Eurotunnel: Verhandlungen mit Gläubigern gescheitert

13.07.2006 09:56 Uhr
Gounon
© Foto: eurotunnel

Kanaltunnelbetreiber erklärt sich für zahlungsunfähig: Frist für Sanierungsplan läuft ohne Einigung aus

Paris/Frankreich. Der angeschlagene britisch-französische Kanaltunnelbetreiber Eurotunnel hat sich heute in Paris für zahlungsunfähig erklärt. Das Unternehmen steht seither unter dem Schutz der entsprechenden französischen Gesetzgebung. Die Verhandlungen über eine Neuverteilung der Schuldenlast in Höhe von knapp neun Milliarden waren in der vergangenen Nacht nach einem letzten Kompromissvorschlag von Eurotunnelchef Jacques Gounon gescheitert. Zur Stunde ist noch unklar, ob das Gericht die Prozedur für eine Rettungsaktion einleiten wird oder nicht. Diese basiert auf einem Gesetz vom 26. Juli letzten Jahres und soll „die Neustrukturierung des Unternehmens erleichtern, um die Fortsetzung der ökonomischen Aktivitäten sowie den Personalbestand und die Kontobereinigung bezüglich der Aktiva zu sichern“. Die betreffende Firma kommt mit der Einleitung des Prüfungsverfahrens unter juristische Kautel. Das Gericht kann einen Sanierungsplan mit einer bestimmten Frist verfügen, während derer die Rechte der Gläubiger ruhen. Die in einem Ad-hoc-Komitee zusammengeschlossene Hauptgläubigergruppe ist zu mehr als der Hälfte von der Verschuldung des Unternehmens betroffen und hatte am 23. Mai einem Sanierungskonzept zugestimmt. Dieses sieht auch eine Neufinanzierung vor. Mit 1,9 Milliarden Euro steht Eurotunnel bei einer kleineren Gruppe in der Kreide, als deren Sprecher die Deutsche Bank AG fungiert. Von dieser Gruppierung war das Konzept und in der letzten Nacht auch der erwähnte Kompromissvorschlag abgelehnt worden. Sie hatte dagegen einen Alternativplan unterbreitet, der offenbar nicht die nötige Zustimmung gefunden hat. Der Eurotunnelchef erklärte sein Unverständnis angesichts dieser Haltung und machte als Hauptverantwortlichen für das Scheitern die Deutsche Bank aus. Gounon lies verbreiten, er verstehe nicht, wie eine bedeutende Institution wie die Deutsche Bank an ihren unvernünftigen Forderungen festhalten könne, ohne ihrer Verantwortung für 2300 Angestellte und 800.000 Aktionäre bei Eurotunnel gerecht zu werden. (jb/sb)

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