Deutsche Bahn unter Spitzelverdacht

03.06.2008 17:29 Uhr
Deutsche Bahn
DB beauftragte dieselbe Firma wie die Telekom (Bild: ddp)
© Foto: Bollig

Die Bahn beauftragte wie die Telekom Network Deutschland – allerdings, nur um gegen Korruption und Wirtschaftskriminalität vorzugehen

Berlin. Die in der Bespitzelungsaffäre bei der Telekom in den Blick geratene Ermittlungsfirma hat über Jahre hinweg auch für die Deutsche Bahn gearbeitet. Die Berliner Network Deutschland GmbH wurde von 1998 bis 2007 in 43 Fällen von der Bahn engagiert, wie der bundeseigene Konzern heute in Berlin mitteilte. Damit wurden Informationen des „Handelsblatts“ über eine Zusammenarbeit bestätigt. Es gebe aber „keinen zweiten Fall Telekom“, sagte der Anti-Korruptionsbeauftragte der Bahn, Wolfgang Schaupensteiner. Bei den Aufträgen mit einem Gesamtvolumen 800.000 Euro sei es einzig um die Bekämpfung von Korruption und Wirtschaftskriminalität gegangen. Für ein Überschreiten gesetzlicher Grenzen gebe es keinerlei Anhaltspunkte. Schaupensteiner sagte, Network sei von der zuständigen Konzernrevision der Bahn etwa damit beauftragt worden, Scheinfirmen aufzudecken oder Hinweisen auf wettbewerbswidrige Absprachen von Geschäftspartnern nachzugehen. Für solche Auftragsvergaben schrieben die Richtlinien nicht vor, dass der Vorstand informiert werden oder zustimmen müsse. Der Vorsitzende des Bahn-Aufsichtsrats, Evonik-Chef Werner Müller, war nach Angaben eines Sprechers „in keinster Weise informiert“. Zur Aufklärung von Fällen, in denen Geschäftsgeheimnisse nach außen gedrungen waren, seien keine externen Dienstleister beauftragt worden, sagte Schaupensteiner. Bei der Telekom soll Network im Auftrag des Konzerns nach undichten Stellen gesucht und dabei auch Verbindungsdaten von Telefonaten ausgewertet haben. Die Telekom hatte eingeräumt, dass 2005 und teilweise auch 2006 Verbindungsdaten missbräuchlich genutzt worden seien. Wie das „Handelsblatt“ (Dienstag) berichtet, sollen sich nach Angaben eines Subunternehmers von Network die „Arbeiten, die für Telekom und Bahn ausgeführt wurden, bis ins Detail“ geglichen haben. Es solle um die Ausforschung von Telefonverbindungen, Bankdaten und die komplette Durchleuchtung von Zielpersonen gegangen sein. Für die Bahn betonte Schaupensteiner: „Es gab keine Aufträge zur Beschaffung nicht öffentlich zugänglicher Daten.“ (dpa)

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