Peking/Frankfurt. Die chinesischen Textilexporteure schlugen vor, die vereinbarten Quoten dafür einfach zu erhöhen. Experten beider Seiten begannen im Außenhandelsministerium in Peking "technische Gespräche". Wie EU-Delegationskreise berichteten, könnte eine Einigung in den Verhandlungen nur nach Konsultationen mit den EU-Mitgliedsstaaten über Brüssel verkündet werden. Angesichts der Lieferungen in mehrstelliger Millionenhöhe, die wegen ausgeschöpfter Quoten vom europäischen Zoll festgehalten werden, forderte die chinesische Vereinigung der Exporteure und Importeure von Textilien eine flexiblere Haltung der EU. "Wir hoffen, dass die in den europäischen Häfen gelagerten Waren so schnell wie möglich freigegeben werden, aber die Verantwortung liegt nicht auf der chinesischen Seite", sagte Sprecherin Hu Min. Von dem Vorschlag, die Quoten für nächstes Jahr einzubeziehen, hielt Hu Min nicht viel. "Wenn wir davon viel aufbrauchen, was machen wir dann nächstes Jahr?", sagte sie und forderte: "Die EU sollte die Quoten erhöhen." Nach dem vor zehn Jahren vereinbarten Wegfall der Quoten im weltweiten Textilhandel zum Jahresanfang waren chinesische Textilexporte in die Europäische Union in der ersten Jahreshälfte um 130 Prozent auf 8,65 Milliarden US-Dollar gestiegen. "Höhere Quoten sind keine Lösung", sagte die Außenhandelsreferentin des Gesamtverbandes der Deutschen Textil- und Modeindustrie, Silvia Jungbauer. "Eleganter wäre eine großzügige Lösung für Altverträge zu finden und Ware aus diesen Verträgen nicht auf die Höchstmengen anzurechnen." Allein im Juni, als das Schanghaier Abkommen zwischen China und der EU zum Schutz der europäischen Textilindustrie neue Quoten festlegte, wurde für 2,1 Milliarden US-Dollar nach Europa exportiert. Viele der Waren stecken jetzt jedoch beim Zoll fest, weil die vereinbarten Quoten für das gesamte Jahr erschöpft sind. Der Präsident des Bundesverbands Deutscher Groß- und Außenhandel, Anton Börner, forderte eine Aufhebung des Importstopps bereits georderter Waren. Er warnte vor negativen Auswirkungen auf den Inlands-Konsum und einer Verschlechterung des Exportklimas. Nach Angaben des deutschen Branchenverbandes lagern derzeit 5,3 Millionen T-Shirts, knapp 48 Millionen Pullover, 17,6 Millionen Hosen, 882.000 Blusen, 37.000 Kleider und 6,7 Millionen Büstenhalter aus China in europäischen Zollhäfen.
EU und China suchen Ausweg aus Textilkrise
China und die Europäische Union haben am Donnerstag einen Anlauf unternommen, die Krise um die Einfuhr chinesischer Textilien nach Europa beizulegen.