Transparenz, das ist auch so ein modernes Wort, das jeder, der einem etwas von guter Unternehmensführung erzählen will, gerne im Munde führt. Transparente Preise, transparente Prozesse, transparente Kosten. Transparent, das klingt gut. „Gläsern“ bringt da schon einen ganz anderen Zungenschlag ins Spiel: der gläserne Fahrer, der gläserne Kunde, das gläserne Unternehmen. So durchsichtig soll es nun auch wieder nicht sein – wer ist schon gerne nackt? Elektronische Plattformen zur Frachtvergabe bringen, so werben die Anbieter solcher Systeme, endlich Transparenz in die Qualität und das Preisniveau angebotener Transportdienstleistungen. Verlader, die ihre Fracht über solche elektronischen Systeme ausschreiben, erhalten auf Knopfdruck Angebote mehrerer Dienstleister und können auf diese Weise nicht nur schneller entscheiden, sondern auch auf der Grundlage besserer Daten. Kein Wunder, dass solche Plattformen bei Verladern in Handel und Industrie großes Interesse wecken. Für die Dienstleister, die über solche Börsen mit ihren Auftraggebern kommunizieren, ist die Sache zweischneidig. Ganz klar gilt: Auch sie profitieren von der schnelleren Abwicklung über das elektronische Medium und wer es schafft, sich in solchen Börsen als zuverlässiger Anbieter zu etablieren, kommt schneller an attraktive Auftraggeber. Aber wer glaubt, durch die Nutzung solcher Börsen ändert sich tatsächlich nur das Medium, sieht zu kurz. Das neue Medium gibt Verladern ein ausgezeichnetes Mittel für das Benchmarking der Transportpreise in die Hand. Das Preisgefüge wird transparenter als je zuvor – darauf müssen sich Dienstleister wohl oder übel einstellen. Dietmar Winkler Redakteur
Frachtbörsen: Die neue Nacktheit
Der Kommentar der Woche von Dietmar Winkler, Redakteur