die Stadt Hamburg als bisherige Alleineigentümerin gehen. Die Stadt will das Geld allerdings in die Infrastruktur des Hafens stecken, so dass die Betreibergesellschaft davon ebenfalls profitiert. Dazu zählen Kaianlagen oder auch Straßen. Peters verwies darauf, dass der weltweite Containertransport zur See rund zweieinhalb bis drei Mal schneller wachse als die Weltwirtschaft. Der Hamburger Hafen profitiere davon als Logistikdrehscheibe und wachse seit dem Jahr 1999 zweistellig. Das Unternehmen organisiert nicht nur den Hafen in Hamburg, sondern hat auch eine umfassende Logistikstruktur wie zum Beispiel ein Binnenterminal in Prag, das mit Güterzügen an den Hafen angebunden ist. In Hamburg soll die HHLA-Container-Kapazität auf zwölf Millionen Container pro Jahr verdoppelt werden. Zudem werden Beteiligungen oder Zukäufe an der Ostsee, der nördlichen Adria und am Schwarzen Meer geprüft. Bei diesen Investitionen soll das bestehende Logistiknetz genutzt werden können, Übernahmen in Fernost oder in Südamerika seien nicht geplant. Das Unternehmen werde auch künftig überproportional am Wachstum der Weltwirtschaft teilnehmen, sagte Peters. Den künftigen Aktionären stellte das Unternehmen Dividenden in Höhe von 50 bis 70 Prozent der Nettogewinne in Aussicht. Trotz der Expansionspläne sei keine übermäßige Verschuldung notwendig, da die Ertragskraft groß genug sei. Neben institutionellen Großinvestoren will das Unternehmen auch Private als Aktionäre gewinnen. Er wünsche sich, dass mehr als zehn Prozent der verkauften Aktien an private Anleger gingen, sagte Peters. Mitarbeitern der Gesellschaft werden Aktien bis zum Wert von 2800 Euro mit einem Abschlag von 50 Prozent angeboten. Im ersten Halbjahr 2007 hatte der Hafen- und Logistik-Konzern seinen Umsatz um 15,7 Prozent auf mehr als 560 Millionen Euro gesteigert. Der Überschuss nach Steuern stieg zugleich um 71,5 Prozent auf 79,3 Millionen Euro. Ende 2006 zählte der Konzern rund 4200 Mitarbeiter. Chronologie: Von der Privatisierungsentscheidung bis zum Teilbörsengang Auf turbulente zwei Jahre blickt der Hamburger Hafenbetreiber HHLA AG zurück, von dem 30 Prozent an die Börse kommen sollen. Einige Etappen: November 2005 Die Deutsche Bahn interessiert sich für eine HHLA- Beteiligung und stellt einen Umzug ihrer Zentrale nach Hamburg in Aussicht. 22.12.2005 Mit einem Autokorso protestieren HHLA-Beschäftigte gegen den möglichen Verkauf an die Bahn. 13.1.2006 Das Milliardengeschäft zwischen Senat und Bahn platzt. Die Bahn-Zentrale soll nicht nach Hamburg kommen. Der Senat will daraufhin auch keinen Bahn-Einstieg bei der HHLA. 15.6.2006 Die Investorensuche für 49,9 Prozent an der HHLA geht weiter, auch ein Börsengang wird erwogen. 14.12.2006 Mehr als 2000 Beschäftigte protestieren gegen eine Teilprivatisierung, die Arbeit an HHLA-Containerterminals ruht zur Frühschicht. 1.1.2007 Die HHLA-Betriebsräte sprechen sich beim Neujahrsempfang im Rathaus bei Bürgermeister Ole von Beust (CDU) gegen eine Privatisierung aus. 22.2.2007 Demonstration und Kundgebung vor der Hamburger Firmenzentrale. 12.03.2007 Der Betriebsrat verweigert die Genehmigung von Überstunden, leichte Verzögerung bei Schiffs- und Lkw-Abfertigungen. 13.03.2007 Der Senat entscheidet, dass Hamburg die HHLA teilweise an die Börse bringt. Stopp des Bieterverfahrens. Der Kompromiss wird von den Arbeitnehmern mitgetragen; sie sollen mit einem Aktienprogramm beteiligt werden. Angesichts des Überstunden-Boykotts wollte der Senat Schaden vom Hafen abwenden. Speicherstadt und Fischmarkt bleiben im Firmenbesitz. 5.7.2007 Die Hamburger Bürgerschaft stimmt dem Börsengang endgültig zu. 2.8.2007 Die HHLA bilanziert für 2006 einen Jahresüberschuss von 117 Millionen Euro (plus 68 Prozent); die Erlöse steigen um mehr als ein Fünftel auf erstmals über eine Milliarde Euro (1,017 Mrd). Oktober 2007 Veröffentlichung des Wertpapierprospekts. Bis zu 22,54 Millionen Aktien sollen angeboten werden. Zeichnungsfrist: frühestens am 26. Oktober, Ende zwischen 1. und 15. November. Notierung an der Frankfurter Wertpapierbörse (Prime Standard) und an der Börse Hamburg.
Hamburger Hafenbetreiber auf Werbetour für Börsengang – mit Chronologie
Mit der Ankündigung einer kräftigen Expansion hat der Hamburger Hafenbetreiber HHLA am Montag seine Werbetour für den Börsengang begonnen. Vorstandschef Klaus-Dieter Peters sagte in Frankfurt, die Kapazität in Hamburg solle bis zum Jahr 2012 verdoppelt werden.