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Elvis kritisiert Mautausweitung als existenzbedrohend

07.05.2018 10:53 Uhr
Mautpflicht auch auf Bundesstraßen
Die Ausweitung der Lkw-Maut steht kurz bevor
© Foto: Sputnik GmbH

Die Ladungskooperation bemängelt nicht nur die fehlende Planungssicherheit und die höheren Belastungen für Spediteure, sondern warnt auch vor einem höheren Verkehrsaufkommen in Städten und Dörfern.

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Alzenau.  Mit der Ausweitung der Lkw-Maut auf die deutschen Bundesstraßen ab Juli dieses Jahres sieht die Europäischer Ladungs-Verbund Internationaler Spediteure (Elvis) erhebliche Unwägbarkeiten auf die Transportbranche zukommen. Unternehmen, denen es nicht gelinge, die zusätzlichen Kosten zu kompensieren, drohten ernsthafte wirtschaftliche Schwierigkeiten, führte die Kooperation an. Berechnungen des Verbundes zufolge dürften erheblich höhere Gesamtkosten anfallen, und zwar durchschnittlich 2,5 Prozent im nationalen Güterfernverkehr, 3,6 Prozent im Nahverkehr beim Einsatz von 12-Tonnern sowie 3,9 Prozent im Nahverkehr mit schweren Lkw. Im Einzelfall, etwa wenn der Anteil der Fahrten im Nahverkehr überdurchschnittlich hoch sei, könnten sich die Kosten sogar um fünf bis acht Prozent erhöhten. Elvis rechnet deshalb mit höheren Frachtpreisen. Grundlage der Berechnungen sind die aktuell gültigen Maut-Tarife.

„Die Bundesregierung erhebt hier letztlich eine Art Steuer. Angesichts ohnehin knapper Margen im Logistikbereich behindert dies unser Geschäft erheblich“, übt Elvis-Vorstandsvorsitzender Jochen Eschborn Kritik. Die Verlader wiederum würden alles daran setzen, etwaige Preissteigerungen für die Transporte zu verhindern oder diese an den Verbraucher durchreichen. Besonders ärgerlich nach Ansicht von Eschborn, dass die Mautsätze für das kommende Jahr noch nicht feststehen. Damit fehle den Transportdienstleistern die Planungsgrundlage.

„Natürlich brauchen die Kalkulationen und die Verhandlungen mit den Verladern einen gewissen Vorlauf. Da man davon ausgehen kann, dass die neuen Maut-Sätze die aktuellen übersteigen werden, müssen die Spediteure diesen aufwändigen Prozess binnen kürzester gleich zwei Mal durchlaufen“, erklärt Eschborn. Im Ergebnis sei daher mit weiter schrumpfenden Margen im Transportgewerbe zu rechnen, was sich für viele Betriebe existenzbedrohend auswirken könnte.

Stückgutverkehr besonders belastet

Belastet werden laut Eschborn vor allem Unternehmen, die im Stückgutverkehr aktiv sind. In den meisten Fällen war in diesem Segment bislang nur der Hauptlauf von der Maut betroffen. Dort allerdings fällt nur rund ein Viertel der Stückgutkosten an. Durch die Ausweitung der Maut auf alle Bundesstraßen werden auch typische Nahverkehrsfahrzeuge erfasst, die im Stückgutgeschäft circa 40 Prozent der Kosten ausmachen. Der Endverbraucher muss sich also darauf einstellen, dass Bestellungen im Internet künftig teurer werden. „Und der schwarze Peter wird wieder mal der Transportbranche zugeschoben“, moniert Eschborn.

Die Konsequenz werde sein, dass die Transporteure die Zulieferverkehre wo immer möglich über die gebührenfreien Landstraßen lenken. Häufig seien diese Strecken nicht einmal mit nennenswerten Umwegen und längeren Fahrzeiten verbunden. Das führe zwangsläufig zu einem höheren Verkehrsaufkommen in den Dörfern und Städten. „Man muss kein Prophet sein, um vorauszusagen, dass das Image unserer Branche darunter weiter leiden wird“, sagt der Elvis-Vorstand. Zudem sei damit die nächste Restriktion für Transportunternehmen absehbar: Fahrverbote für Lkw auf Landstraßen. „Das ist eine beispielslose Gängelung einer ganzen Branche. Als Transportunternehmer wirtschaftlich zu arbeiten, ist schwieriger denn je“, sagt Eschborn.

Bislang galt die Maut auf rund 15.000 Kilometern Autobahnen und mehrspurigen Bundesfernstraßen. Ab dem 1. Juli werden alle Bundesstraßen mautpflichtig. Im Ergebnis werden dann rund 52.000 Straßenkilometer für Lkw ab 7,5 Tonnen Gesamtgewicht gebührenpflichtig sein. Maut-Betreiber Toll Collect zufolge werden davon etwa 30.000 Unternehmen betroffen sein, die für die Fahrten ihrer 140.000 Fahrzeuge erstmals Gebühren zahlen müssen. Im Durchschnitt fallen derzeit 14 Cent pro Kilometer für die Straßennutzung an. Die Gebühr ist gestaffelt nach verschiedenen Schadstoffklassen und der Zahl der Achsen des Lastwagens.

Das europäische Elvis-Transportnetz wurde 2006 gegründet und verfügt über eine Flotte von 17.000 Lkw. Elvis ist in 20 europäischen Ländern aktiv und verfügt aktuell über 187 Partner mit 280 Standorten in Deutschland. (sno)

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KOMMENTARE


Christian

08.05.2018 - 14:03 Uhr

Dann sollte man auch endlich mal die angeblich gestiegenen Frachtraten an die Subunternehmer weiter geben. Wenn ein so großer Verband wie Elvis das nicht aus seinen Kunden rausholen kann, wer dann?


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