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Erweiterte Brücken-Kontrollen

19.11.2024 12:45 Uhr | Lesezeit: 4 min
Teilweise eingestürzte Carolabrücke im Nebel Dresdens
Der Teileinsturz der Carolabrücke in Dresden veranlasst innere Untersuchungen anderer Brücken
© Foto: Anette Jäger/imageBROKER/picture alliance

Nach dem Teileinsturz der Dresdner Carolabrücke soll nun bei der Prüfung von Brücken auch ins Innere geblickt werden. In Sachsen werden 19 Brücken einer Sonderprüfung unterzogen.

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In Sachsen sind 19 Brücken in Verantwortung des Freistaates von ähnlichen Schäden wie die teilweise eingestürzte Dresdner Carolabrücke bedroht. Sie würden nun einer intensiven Untersuchung unterzogen, sagte Verkehrsminister Martin Dulig (SPD) nach der Vorstellung eines Zwischenberichts zum Zustand der Brücken im Freistaat. "Ich will aber auch deutlich machen: Diese 19 Brücken gelten damit nicht automatisch als einsturzgefährdet", betonte Dulig.

Man habe bei den bisher laut Regelwerk vorgesehenen Prüfungen nicht in die Bauwerke hineingeschaut, nun würden erstmals Expertinnen und Experten den Zustand des Stahls im Inneren begutachten. Erstes Ergebnis dieser Prüfungen war demnach die Sperrung der Elbbrücke in Bad Schandau.

Neun Brücken mit hoher Priorität

Auf der Liste stehen insgesamt neuen Brücken auf Bundesstraßen und zehn weitere auf Staatsstraßen in ganz Sachsen. Neun der Brücken werden den Angaben nach mit höherer Priorität behandelt. Das sind die Agra-Brücke im Leipziger Süden, drei Brücken in Bad Schandau sowie Brücken an der Bundesstraße 169 über den Gärtitzer Bach, an der Bundesstraße 156 bei Uhyst, an der Staatsstraße 46 über die Pleiße bei Markkleeberg, an der Staatsstraße 127 und an der Bundesstraße 101 bei Großenhain.

Mit hoher Wahrscheinlichkeit sei mit Einschränkungen zu rechnen, so Dulig. Wenn die Prüfungsergebnisse vorliegen, kann es seinen Angaben nach zu Verkehrseinschränkungen bis hin zu teilweise oder vollständigen Sperrungen kommen. Auch Ersatzneubauten könnten notwendig werden.

Bei allen 19 Brücken handelt es sich wie bei der Carolabrücke, die in der Nacht zum 11. September teilweise eingestürzt war, um sogenannte Spannbetonbrücken aus den 1960er bis 1980er Jahren. In ihnen ist "Spannungsrisskorrosion-gefährdeter Spannstahl" verbaut, der unter bestimmten Bedingungen plötzlich versagen kann, wie Dulig erläuterte.

"Es sind Brücken betroffen, die noch in der DDR errichtet wurden und uns nun starke Probleme bereiten." Es handle sich aber um nicht um ein sächsisches oder ostdeutschen Phänomen, sagte Dulig. "Auch wenn der Spannbeton im Westen anders heißt, die Bauweise ist überall verwendet worden."

Was wird bei den Prüfungen gemacht?

Bisher sah das Prüfungsregelwerk nicht vor, in die Bauwerke hineinzuschauen, nun werden erstmals Expertinnen und Experten den Zustand des Stahls im Inneren begutachten. Darauf sei man erst durch den Teileinsturz der Carolabrücke gekommen, weil es äußerlich nicht den Eindruck gegeben habe, so Dulig. Als weiteres Beispiel nannte er die Elbbrücke in Bad Schandau, die zuletzt eine Bewertung von 2,5 erhalten hatte und aufgrund der Erkenntnisse aus der Sonderprüfung gesperrt wurde.

"Diese Erkenntnisse, die wir gerade erarbeiten, werden sich für die Bauwerksprüfungen in ganz Deutschland auswirken", sagte Dulig. Ziel müsse sein, das Regelwerk zu verändern und einen neuen Standard zu schaffen. Die Prüfungen der 19 Brücken in Sachsen werden sukzessive abgearbeitet. Bis Ende des ersten Quartals 2025 sollen sie abgeschlossen sein. Dann werde man wissen, wo der Bedarf am größten ist.

Wie geht es in Bad Schandau weiter?

Die Sperrung der Elbbrücke in Bad Schandau am 7. November war das erste Ergebnis der Prüfungen. Dulig nannte die Entscheidung auf Grundlage einer Verformunsgmessung und eines erneuten Gutsachtens "unumgänglich". "Das oberste Gebot für uns ist der Schutz von Menschen im Leben."

In den kommenden Wochen werden an der Brücke weitere Untersuchungen und statische Nachrechnungen durchgeführt. Mit den Ergebnissen wird noch bis Ende des Jahres gerechnet. Auf deren Grundlage wird dann über die weitere Nutzung der Brücke entschieden.

Parallel läuft die Suche nach Lösungen für die Lage vor Ort. "Wir sind im Gespräch mit der Bundeswehr und dem THW über die Nutzung eventueller Pontonbrücken", sagte Dulig

Wie werden die Maßnahmen finanziert?

Für die Finanzierung der Maßnahmen kündigte Dulig einen Sondertopf an. Darüber sei er sich mit Ministerpräsident Kretschmer einig. Man müsse den betroffenen Kommunen schnell und unbürokratisch helfen. Es sei allen bewusst, dass die Finanzierung in den nächsten Jahren sichergestellt werden muss.

Wie steht es um die Brücken in Sachsen insgesamt?

Der Anteil der Bauwerke im schlechtesten Zustandsnotenbereich hat sich demnach seit dem Jahr 2020 erhöht. Ziel sei es, diesen Anteil wieder zu verringern, so Dulig. "Dort müssen wir sicherstellen, dass auch weiterhin ausreichend Mittel zur Verfügung stehen." Man könne nicht zulassen, dass man die Probleme bei den 19 aufgelisteten Brücken löse und dabei andere Probleme größer mache.

Für die etwa 8.000 Brücken in Zuständigkeit von Landkreisen, Städten und Gemeinden liegt keine Übersicht vor. Hinzu kommen rund 1100 Brücken auf Autobahnen in Zuständigkeit des Bundes und rund 1900 Eisenbahnbrücken in Verantwortung der Deutschen Bahn.

 (Dieser Artikel wurde am 19.11.2024 u, 14:30 Uhr aktualisiert)

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