Ein hausgemachtes Problem

BWVL: Erst kürzlich hat der Bundesrat eine Änderung des Fahrpersonalgesetzes beschlossen. Diese sieht vor, dass Fahrer die regelmäßige Wochenruhezeit nicht mehr im Lkw ver-bringen dürfen. Inwieweit sind Sie als Unternehmen betroffen? Meyer: Die Entwicklungen habe ich mit Interesse verfolgt. Uns betrifft dieses Verbot nicht direkt: Unsere Fahrer kehren am Wochenende wieder nach Vreden zurück. Aber die Neuregelung trifft uns indirekt. Denn trotz unseres großen Fuhrparks können wir nicht 100 Prozent unserer Logistik selber abwickeln. Wir kaufen Transportleistungen in nicht unerheblichem Umfang zu. Das Frachtraumangebot wird sicherlich von dem neuen Verbot beeinflusst werden. Wir werden sehen, wie sich dies künftig auswirken wird. Und als Auftraggeber von Speditionen und Frachtführern sind wir seit den Änderungen der Fahrpersonalverordnung von 2015 für die Einhaltung der Sozialvorschriften, also auch der Wochenruhezeiten, mit in der Verantwortung. Für uns ist es in jedem Fall ein Anstoß, nochmals über unseren Eigenfuhrpark nachzudenken. Eine Ausweitung ist nicht auszuschließen. Mit dem Verbot verfolgt die Bundesregierung das Ziel, die sozialen Bedingungen der Fahrer zu verbessern. Wie beurteilen Sie diese Zielsetzung? Grundsätzlich sind wir uns alle über bestimmte soziale Missstände im Klaren. In der Branche gibt es schwarze Schafe, die Fahrer unter teils menschenunwürdigen Arbeitsbedingungen beschäftigen. Unternehmen, deren Fahrer teils nur alle vier bis sechs Wochen in die Heimat zurückkehren, sind aber sicher nicht die Regel. Darüber hinaus bin ich der Meinung, dass dieses Verbot ausschließlich die Symptome bekämpft. Das Problem ist doch vielmehr die unerlaubte Kabotage, die uns seit Jahren verfolgt. Es gibt kaum eine Möglichkeit, die Kabotage effektiv zu kontrollieren. Dies wird meines Erachtens auch bei diesem Verbot ein Problem sein. Das Bundesamt für Güterverkehr hat nicht genug Beamte, die die neuen Regelungen kontrollieren können. Wären geänderte Regelungen zur Kabotage zielführender? Sicherlich! Das würde das Problem am Ursprung bekämpfen. Brüssel muss kontrollierbare und praktikable Lösungen zur Kabotage finden. Das würde der gesamten Logistikwirtschaft sicher helfen und soziale Missstände nach und nach bekämpfen. Auch der Beruf des Kraftfahrers würde wieder in ein rechtes Licht gerückt. Da sprechen Sie eine große Herausforderung an, der sich die Logistikbranche künftig stellen muss. Bereits heute sind über 50 Prozent aller Kraftfahrer über 55 Jahre alt. Wie werden Sie mit dieser Herausforderung fertig? Grundsätzlich bin ich davon überzeugt, dass wir uns dieses Problem selbst geschaffen haben. Wir haben schlichtweg nicht genug für den Fahrernachwuchs getan. Seit der Abschaffung der allgemeinen Wehrpflicht kommt kein Fahrer mehr aus der "Fahrschule der Nation", unserer Bundeswehr. Viel zu wenige Unternehmen bilden Berufskraftfahrer aus. Bei Badenhop gibt es grundsätzlich keine Fahrerprobleme. Wir bilden seit vielen Jahren aus, haben ein eigenes Schulungszentrum und bieten Auszubildenden eine abwechslungsreiche, interessante und fordernde Ausbildung. Aber selbst für uns wird es immer schwieriger. Wir veranstalten beispielsweise einen Tag der offenen Tür oder organisieren Führungen für Schulen. So haben wir in den letzten Jahren immer unseren Bedarf an Auszubildenden decken können. Ein weiterer wesentlicher Parameter, und dieser wird leider oftmals vergessen, ist die Bundesagentur für Arbeit. Jobvermittler in den Arbeitsagenturen müssen entsprechend geschult werden und über das Berufsbild zutreffend informieren. Ein wirkliches Paradebeispiel! Haben Sie auch schon über die Integration von Zuwanderern nachgedacht? Wir haben nicht nur darüber nachgedacht, wir sind schon tätig geworden. Leider hat uns dies einen unglaublichen bürokratischen Aufwand beschert. Es hat fast ein halbes Jahr gedauert, bis wir seitens der Behörden eine finale Zusage für die Beschäftigung erhalten haben. Bisher sind wir mit unseren Mitarbeitern mehr als zufrieden. Ich kann nur andere Unternehmen ermutigen, sich auch dieser Herausforderung zu stellen. Der Fachkräftemangel ist sicher nicht die einzige Herausforderung, der sich die Branche künftig stellen muss. Wie sehen Sie sich für die zunehmende Digitalisierung der Logistik gerüstet? Um international Schritt halten zu können, ist die Digitalisierung entlang der gesamten Supply Chain auf dem Vormarsch. Von dem Ziel einer Logistik 4.0 sind wir sicher noch weit entfernt. Ich selber muss mir da auch an die eigene Nase fassen und mich noch mehr mit dem Thema Digitalisierung beschäftigen. Neben zunehmender Digitalisierung ist auch Insourcing ein wachsendes Thema. So kann dies beispielsweise bei einem führenden Internethändler beobachtet werden. Wie stehen Sie diesem Trend gegenüber? Für uns ist es ganz klar. Mit unserem eigenen Fuhrpark können wir den Anforderungen am besten gerecht werden. Unsere Fahrer kennen die Tücken der Ware und die Gepflogenheiten unserer Kunden. Das ist ganz klar ein Vorteil, der nicht von der Hand zu weisen ist. Das ist ein klares Bekenntnis zum Werkverkehr. Günter Badenhop Fleischwerke Die Günter Badenhop Fleischwerke KG ist ein bedeutender Lieferant der Heimtier-Nahrungsindustrie. In modernen Produktionsanlagen wird das Rohmaterial in ununterbrochener Kühlkette verarbeitet und tiefgefroren. Eigene Lager und über 60 eigene Fahrzeuge ermöglichen eine flexible Disposition.