Evolution unter dem Fahrerhaus

Bescheidenheit sieht anders aus. Acht Prozent Kraftstoffersparnis soll der New Stralis gegenüber dem aktuellen Modell bringen. Dafür hat Iveco einiges beim neuen Modell getan: So arbeiten künftig die neuen, automatisierten Traxon-Getriebe von ZF in Kombination mit den ebenfalls überarbeiteten Cursor-11- und Cursor-13-Sechszylindern. Schon auf den ersten Metern zeigen die 12-Gang-Getriebe eine deutlich höhere Schaltgeschwindigkeit. In Kombination mit der größeren Getriebespreizung und einer neuerdings bis auf 2,47 verlängerten Hinterachsübersetzung sinkt das Drehzahlniveau im Hauptfahrbereich um 100 Touren - und damit auch der Verbrauch. Der Test eines Stralis 480 zeigt, dass der problemlos mit der langen Hinterachse klar kommt. Zwar steigt die Schalthäufigkeit, was aber angesichts der Getriebequalitäten keinen Nachteil bedeutet. Ganz im Gegenteil hat ZF die Schaltbox jetzt erleichtert - sie wiegt weniger als die AS-Tronic. Angenehm ist außerdem der neue Kriechmodus zum Rangieren. Und mit neuerdings vier Rückwärtsgängen lässt sich deutlich besser reversieren, als ehedem mit nur zweien - bei denen die Übersetzung nie so recht passen wollte. Gekühlte Abgasrückführung Bei den Motoren spendiert Iveco den beiden Dreizehnlitern 10 PS mehr und setzt beim neuen 570er wie auch beim Elfliter mit 480 PS ein technisches Schmankerl ein: Smart-EGR senkt im Teillastbereich die Verbrennungstemperatur und sorgt durch einen vorverlegten Einspritzbeginn für bessere Kraftstoffverbräuche. Iveco betont ausdrücklich, dass diese Art der gekühlten Abgasrückführung ausschließlich der Effizienz und eben nicht der Schadstoffminimierung geschuldet ist. Wie dem auch sei, der Fahrer merkt davon sowieso nichts. Da machen sich dann eher die 100 Nm mehr Drehmoment beim 420er und 480er bemerkbar - eine gute Maßnahme im Hinblick auf die verlängerten Achsen. Spritsparoptionen im Paketpreis Wie schon MAN mit EfficientLine bieten auch die Italiener jetzt ein Modell, das alle Maßnahmen für verbesserte Kraftstoffeffizienz vereint. Optimierte Achsaufhängungen sind künftig ebenso wie neue Leitungsverlegungen und eine verbesserte Elektrik/Elektronik bei allen Modellen obligat. Der Iveco hat zudem serienmäßig ein neues Druckluft-Managementsystem, eine variable Lenkhilfspumpe, Michelin Energiesparreifen, Vollverspoilerung sowie die energiesparenden und langlebigen LED-Rücklichter. Innen hat sich dagegen bis auf neue Sitzbezüge sowie eine neue Grafik im Display nicht so viel getan. Dafür bietet Iveco jetzt einen GPS-Tempomaten, der nach unseren ersten Eindrücken schon sehr gut funktioniert. Was wir besonders schätzen: Es gibt viel mehr Infos als früher, unter anderem zeigt das Display jetzt auch die Geschwindigkeit des Vorausfahrenden an. Und wirklich sinnvoll: Eco-Roll funktionert jetzt auch (nach Aktivierung durchs Gaspedal), wenn der Tempomat nicht aktiviert ist. Alles in allem mag der New Stralis keine Revolution sein, durchaus aber ist er eine gelungene Evolution. Mehr zum Thema finden Sie im Dossier Iveco www.verkehrsrundschau.de/dossiers Neuer Kraftstoffstandard im Fernverkehr? Iveco setzt auf CNG/LNG Überzeugt von Erdgas Bislang war Erdgas im Lkw allenfalls eine Option für den Verteilerverkehr. Doch Iveco ist überzeugt, dass speziell LNG, also verflüssigtes Erdgas, durchaus fernverkehrstauglich ist. Den Beweis tritt der New Stralis NP an, der im ersten Fahrtest eine gute Figur macht. Auf Basis des Cursor-9-Sechszylinders hat Iveco einen Selbstzünder geschaffen, der mit seinen 400 PS und 1700 Nm dem Diesel durchaus Paroli bieten kann. Zudem ist es den Entwicklern endlich gelungen, ein automatisiertes Getriebe, in dem Fall die AS-Tronic von ZF, an einen Gasmotor anzupassen. Kompliment, das ist Iveco sehr gut gelungen. Zwar glänzt die "alte" Schaltbox nicht eben mit rekordverdächtigen Schaltgeschwindigkeiten. Dennoch harmoniert der Gasmotor gut mit der Getriebesteuerung. Selbst mit 38 Tonnen Gesamtgewicht kommt der NP (Natural Power) gut mit der hügeligen Topografie rund um Madrid zurecht. Ein unbedingtes Muss ist - angesichts des schlechten Motorbremsmoments - der Retarder. Selbst von der Gewichtsbilanz her schneidet der Stralis NP gut ab. Er soll, abhängig von den verbauten Tanks, laut Hersteller identische Nutzlastreserven zum konventionellen Diesel aufweisen.Am meisten Durchdringung verspricht sich Iveco, wenn erst mal die LNG-Versorgung steht. Doch bereits mit CNG (Erdgas unter Druck) sollen 570 Kilometer Reichweite drin sein. Zwar ist der NP deutlich teurer als ein XP, Vorteile beim Kraftstoffpreis (Iveco kalkuliert mit 20 Prozent niedrigeren Kosten), vor allem aber die verringerte CO2-Emission und das extrem niedrige Geräuschniveau (71 db(A)) sollen dem Gasauto die nötigen Vorteile verschaffen. Zudem muss der Gas-Stralis jetzt nur noch alle 75.000 Kilometer zum Service.Beim Fahrtest konnten wir auf jeden Fall kaum noch Unterschiede zum vergleichbaren Diesel-Lkw feststellen. Fehlt nur noch das Tankstellennetz ... gg