Berlin. Die Bundesvereinigung Logistik (BVL) hat in Zusammenarbeit mit dem Deutschen Institut für Wirtschaftsforschung (DIW) ein neues Prognoseinstrument, den BVL/DIW-Logistik-Indikator, geschaffen. Die Einschätzungen und Erwartungen von Logistikdienstleistern und ihren Kunden werden laut BVL gleichermaßen einbezogen. Die ersten Ergebnisse haben gezeigt, dass die deutsche Logistikwirtschaft im vierten Quartal 2007 insgesamt in einer starken Verfassung ist. Der Branchenindikator bewege sich mit einem Wert 147 trotz leichter Abschwächung gegenüber den beiden Vorquartalen auf einem hohen Niveau. Da ein Wert von 100 eine konjunkturelle Normalsituation verdeutliche, das heißt eine befriedigende und stabil Geschäfts- und Auftragslage mit normaler Kapazitätsauslastung. Stefan Kooths, Konjunkturexperte des DIW, stellte die ersten Ergebnisse und Interpretationen der Umfrage vor, die bislang fünfmal durchgeführt wurde. Der BVL/DIW Logistik-Indikator sei natürlich noch ein junges Instrument, so Kooths. „Wir können auf der Basis von fünf Quartalen aber schon interessante Aussagen treffen. Die Validität wird sich im Zeitablauf immer weiter steigern. Ich bin davon überzeugt, dass sich der Indikator für die Logistik zu einem wertvollen Instrument entwickeln wird.“ Gegenüber der Vorquartalsumfrage habe sich die Lagebeurteilung verbessert, während sich die Erwartungen erneut leicht eingetrübt haben. Gleichwohl werden die Geschäftsaussichten für das kommende Jahr laut BVL immer noch deutlich positiv eingeschätzt, so dass die Zeichen auch für das kommende Jahr weiterhin auf eine expansive Entwicklung hindeuten. Die sich andeutende gegenläufige Entwicklung von Lagebeurteilung und Erwartungsbildung sei zuletzt auch in anderen Dienstleistungsbranchen beobachtet worden und solle angesichts der Verunsicherungen im Zuge der Verspannungen auf den Interbankenmärkten nicht überbewertet werden. Während sich die Erwartungskomponente des Gesamtindikators für die beiden Teilbereiche „Logistikdienstleister“ sowie „Industrie und Handel“ laut BVL derzeit ähnlich bewegen, weise die Lagebeurteilung in unterschiedliche Richtungen. Die Lageeinschätzung der Logistikdienstleister habe sich leicht abgekühlt, während Industrie und Handel ihre derzeitige Geschäftslage optimistischer beurteilen als noch im Sommer. Die Unterschiede seien aber nicht so groß, als dass hieraus aus einer grundlegend anderen Einschätzung gesprochen werden könnte. Die hohen Niveauwerte des Indikators, die auf beiden Marktseiten ermittelt werden, zeichnen laut BVL ein ähnlich positives Bild der aktuellen Logistikkonjunktur in Deutschland, die sich insbesondere durch hohe Kapazitätsauslastungen bei weiter steigender Nachfrage nach Logistikleistungen auszeichne. Hierzu passe die Einschätzung, dass die Logistikkosten derzeit überproportional anziehen. Industrie und Handel dürften bei angespannten eigenen Kapazitäten und günstigen Bedarfsaussichten zukünftig verstärkt auf externe Logistikdienstleister zurückgreifen. Die sich abzeichnende Kräftigung der Binnenkomponenten in der Gesamtwirtschaft schlagen sich laut BVL auch in der Logistikwirtschaft nieder. In Industrie und Handel würden die Expansionsaussichten für Logistikleistungen im Inland nunmehr gleichauf mit dem grenzüberschreitenden Bedarf liegen. Hierzu passen laut BVL die bereits deutlich gestiegenen Inlandsaufträge auf Seiten der Logistikdienstleister. Die kurzfristigen konjunkturellen Entwicklungen der Logistik sollen durch den Indikator erfasst werden. Befragt werden laut BVL in jedem Quartal 200 ausgewählte repräsentative Unternehmen, in denen Logistik eine wesentliche Rolle spielt. Die Ergebnisse stellen BVL und DIW künftig Quartal für Quartal der Öffentlichkeit vor. Schwerpunkte der Berichterstattung werden die Beurteilung der Lage im aktuellen Quartal sein sowie die Erwartungen für die kommenden zwölf Monate. In das Panel einbezogen sind laut BVL Unternehmen, die für rund ein Viertel des Gesamtumsatzes der deutschen Logistikdienstleister stehen. „Logistik ist nicht nur unternehmens-, sondern auch branchenübergreifend – eine Schnittstellen-Disziplin par excellence“, so der Vorsitzende des Vorstands der BVL, Raimund Klinkner, bei der Vorstellung des Indikators heute in Berlin. „Es gilt, sich immer wieder schnell den verändernden Rahmenbedingungen anzupassen, technologische Entwicklungen zu nutzen und eine Pionierrolle für Innovationen einzunehmen. Dazu ist es zwingend notwendig, sowohl langfristige als auch kurzfristige Entwicklungen zu erkennen und diese für sich zu nutzen. Die Kenntnis von Entwicklungen in der Logistik ist ein wesentlicher Erfolgsfaktor – für Unternehmen, Unternehmensnetze und die Volkswirtschaft“, so Klinkner weiter. Den Anstoß zur Entwicklung des neuen Instruments gab vor rund drei Jahren das BVL-Beiratsmitglied Dieter Bock. „Die Logistik wird in ihrer Gesamtheit nicht statistisch erfasst. Das führt dazu, dass wir zu wenig über diesen wichtigen Wirtschaftsbereich wissen“, erläutert Bock die Ausgangssituation. Aus seiner Sicht werden insbesondere kurzfristige Entwicklungen in der Logistik oft zu spät erkannt – wie zum Beispiel aktuell die Verknappung von Kapazitäten oder die Entwicklungen am Arbeitsmarkt. „Der BVL/DIW Logistik-Indikator dient auch als Frühindikator zur volkswirtschaftlichen Betrachtung der Logistik und stellt somit ein Novum in diesem Bereich dar“, erläuterte Bock. (szs)
BVL/DIW-Logistik-Indikator: Anhaltender Boom
Neue Prognoseinstrument vorgestellt: Die kurzfristigen konjunkturellen Entwicklungen der Logistik sollen aufgezeigt werden