Paris. Euro Cargo Rail (ECR), die französische DB-Bahnfrachttochter, hofft nach einem Bericht der Pariser Les Echos, noch in diesem Jahr ins finanzielle Gleichgewicht zu kommen. Dieses Ziel hatte sie sich schon im Vorjahr gesetzt, damals aber noch nicht erreicht. ECR-Chef Alain Thauvette macht dafür vor allem den 22-Tage-Streik bei der Staatsbahn SNCF verantwortlich, der den eigenen Verkehr stark beeinträchtigt und dem Unternehmen Verluste in zweistelliger Millionenhöhe eingetragen habe. Nach Berechnungen des Pariser Handelsgerichts dürften sie 2010 bei rund 35 Millionen Euro gelegen haben.
Zu den positiven Ergebnissen des Vorjahres zählt ECR einen Umsatzanstieg um 25 Prozent auf 110 Millionen Euro. Für dieses Jahr sind plus 45 Prozent angestrebt, das wären dann 160 Millionen. Wenn man als Messlatte die transportierten Tonnen-Kilometer zugrunde lege, komme man derzeit auf einen Marktanteilvon 14 Prozent, sagte Thauvette. An zweiter Position folge mit knapp vier Prozent Anteil die Eurotunnel-Frachttochter Europorte und insgesamt liege der Anteil privater Anbieter im Bereich der französischen Bahnfracht bei 20 Pozent.
Der Erfolg von ECR lässt sich nicht nur mit der chronischen Schwäche des Staatsunternehmens Fret SNCF erklären. Laut Alain Thauvette verdankt er sich vor allem dem Umstand, dass 40 bis 60 Prozent der Kunden solche seien, die entweder die Schiene als Transportmittel aufgegeben oder sie noch nie zuvor als solches in Anspruch genommen hatten. Ein Beispiel dafür sei die von bretonischen Agrar-Genossenschaften gegründete Firma Combiwest, deren Züge von ECR-Maschinen gezogen werden.
Entwicklung durch Besetzung von Nischen
Für die weitere Entwicklung setzt ECR auch auf Nischen wie spezielle Einzelwaggon-Zugangebote. Mit diesen kommt die DB-Tochter momentan auf 10 bis 15 Prozent vom Gesamttransportvolumen und hofft, diesen Anteil auf Dauer bis zu 25 Prozent hochbringen zu können, gestüzt auf das Gewicht dieser Transportart im internationalen Güterverkehr. Für Fret SNCF war sie dagegen in der Vergangenheit eine Quelle permanenter Verluste, die bis zu 70 Prozent der Gesamtverluste erreichten, weshalb die französische Staatsbahn ihr Einzelwaggon-Angebot drastisch heruntergefahren und auf wenige lukrative Hauptachsen begrenzt hat.
Trotz aller Probleme im französischen Bahnfrachtsektor zeigt sich der ECR-Chef für dessen Zukunft optimistisch. Voaussetzung seien allerdings Änderungen im institutionellen Bereich. Die bisher von SCNF-Beschäftigten organisierten Streckennutzungszeiten müssten in die Kompetenz des Infrastrukturbetreibers RFF übergeleitet werden, damit dieser endlich die reale Kontrolle über das erhalte, was er selbst jeweils in die Wege leite. (jb)