Hamburg setzt aufs Binnenschiff

Die Stadt Hamburg will mehr Containerbinnenschiffe im Hamburger Hafen sehenHamburg setzt aufs BinnenschiffHamburg will im Hinterlandverkehr verstärkt das Binnenschiff einsetzen. Der Anteil am Modal Split soll innerhalb von sieben Jahren verdoppelt werden.Das hört sich nicht nach viel an: die Erhöhung des Anteils der Binnenschifffahrt im Hafenhinterland von Hamburg um zwei auf fünf Prozent, verteilt über acht Jahre. In absoluten Zahlen wird die Dimension deutlicher: Die Anzahl der zu transportierenden Container würde sich von 120.000 im Jahr 2008 auf 500.000 TEU 2015 vervierfachen.„Dieses Transportvolumen ist machbar“, sagt Björn Pistol von Uniconsult. Pistol hat für die Hamburger Behörde für Wirtschaft und Arbeit eine Studie zur Verkehrsverlagerung vom LKW auf Binnenschiffe im Hinterlandverkehr des Hafens erstellt. Optimistisch ist auch der Hamburger Wirtschaftssenator Axel Gedaschko: Das Ziel sei erreichbar, wenn „der Umschlag wieder anzieht und durch den daraus resultierenden kapazitiven Druck auf Straße und Schiene die Wasserstraßen an Attraktivität gewinnen“. Hintergrund der Initiative: Straßen und Bahn sollen von den steigenden Transportmengen entlastet werden. Dazu muss der Transport per Binnnenschiff jedoch attraktiver werden. „Das Kernproblem sind die hohen Kosten im Vergleich zur Bahn oder zum LKW“, sagt Pistol. Ein Klotz am Bein sind die hohen Abfertigungskosten im Seehafen, deren Anteil an den Gesamtkosten laut Studie 40 Prozent beträgt. Daher ist der Transport eines Containers zwischen Hamburg und Magdeburg per Schiff mit 455 Euro teurer als per LKW (430 Euro). Um die Kosten zu senken, wird in der Studie vorgeschlagen, terminalnahe Binnenschiffumschlagplätze einzurichten. Außerdem sollte der Bau dieser Umschlagplätze durch eine neue Förderrichtlinie Kombinierter Verkehr (KV) finanziell unterstützt werden. „Hier besteht momentan jedoch das Problem, dass der Seeumschlag davon profitieren würde und die derzeitige Richtlinie dies nicht vorsieht“, sagt Pistol.Ein anderes Problem sind die fehlenden Flächen im Hafen. Die Ausweisung der Binnenschiffsliegeplätze hätte zur Folge, dass dem Seeschiffsumschlag noch weniger von der knappen Ressource Kaikante zur Verfügung stünde. „Wir wollen mit allen Beteiligten dieses Problem in einem Arbeitskreis angehen, der seine Arbeit im September aufnimmt“, sagt Gedaschko.Neue Containerlinie Hamburg-BerlinDie Studie listet zahlreiche weitere Maßnahmen zur Erhöhung des Modal Splits der Binnenschifffahrt auf, wie die Sicherstellung leistungsfähiger Wasserstraßen und die Schaffung von neuem Schiffsraum. Zudem wird beklagt, dass es im Wesentlichen nur drei Anbieter für Containertransporte auf der Elbe gibt: Lexzau Scharbau, Börde Container Feeder und die Deutsche Binnenreederei AG. Allerdings tut sich jetzt etwas: Zwischen Hamburg und Berlin gibt es seit dem 30. Juli die Elbe-Container-Linie. Zusammen mit der Deutschen Transport-Genossenschaft Binnenschifffahrt eG will die Behala in Berlin als Betreiber wöchentlich ein Schiff auf dieser Route mit einer Kapazität von 60 TEU verkehren lassen. Ein erster, kleiner Schritt in Richtung fünf Prozent Modal Split. ❙❚■ Michael Cordes

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