Flexibler laden, sicherer ziehen

Die Ursprünge der Spezies Megatrailer lassen sich allein durch ökonomische Vorteile schnell und logisch erklären: Bei Ewals Cargo Care, einem holländischen Logistikunternehmen, setzten findige Konstrukteure in den Neunzigerjahren eine Idee um, die sich an den Maßen der Transportboxen für Zulieferteile der Automobilindustrie orientierte. Das Ziel: eine Effizienzsteigerung des regelmäßigen Lieferverkehrs zwischen dem europäischen Festland und den Herstellungsstandorten von General Motors Europe in Großbritannien. Die Innenabmessungen der neuen Auflieger wurden genau auf Palettenstellplätze zugeschnitten - 34 passten schließlich drauf. Auch die Stapelbarkeit wurde so generell auf Faktor drei erweitert - durch die neue Innenhöhe von drei Meter finden dort 96 Gitterboxen Platz. Optimiert man das Ladevolumen eines Megatrailers, sind 100 Quadratmeter möglich. Bei einer Fahrzeugkombination mit einem Megatrailer wird mehr Innenhöhe durch eine geänderte Ladeflächenhöhe erreicht - die Ladung liegt dort nur knapp einen Meter über dem Asphalt. Dafür sind allerdings sogenannte Lowliner-Sattelzugmaschinen mit besonders niedriger Aufsattelhöhe notwendig. Durch die höher liegende Sattelkupplung einer Standard-Zugmaschine würde die zulässige vier Meter Gesamthöhe des Fahrzeuges überschritten. Schon vor Jahren hat der BGL (Bundesverband Güterkraftverkehr Logistik und Entsorgung) bekräftigt, dass bei Sattelfahrzeugen mit Megatrailern die Einhaltung der geforderten vier Meter Fahrzeughöhe technisch nicht darstellbar sei. Mittlerweile haben sich viele Hersteller angepasst und Sonderkonstruktionen entwickelt, die eine geringere Aufsattelhöhe erlaubt - denn die Ladevorteile der Megatrailer sind unbestritten. War es bisher vorrangig die Automobilindustrie, die aufgrund von gut stapelbaren Ladungsträgern die drei Meter Innenhöhe komplett ausnutzen konnte, haben sich seit einiger Zeit auch zahlreiche andere Industriezweige, etwa die Papier- und Verpackungsindustrie, eingeklinkt, um damit Transportkosten zu verringern. Optimierung im Detail Das Be- und Entladen gehören zum Transport. Darum setzen beinahe alle Hersteller von Megatrailern auf luftige Höhen und statten ihre 2- und 3-Achser mit einem Hubdach aus. Drei Gitterboxen lassen sich damit sicher übereinander stapeln, die seitliche und hintere Durchladehöhe kann so auf über drei Meter vergrößert werden. Moderne Mega-Auflieger sind nach DIN EN 12642 Code XL zertifiziert und optional für den Einsatz im Automotive-Bereich nach Daimler-Richtlinie 9.5 ausgestattet. Letztere verlangt seit 2014 mehr Widerstand gegen Seitenkräfte (das 0,4-Fache der zulässigen Nutzlast). Alu- und Holzspriegelbretter wurden schon seit einigen Jahren oft ersetzt - etwa durch Seitenschutznetze wie bei Hersteller Kögel. Damit wiegt der Trailer nicht nur weniger, sondern auch das Handling wird vereinfacht und damit verringert sich die Verletzungsgefahr. Bei seinen Megatrailern setzt Kögel auch auf Korrosionsschutz durch Nano-Ceramic plus KTL-Beschichtung sowie UV-Lackierung. Seine Mega Rail-Trailer bieten zusätzliche Platzvorteile - auf jedem finden 37 statt der üblichen 34 Europaletten Platz. Brandneu ist der Novum-Trailer, der in Kürze auf der IAA vorgestellt wird und auch mit zwei 10-Tonnen-Achsen bestellbar sein wird. Der 1810 Millimeter lange Achsabstand soll Laufruhe gewährleisten, als Extras gibt es Mehrkammerschlussleuchten und einen Palettenstaukasten für 24 Europaletten. Um Abbiegeunfällen vorzubeugen, ist der Neue sogar optional mit blinkenden Seitenmarkierungsleuchten ausgestattet. Power Curtain nennt Schmitz Cargobull seine neue Aufbaulösung. Die speziell verstärkte Plane ist so stabil, dass zur seitlichen Ladungssicherung bei formschlüssiger Ladung keine Extras notwendig sind. Für den Fahrer bedeutet das kürzere Beund Entladezeiten und mehr Arbeitssicherheit, außerdem effektiven Diebstahlschutz gegen Aufschlitzen. Das Hubdach des S.CS Mega aus Horstmar kann per hydropneumatischer Pumpe links, rechts oder aber beidseitig angehoben werden. Seit der letzten Modellpflege hat der Varios-Aufbau einen abermals erweiterten Verstellbereich - er ist jetzt auf Laderaumhöhen zwischen 2700 und 3050 Millimeter einstellbar, die Bolzen an den Micro-Rungen und Eckstützen können in 50er-Schritten abgesteckt werden. Mehr als Sicherheit und Korrosionschutz Ladungssicherung per Seitenplane trägt bei Fahrzeugbauer Dinkel den Namen Cito. Die stabile Schnellschiebeplane wurde im vergangenen Jahr vorgestellt und erfordert ebenso keinerlei zusätzliche Seitenladungssicherung. Anders, aber nicht minder pfiffig erleichtert Hersteller Krone mit seinem Safe Curtain das Öffnen und Schließen des Aufliegers. Hochfeste Federstahlstreifen sind in die Seitenplanen integriert und sorgen für 90 Kilogramm Gewichtseinsparung, alle Krone Schiebeplanenauflieger sind nachrüstbar. Weitere Detaillösungen der niedersächsischen Trailer: der Chassis-Korrosionsschutz mit kathodischer Tauchund Pulverbeschichtung sowie die 700 mm breite Aufsattelplatte. Damit gleitet der Auflieger auch beim Aufsatteln in der Schräge leichter auf die Zugmaschine. 400 mm Hub bietet das hydraulische Hubdach, hier arbeiten (aus Zeitgründen) vier Einzelpumpen. Serienmäßig verfügt der Mega Liner über eine Dachhöhenverstellung von 100 Millimetern; für den Fahrbetrieb lässt sich die Aufbauhöhe um denselben Wert reduzieren. Zwei innenliegende, einhändig bedienbare Verschlussstangen arbeiten am Heck - dort kann die Ladefläche mit 260 Millimeter Luftfederhub an die jeweilige Rampenhöhe angepasst werden. So könnte man kurz und knapp die Megatrailer-Neuheiten des Hauses Fliegl beschreiben. Free Load System tauft der Hersteller sein Curtainsider Be- und Entladekonzept. Die geöffnete Plane und die Schieberungen werden zum Heck hin weggeklappt, sodass die gesamte Ladelänge des 13,2-m-Aufliegers uneingeschränkt nutzbar wird. Das Free Load System ist für alle Fliegl Road- und MegaRunner mit und ohne Coilmulde adaptierbar. Fliegl entwickelt Oberholm neu Fliegl hat sich um ein Bauteil bemüht, das bei Ladvorgängen oft Kummer bereitet: der Oberholm - dieser wurde nun durchbiegungsfrei neu entwickelt. "Wir nutzen innovative Press- und Walzwerkzeuge, um dem Dachholm maximale Stabilität zu verleihen", sagt Geschäftsführer Helmut Fliegl. Vergleiche haben ergeben, dass sich Dachholme nach dem Öffnen der Plane und dem Entriegeln der Rungen bis zu 210 Millimeter durchbiegen. Dadurch wird der Zugriff auf den Laderaum eingeschränkt, Staplerfahrer werden zu riskanten Manövern gezwungen. Hydraulik, Elektronik und Lenkachsen - auf all das kann der neue Lenkdolly aus dem thüringischen Triptis verzichten. Weitere Parameter im Lastenheft: kompakte, flache Bauweise, um die Einhaltung des 4-Meter-Höhenlimits zu ermöglichen. Mit verlängertem Zugholm und einem weit nach hinten verlagerten Drehpunkt wird damit ein idealer Wendekreis erreicht. In einer Kurve schiebt die Zugmaschine das Dolly dann entgegen seinem Einschlag nach außen. Es soll exakt auf dem Radius der Lkw-Vorderachse laufen und die Bewegung des Motorwagens eins zu eins auf den nachfolgenden Auflieger übertragen. Leicht sind mittlerweile alle Megatrailer, aber nur wenige Hersteller setzen so auf konsequenten Leichtbau wie Karl Dinkel. Der kleine Betrieb am Main beherrscht die Balance zwischen Gewichtseinsparung und Festigkeit, die auch durch die Verwendung hochfester Feinkornstähle und der eigenen Schweißkonstruktionen begründet ist. So wiegt der leere Megatrailer mit 95-Millimeter-Hals (2 x 10 Tonnen Zuladung) nur 4430 Kilogramm. Die Fertigungstiefe der Wertheimer - eigene Rungen- und Verdeckgestelltechnik und Hubdachlösungen - lässt ahnen, dass auch dort Trailer gebaut werden, die mit 40-Millimeter-Rahmenhals und 16 Tonnen Punktlast auf vier Meter besondere Qualitäten besitzen. Mehr zum Thema finden Sie im Dossier Trailer www.verkehrsrundschau.de/dossiers Anbieterauswahl Bernard Krone Fahrzeugwerk www.krone.deKurt Dinkel GmbH www.kdinkel.comFliegl Fahrzeugbau GmbH www.fliegl-fahrzeugbau.deKögel Trailer GmbH & Co. KG www.koegel-trailer.comSchmitz Cargobull AG www.cargobull.com