Erstmals Mindestlohn für Postbranche ausgehandelt

04.09.2007 15:33 Uhr

Gewerkschaft und Arbeitgeberverband einig: Für die Postbranche ist erstmals ein Mindestlohn ausgehandelt worden.

Bonn. Die Dienstleistungsgewerkschaft Verdi einigte sich mit dem Arbeitgeberverband AGV Postdienste auf mindestens 9,80 Euro pro Stunde für Briefzusteller im Westen und für Zusteller im Osten auf 9,00 Euro, wie die AGV Postdienste am Dienstag in Bonn mitteilte. Der Mindestlohn für die Branche Postdienste außer Briefzusteller betrage 8,40 Euro pro Stunde im Westen und 8 Euro im Osten. Den Tarifvertrag, der ohne Beteiligung der Hauptkonkurrenten der Deutschen Post ausgehandelt wurde, wollen die beiden Parteien unverzüglich dem Bundesarbeitsministerium zur Erklärung der Allgemeinverbindlichkeit vorlegen. Von Seiten der Post hieß es, es sei grundsätzlich gut, dass es einen Mindestlohn geben werde, der „hoffentlich wirksam Lohndumping verhindern kann“. Die Konkurrenten hielten sich mit Reaktionen zurück, verwiesen aber darauf, dass es kein Einvernehmen der gesamten Branche gebe, weil fast alle neuen Anbieter nicht mit einbezogen gewesen seien. „Dieser Vertrag ist ein wichtiger Schritt auf dem Weg zu fairen und sozialen Arbeitsbedingungen für die Beschäftigten der Postdienstebranche“, erklärte Andrea Kocsis vom Verdi- Bundesvorstand. Die Untergrenze von acht Euro stelle sicher, dass die Beschäftigten ihren Lebensunterhalt mit ihrer Arbeit bestreiten könnten und nicht auf ergänzendes Arbeitslosengeld II angewiesen seien. Der Tarifvertrag schaffe die Voraussetzung für einen fairen Wettbewerb in der Branche und gewährleiste, dass der Wettbewerb „über die besten Produkte und Qualitäten geführt wird und nicht über Lohndumping“, sagte der Vorstandsvorsitzende der AGV Postdienste, Wolfhard Bender. Im AGV Postdienste ist vor allem die Deutsche Post repräsentiert. Nicht vertreten sind ihre schärfsten Rivalen auf dem deutschen Briefmarkt wie die Springer-Tochter PIN (etwa 9000 Mitarbeiter) und TNT Post sowie fast alle weiteren kleinen Post-Konkurrenten. Der AGV Postdienste sieht sich als „tariffähig“, weil er die vielen Mitarbeiter der Post und Post-Töchter und damit mehr als die Hälfte der Branchenbeschäftigten vertrat. Bei der Post sind rund 160.000 Mitarbeiter im Briefdienst tätig, bei der Konkurrenz insgesamt etwa 40.000.

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