Container sorgen für Wachstum

Man könnte meinen, dass die Laune in den Seehäfen nicht die beste ist. Müssen sie sich derzeit doch mit Entwicklungen herumschlagen, die sie nicht erfreuen dürften. Drohende Handelskonflikte und ein schwächeres Wirtschaftswachstum in Staaten wie China bremsen den Welthandel ein und stellen eine Gefahr für die Umschlagszahlen dar. Ähnliches gilt mit Blick auf Europa für die Debatte rund um den Brexit. So musste Hamburg 2018 auch einen Verlust beim Containerumschlag verkraften (siehe Tabelle Seite 20). Der fiel zwar mit 0,9 Prozent überschaubar aus, passt aber nicht so richtig zum Wirtschaftswachstum in Deutschland (+ 1,5 Prozent). Droht Hamburg an Bedeutung zu verlieren? Hamburg profitiert von der Bahn "Unter den gegebenen Voraussetzungen sind wir sehr zufrieden mit der Entwicklung", lässt sich Axel Mattern, Vorstand Hafen Hamburg Marketing, von diesen Zahlen nicht beunruhigen. Zumal er darauf hinweist, dass der Rückgang im Containervolumen vor allem auf Transshipment-Verkehren beruht - also Containern, die in Hamburg ankommen, dann aber umgeladen werden auf ein anderes Schiff und für ein anderes Land bestimmt sind. "Container, die in Hamburg verbleiben, in die Metropolregion weitertransportiert werden oder in das Hinterland gehen, interessieren uns am meisten, weil dort die Wertschöpfung höher ist", sagt Mattern. In diesem Segment konnte Hamburg 2018 zulegen. Eine Stärke des Hafens ist die Bahnanbindung (siehe auch Interview Seite 19): 45,2 Prozent aller Container, die ins Hinterland gehen, werden auf der Schiene transportiert. Auch bei den Bahnverkehren von und nach China ist der Hafen stark eingebunden. "Derzeit wickeln wir 35 bis 50 Züge pro Woche ab", sagt Mattern. Damit habe Hamburg 2018 120.000 TEU (20-Fuß-Container) über die Schiene umgeschlagen von insgesamt 300.000 TEU, die zwischen China und der EU per Bahn transportiert würden. Auf dieser Route rechnet er mit einem Wachstum. Dämpfend würden jedoch die begrenzten Eisenbahnkapazitäten vor allem an der Grenze zwischen Weißrussland und Polen wirken. Eine noch größere Rolle als in Hamburg spielt die Bahn in Bremerhaven. Dort wurden im Hinterland 2017 46 Prozent der Container per Bahn befördert. Die Hansestadt bemüht sich um die Modernisierung der Hafenanlage. "Wir haben in der laufenden Legislaturperiode mehr als 100 Millionen Euro in die Hafeninfrastruktur in Bremen und Bremerhaven investiert", sagte der Senator für Wirtschaft und Häfen in Bremen, Martin Günthner, bei der Bekanntgabe der Jahreszahlen. Da gab es jedoch einen Rückgang zu vermelden. Der Containerumschlag verringerte sich 2018 um 1,1 Prozent auf 5,45 Millionen TEU. Für 2019 steht zu befürchten, dass es ein erneutes Minus gibt. Denn Bremerhaven muss mit dem Abzug von 500.000 Containern rechnen. Die hat Hapag-Lloyd zusammen mit seinen Partnern in der Kooperation One bislang an der Weser umgeschlagen. Fünf feste Linien sind seit Jahresbeginn jedoch an die Elbe verlegt worden. "Wenn es uns gelingt, diesen Verlust auszugleichen, haben wir ein gutes Jahr", sagt Holger Bruns, Pressesprecher von Bremenports. Mattern hingegen ist zuversichtlich, dass es in Hamburg 2019 wieder bergauf geht in der Containerstatistik: "Die Verlegung der Liniendienste von Hapag-Lloyd/One verleihen uns Schwung. Wir rechnen für 2019 mit deutlich über fünf Prozent mehr beim Containerumschlag." Des einen Freud ist des anderen Leid. Damit wird deutlich, dass es einen harten Wettbewerb unter den Seehäfen an der Nordseeküste gibt. Der Youngster unter ihnen - der JadeWeserPort (JWP) - schlägt sich mehr als wacker. Auch 2018 hat das Eurogate-Terminal in Wilhelmshaven ein zweistelliges Wachstum hingelegt. Im Hinterland ist aber die Straße die Nummer eins: Für zwei Drittel der Containertransporte ist der Lkw verantwortlich, auf der Schiene landet das restliche Drittel. Zudem spielen im JWP die Transshipment-Transporte eine wichtige Rolle: Auf sie fallen 70 Prozent der Container, die im JWP über die Reling gehoben werden. Andreas Bullwinkel, Geschäftsführer des JWP, prognostiziert, dass der Anteil der Hinterlandcontainer weiter steigen wird auf 40 Prozent. Und auch der Bahnanteil werde sich verändern: "Ich gehe davon aus, dass die Hälfte der Hinterlandverkehre künftig per Bahn befördert wird." Für 2019 zeigt er sich optimistisch. "Ich hoffe, der Trend der letzten Jahre hält an und wir erreichen wieder ein zweistelliges Wachstum im Containerumschlag." Sind es derzeit 20 Züge pro Woche, die den JWP anfahren, rechnet er bis zum Jahresende mit 25 Zügen. Auf ansehnliche Wachstumsraten im Containerumschlag kann man in den beiden Westhäfen für 2018 zurückblicken. Rotterdam erzielte ein Plus von 5,4 Prozent, in Antwerpen waren es sogar 6,22 Prozent mehr. Dieter Lindenblatt, der Repräsentant des Port of Antwerp in Deutschland, will nicht ausschließen, dass der bevorstehende Brexit, mögliche Handelsbarrieren durch die US-Regierung und rückläufige Konjunkturdaten im Jahr 2019 auch das Wachstum des Hafens hemmen könnten. "Wir gehen jedoch davon aus, dass sich das durchschnittliche Wachstum der letzten Jahre mit etwa vier Prozent per annum beim Containerumschlag fortsetzen wird", sagt Lindenblatt. In Rotterdam stehen die Zeichen ebenfalls auf Wachstum. So ist im ersten Quartal 2019 die Zahl der umgeschlagenen TEU um 7,3 Prozent gegenüber dem Vorjahreszeitraum geklettert. "Für das gesamte Jahr halten wir an unserer Prognose fest, dass die Umschlagmengen für 2019 leicht steigen werden", sagte Allard Castelein, Generaldirektor des Port of Rotterdam. Sorgen bereitet den Niederländern der Hinterlandtransport per Bahn. Der ist zwar 2018 um drei bis vier Prozent auf 1,2 Millionen TEU gestiegen. Da der Gesamtverkehr im Hinterland jedoch stärker zunimmt, verliert die Bahn sogar Marktanteile. Deshalb arbeitet der Seehafen daran, den Bahnen bessere Bedingungen zu bieten, um auch über den Preis gegenüber den deutschen Seehäfen punkten zu können. So soll die Zugzusammenstellung in Rotterdam verbessert werden. Da die Containerterminals dort zum Teil weit auseinanderliegen, entstehen hohe Kosten, die man künftig vermeiden möchte. Mehr zum Thema finden Sie im Dossier Seefracht www.verkehrsrundschau.de/dossiers