Peter Krieg legt sich mit seinem Buch „Die paranoide Maschine“ mit niemand geringerem als dem Konglomerat von Microsoft und Intel an. Dieser scheinbar übermächtige Gegner scheint den Autor nicht zu schrecken, predigt er doch wider deren Heiligtum, dem Mooreschen Gesetz.. Intel Gründer Gordon Moore stellte Mitte der 60er Jahre des letzten Jahrhunderts die Regel auf, dass sich die Transistoranzahl auf einem Prozessor alle 24 Monate verdoppelt. Diese exponentiell steigende Prozessorleistung wird benötigt, um die immer komplexer werdende Software bewältigen zu können. Diesen Teufelskreis nennt Krieg – in Anspielung auf Microsoft-Gründer Bill Gates – den Moore-Gates-Effekt, welcher für stetige Gewinne bei der Hard- und Softwareindustrie sorgt. Nicht ganz unberechtigt stellt sich die Frage, warum das so sein muss. Der Autor frägt sich: „Wer würde eine Waschmaschine kaufen, die alle zwei Jahre ersetzt werden muss, um das neue Waschmittel verwenden zu können?“ Seit rund 50 Jahren beißen sich die Entwickler an der Fehleranfälligkeit von Computern die Zähne aus. An die verheißungsvollen Versprechungen, aus den starren, unflexiblen Rechnern durch genügend Rechenleistung eine künstliche Intelligenz zu schaffen glaubt Krieg nicht. Durch die vorgegebenen Strukturen sowohl in der Industrie wie auch in der IT-Forschung fehlt es den Computern an der Fähigkeit sich an eine komplexe, sich ständig verändernde Umwelt anzupassen. Was die Softwarebranche als benutzerfreundlich verkauft, sei in Wirklichkeit nur die fortschreitende Anpassung der Nutzer an die Technik. Krieg postuliert zehn Compterplagen, die es auszumerzen gilt, um die Entwicklung aus ihrem Weg in eine Sackgasse herauszubringen. Krieg hofft auf eine neue Technik: Ein Computer, der lern- und anpassungsfähig ist. Erreichbar soll dies durch veränderte Strukturen in der Datenabspeicherung werden. Nicht mehr streng hierarchisch, sondern beziehungsverknüpft. Hiermit soll auch das disproportionale Wachstum von Hard- und Software zu bändigen sein. Ansätze hierfür sieht Krieg in den Ideen des israelischen Tüftlers Erez Elul. Inwieweit sich dessen Ideen in die Praxis umsetzen lassen, ist noch nicht dargestellt worden. Der Autor jedenfalls kämpft dafür – bislang auf verlorenem Posten. (sb) Peter Krieg, Die paranoide Maschine. Computer zwischen Wahn und Sinn. Hannover 2005, Heise Zeitschriften Verlag, 205 Seiten, broschiert, 16 Euro, ISBN 3-936931-18-6
Das Buch der Woche: Die paranoide Maschine
Jeden Mittwoch neu: Der aktuelle Buchtipp, ausgewählt von Ihrer VerkehrsRundschau: Computer zwischen Wahn und Sinn: Ein Plädoyer für die Abkehr von der Logik