Eine Brennstoffzelle für die Standzeit

Ein Szenario, wie es sich in den Hochsommer-Monaten auf jedem Rastoder Autohof abspielt: Die Sonne brennt auf die Kabine, in der der Fahrer gerade seine Ruhepause zu absolvieren versucht. Schon nach wenigen Minuten erreicht die Temperatur im LKW Werte, die einen erholsamen Schlaf unmöglich machen. Der Fahrer weiß sich nicht anders zu helfen, als den Motor zu starten und per Klimaanlage Abhilfe zu schaffen. "Da läuft ein 450-PS-Dieselmotor stundenlang im Stand, nur um die Klimaanlage anzutreiben und Strom für Kaffeemaschine und Laptop zu liefern," bringt es Klaus Beetz, Geschäftsführer der Eberspächer Klimatisierungs-Sparte, auf den Punkt. In Zahlen: der Dieselmotor schafft es dann nur noch auf weniger als fünf Prozent Wirkungsgrad. Abhilfe könnte in Zukunft die neu entwickelte APU (Auxiliary Power Unit) bringen, die Eberspächer auf der IAA in Hannover vorstellen wird. Diese versorgt den LKW unabhängig vom Motor mit elektrischer Energie, und zwar mittels einer Brennstoffzelle. Statt Wasserstoff wird Diesel genutzt "Leider besteht nach wie vor keinerlei Infrastruktur für eine Wasserstoffversorgung, weshalb wir einen anderen Weg finden mussten," erklärt Beetz. Statt aus Wasserstoff bezieht die Brennstoffzellen-APU ihre Energie aus dem Dieseltank. Dabei durchströmt der Kraftstoff zunächst einen sogenannten Reformer, in dem der Diesel mit Luft vermischt wird. Im anschließenden Katalysator entsteht dann wasserstoffund kohlenmonoxidhaltiges Brenngas, aus dem schließlich in der Brennstoffzelle Strom entsteht. Die elektrische Energie wird zu den Fahrzeugbatterien geleitet und dort gespeichert. Bis zu 40 Prozent Wirkungsgrad gibt Eberspächer für das System an. In der Praxis wichtiger: Abgesehen vom dezenten elektrischen Summen arbeitet das System geräusch- und vibrationsfrei, was die Nerven des Fahrers und auch die seiner direkten Umwelt schont. Verglichen mit einem im Stand laufenden Dieselmotor entstehen zudem deutlich weniger Emissionen. Zum Vergleich: 0,2 Gramm Stickoxide entlässt die APU pro Stunde in die Atmosphäre, beim Diesel sind es satte 189 Gramm pro Stunde. Laut Eberspächer soll sich die Brennstoffzelle mit einem Liter Diesel pro Stunde begnügen und dabei maximal 3000 Watt Leistung liefern. Neben dem Anschaffungspreis von knapp 7300 Euro muss der Käufer aber auch regelmäßige Luft- und Kraftstoffilterwechsel einkalkulieren. Entlastung auch während der Fahrt Dafür kann die APU aber auch während der Fahrt Entlastung bringen. Energieintensive Verbraucher wie Kühl- und Hydraulikpumpen oder sogar das Druckluftsystem könnten künftig die Power aus der Brennstoffzelle nutzen, was den Dieselmotor wirksam entlasten würde ... Noch in diesem Jahr will Eberspächer umfangreiche Feldtests starten. Allerdings ausschließlich mit amerikanischen LKW-Modellen. Zwar wären die 150 Kilogramm Gewicht der APU auch hierzulande für viele potenzielle Käufer sicherlich verschmerzbar. Dafür lässt sich an europäischen Euro-6-Zugmaschinen einfach kein Bauraum mehr finden, den die knapp einen halben Meter breite APU benötigt. "Der Platz wäre nur mit kleineren Dieseltanks zu schaffen, was aber kaum ein Kunde akzeptieren würde," gibt Klaus Beetz zu. "Wir forschen aber bereits an einer kleineren APU, die deutlich weniger Platz benötigt, aber natürlich auch weniger Leistung bringen würde." Was laut Beetz übrigens nur bedingt problematisch wäre. Schließlich finden sich in den riesigen Sleepern der US-Trucks weit mehr elektrische Verbraucher und die Nutzung der Klimaanlage fällt im Land der unbegrenzten Möglichkeiten ebenfalls deutlich intensiver aus. Auf absehbare Zeit leider nicht weiter verfolgen will man bei Eberspächer allerdings die Idee, die Brennstoffzellen-APU in deutlich leistungsfähigerer Ausführung als Klima-Aggregat an Kühlauflieger oder -anhänger zu montieren. Das würde nämlich neben den oben genannten Verbrauchs- und Emissionsvorteilen auch eine weitere, dringend benötigte Verringerung der Lärmquellen auf den Rastplätzen mit sich bringen.