Es geht weiter aufwärts

Das Jahr 2013 war ja schon nicht ganz schlecht aus Sicht der Logistikbranche. Die Frachtraten haben sich zwar nicht so entwickelt, wie die Dienstleister sich das vorgestellt haben. Aber immerhin ist die Nachfrage gestiegen. So gab es 2013 einen Zuwachs bei der Verkehrsleistung in Höhe von 2,0 Prozent. Bahn und LKW haben die Nase vorne 2014 und 2015 können sich die Transporteure über eine noch stärker ansteigende Nachfrage freuen. So zumindest die Vorhersage der Kurzfristprognose, die Ralf Ratzenberger von Intraplan gemeinsam mit dem Bundesamt für Güterverkehr (BAG) im Auftrag des Bundesverkehrsministeriums erstellt hat. Demnach soll die Güterverkehrsleistung in Deutschland 2014 um 3,2 Prozent steigen. 2015 können sich die Unternehmen dann sogar auf 3,3 Prozent mehr freuen. Überproportional legen die Bahn und der LKW zu (siehe Grafik oben). Allerdings bedürfen diese Zahlen einiger Erläuterungen. So hat der Zuwachs im Schienengüterverkehr zum Teil statistische Gründe. Seit 2011 sind Bahnunternehmen in der Statistik berücksichtigt worden, die bereits im jeweiligen Vorjahr erstmalig im Schienengüterverkehr tätig waren, aber deren Leistung nicht erfasst wurde. Laut Prognose wird dieser Effekt 2015 erstmalig nicht eintreten, womit sich auch die im Vergleich zum Straßengüterverkehr schwächere Wachstumsrate 2015 erklären lässt. Treiber im Schienengüterverkehr ist vor allem der Kombinierte Verkehr (KV). Nach einem kräftigen Plus bei der Verkehrsleistung von 6,6 Prozent (2013) sollen es im laufenden Jahr 7,3 Prozent und 2015 5,2 Prozent mehr werden. Die hohen Wachstumsraten im Straßengüterverkehr sind ebenfalls erklärungsbedürftig. Da aufgrund des lebhaften Außenhandels vor allem der grenzüberschreitende Verkehr zunimmt und dieses Segment von ausländischen Anbietern dominiert wird, müssen sich die deutschen Transportunternehmen mit einem geringeren Zuwachs zufriedengeben: 2,1 (2014) beziehungsweise 2,2 Prozent (2015) mehr sagen die Experten den hiesigen Betrieben voraus. Die ausländischen Transportunternehmen hingegen können mit doppelt so hohen Wachstumsraten (5,8/6,2 Prozent) rechnen und gewinnen somit weiter Marktanteile hinzu. Doch stellt sich die Frage, ob die Prognose nicht schon überholt ist. Denn abgeschlossen wurde die Studie Ende Juli. Seitdem hat sich insbesondere der Ukraine-Konflikt weiter verschärft. Das blieb nicht ohne Folgen: Konjunkturindikatoren wie der monatlich erscheinende Ifo-Index oder Einkäufermanagerindex haben ihren Wachstumskurs verlassen und mussten Einbußen hinnehmen. Verkehrsexperte hält an Prognose fest Zwar gibt es in der Prognose auch einen Hinweis auf die Eskalation in der Ukraine ("die Abwärtsrisiken werden dadurch verstärkt"). Aber muss man nicht doch die Daten mit dem heutigen Wissen nach unten korrigieren? Ralf Ratzenberger, der federführend die Prognose betreut, verneint und hält an den Aussagen fest: "Es ist immer die gesamtwirtschaftliche Entwicklung entscheidend, die Bedeutung singulärer Ereignisse wird häufig überschätzt", sagt der Verkehrsexperte, der schon seit über 30 Jahren solche Prognosen erstellt. Auch ein dreimaliger Rückgang des Ifo-Indexes habe noch nicht viel zu bedeuten. "Die Stimmung hat sich verschlechtert, aber das kann sich schnell wieder ändern und in der Realwirtschaft ist noch nichts passiert", so seine Einschätzung. Zwar hat er die Exportrückgänge nach Russland (minus 15 Prozent in den ersten fünf Monaten 2014) auch zur Kenntnis genommen. Aber die schätzt er als nicht so bedeutsam für den deutschen Transportmarkt ein. "Es kann natürlich sein, dass solche politischen Krisen zu einer wirtschaftlichen Abschwächung europa- oder weltweit führen. Das ist derzeit aber noch nicht zu beobachten", sagt Ratzenberger. Zumal man ja auch noch nicht wisse, wie es in dem Konflikt weitergehe. Ob die Zahlen angepasst werden müssten, könne man frühestens im Oktober sagen, wenn dann die diversen Wirtschaftsforschungsinstitute ihre neuen Prognosen vorlegen würden.