Rom/Italien. Das Finanzunternehmen Management&Capitali (M&C) des italienischen Großindustriellen Carlo De Benedetti hat Interesse am Einstieg bei der angeschlagenen italienischen Fluglinie Alitalia signalisiert. Wie das Unternehmen kurz nach Ende der Bieterfrist am Montagabend 18 Uhr mitteilte, brauche es vor einer Entscheidung aber mehr Informationen. M&C werde bei einem möglichen Einstieg von der Bank Goldman Sachs unterstützt, hieß es in Mailänder Finanzkreisen. Auch der Mailänder Geschäftsmann Paolo Alazraki zeigte sich interessiert. Er sei bereit - ebenfalls mit Unterstützung ausländischer Banken - 49,9 Prozent des Alitalia-Kapitals zu übernehmen. „Ich werde keine Entlassungen und keine Grundstücksverkäufe vornehmen“, erklärte er. „Die Piloten, Stewardessen und Angestellten sind das einzig Gute an Alitalia, den Rest kann man wegwerfen“, meinte er offenbar mit Blick auf die veraltete Flotte. Um die marode Linie zu retten, hatte die italienische Regierung 49,9 Prozent der Aktien zum Verkauf angeboten, ein Bieter muss mindestens 30,1 Prozent des Kapitals übernehmen. Alitalia hatte kurz zuvor bekannt gegeben, im vergangenen Jahr ein Minus von etwa 380 Millionen Euro verbucht zu haben. Dies bedeutet mehr als eine Million Euro Verlust am Tag. Das Unternehmen hat seit Jahren starke Probleme und ist seit langem auf der Suche nach einem strategischen Partner. Römische Zeitungen hatten berichtet, auch die italienische Fluggesellschaft Air One, ein Partner der Deutschen Lufthansa, habe Interesse. Ministerpräsident Romano Prodi erklärte am Montagabend, er sei optimistisch. Das Verfahren zum Verkauf Alitalias sei überaus transparent. Das schlechte Ergebnis der Linie wolle Prodi nicht kommentieren. „Die Zahlen sprechen für sich.“ Trotz der hohen Verluste betonte Alitalia, es verfüge über genügend Mittel, „um die Kontinuität des Unternehmens über zwölf Monate zu garantieren“. Die Verschuldung stieg den Angaben zufolge auf 1,03 Milliarden Euro Ende Dezember. Für die negative Entwicklung wurden hohe Treibstoffkosten, Konkurrenz durch Billigflieger sowie Streiks verantwortlich gemacht. Die Veröffentlichung der Geschäftsdaten hatte die italienische Börsenaufsicht verlangt. Für eine Übernahme brachten römische Zeitungen erneut den „Wunschpartner“ der Italiener, die französisch-niederländische Air France-KLM ins Spiel. In Paris hieß es dagegen, Air France-KLM wolle zunächst kein Übernahmeangebot abgeben, diese Position aber überdenken, falls Konkurrenten bieten sollten. Lufthansa hatte Berichte über ein eigenes Interesse bereits zuvor mehrfach als Spekulation bezeichnet. Dabei wurde in Frankfurt ausdrücklich auf die Partnerschaft mit Air One verwiesen. Es wird erwartet, dass sich der Kauf bis ins späte Frühjahr hinzieht. Die Regierung in Rom hat unter anderem die „Garantie der nationalen Identität“ sowie die Aufrechterhaltung des italienischen Streckennetzes zur Auflage gemacht. Als eine besondere Schwierigkeit wird von Unternehmerseite die starke Gewerkschaftsmacht bei Alitalia betrachtet. Die Fluglinie hat derzeit noch rund 20.000 Mitarbeiter. (dpa)
Finanzinvestoren planen Übernahme von Alitalia
Zwei italienische geführte Investorengruppen haben ein Übernahmeangebot für die angeschlagene Fluggesellschaft abgegeben