Erfurt. Ob die Tunnelkette der Autobahn 71 für Gefahrguttransporte geöffnet wird, steht weiterhin in den Sternen. Fest steht hingegen, dass die Sperrung der Tunnel für Diskussionen zwischen Politikern, Verbänden und Unternehmern sorgt. „Die Thüringer Landesregierung ist grundsätzlich bestrebt unter Gewährung der Sicherheit aller Tunnelnutzer die derzeitige Beschränkung der Zulassung von kennzeichnungspflichtigen Gefahrgutfahrzeugen in den Tunneln der Bundesautobahn A 71 zu lockern", so Fried Dahmen, Pressesprecher beim Thüringer Ministerium für Bau, Landesentwicklung und Verkehr. Verschiedene Möglichkeiten würden derzeit von dem Lenkungskreis „Gefahrgut durch Thüringer Tunnel" bewertet. Ergebnisse liegen derzeit jedoch noch keine vor.
Verbände kritisieren in erster Linie das erhöhte Sicherheitsrisiko, das mit dem Umfahren der Tunnelketten einhergeht. „Wir haben die tragische Erfahrung im letzten Winter machen müssen, dass die Kammquerung durch den Thüringer Wald bei widrigen Wetterverhältnissen für Gefahrguttransporte und Bevölkerung eine Zumutung ist", sagt Thilo Müller, Geschäftsführer des Landesverbands Thüringen des Verkehrsgewerbes. Eine Öffnung der Tunnelkette für Gefahrguttransporte hält er dennoch für keineswegs sicher. „Die Entscheidungsträger, also das Thüringer Verkehrs- und das Innenministerium, schieben sich derzeit die Verantwortung gegenseitig zu."
Vor allem die Transportunternehmen belastet die derzeitige Situation stark. „Für die Mineralöltransporte ist das ein Desaster", so Müller. Deshalb drängt sein Verband auf eine schnelle Entscheidung. „Wir hoffen natürlich sehr, dass sich die Vertreter aus der Politik eines Besseren besinnen, nachdem was wir hier im letzten Winter erlebt haben."
Nach Ansicht von Jörg Lenk, Geschäftsführer des Verbands für Energiehandel Südwest-Mitte, scheitert die Öffnung der Tunnelkette unter anderem an der Tatsache, dass bisher keine ausreichende Anzahl von Kräften für die Tunnelfeuerwehr zur Verfügung steht. Die Sperrung gerade für Produkte wie Heizöl und Diesel hält er indes für nicht gerechtfertigt. Die Ausweichstrecken würden über den Kamm des Thüringer Waldes führen, die wiederum aber streckenweise für Gefahrgut gesperrt sind. „Folglich müssen die Unternehmen sich erst wieder kostenpflichtige Ausnahmegenehmigungen beschaffen – eine moderne Form der Wegelagerei", erklärt Lenk.
Auch das Thüringische Verkehrsministerium weiß um die schwierige Lage der Transportunternehmen. Laut Fried Dahmen sei es wirtschaftlich wünschenswert, die Beförderungen gefährlicher Güter durch die Tunnel der A 71 zu ermöglichen. „Bei dieser Entscheidung ist aber der Sicherheit aller Tunnelnutzer Vorrang einzuräumen und die Belange des Brand- und Katastrophenschutzes sind zu berücksichtigen." (ts)