Hamburg. Auch der Weltseeverkehr wird künftig für die von ihm verursachten Emissionen mit einer Art Klimaschutzabgabe belastet. „Angestrebt wird eine CO2-Abgabe ab dem Jahr 2013“, stellte Dr. Hermann J. Klein, Mitglied des Vorstands der Schiffsklassifizierungs-Gesellschaft Germanischer Lloyd (GL), jetzt in Hamburg vor Journalisten in Aussicht. Derzeit werde in der International Maritime Organization (IMO) mit Sitz in London über ein Abgabenspektrum von 20 bis 100 US-Dollar je ausgestoßener Tonne CO2 diskutiert. Zum besseren Verständnis: Beim Verbrennen von einer Tonne Schweröl, dem am weitesten verbreiteten Treibstoff im Weltseeverkehr, fielen rund drei Tonnen CO2 an.
Die Einführung von Klimaschutzabgaben in der Seeschifffahrt werde die Reeder nachhaltig dazu bewegen, die „Umweltbilanz“ und „Energieeffizienz“ dieses Verkehrsträgers nachhaltig zu verbessern, erwartet Klein. Der GL befasst sich sehr intensiv mit der Thematik und wird entsprechende Lösungskonzepte für die Reeder entwickeln. Dabei stellte er noch einmal klar: „Der Seetransport ist und bleibt die energieeffizienteste und umweltfreundlichste Transportvariante.“ Obwohl sich die Weltflotte seit 1970 gegenüber heute „verdreifacht“ habe, seien die damit einher gehenden Emissionen „nur um 70 Prozent gestiegen“.
Für den GL, der neben dem Kerngeschäft „Schiffsklassifikation“ das Segment „Industrielle Dienstleistungen“ betreibt, war 2007 wieder ein arbeitsreiches Jahr. Der Neubauboom sei ungebrochen, wobei neben sich neben dem Order-Schwerpunkt „Containerschifffahrt“ auch die Sparte „Massengutschifffahrt“ sehr rasant wachse. Per Oktober 2007 standen in den Orderbüchern der Werften zum Beispiel Containerschiffe mit einem umbauten Schiffsraum von rund 74,5 Millionen BRZ. In diesem Segment habe der GL seine Marktführerschaft 2007 noch weiter ausbauen können, und zwar auf rund 45 Prozent, kommend von gut 35 Prozent Ende 2006. Klein: „Wir wollen hier weitere Marktanteile hinzugewinnen.“
Weiterhin kommen die meisten Bestellungen für Containerschiffs-Neubauten aus Deutschland, wie Zahlenmaterial belegt, das allerdings nur die erste Hälfte von 2007 berücksichtigt. Bis dahin standen 573 Containerschiffe mit zusammen 1,9 Millionen Standardcontainern (TEU) in den Orderbüchern der Werften. Zum Vergleich: Die Schifffahrtsnation Japan brachte es bei dieser Spezies gerade auf 84 Frachter mit zusammen rund 0,4 Millionen TEU.
Weil der Trend zu immer größeren Containerschiffen anhalte – auch und gerade im Hinblick auf die bis 2015 abzuschließende Ertüchtigung des Panama-Kanals – mahnte GL-Vorstand Klein die Politik in Deutschland, zentrale Maßnahmen wie die Elb-Fahrrinnen-Anpassung in jedem Fall so schnell wie möglich in Angriff zu nehmen. Anderenfalls drohten mittel – bis langfristig Markanteilsverluste für den Hamburger Hafen. (eha)