Büffeln für

Büffeln für den BockHöhere Hürden für LKW-Fahrer: Ab 10. September 2009 verschärft der Gesetzgeber seine Ansprüche an die Fahrerqualifikation. Ein Berufsleben lang lernen – so lautet künftig die Devise für alle LKW-Fahrer. Denn der Gesetzgeber verpflichtet sie, wieder regelmäßig die Schulbank zu drücken. Hintergrund ist das am 1. Oktober 2006 in Kraft getretene Berufskraftfahrer-Qualifikations-Gesetz und die dazugehörende Verordnung, die unter anderem die Sicherheit des Straßenverkehrs verbessern sollen. Das Gesetz setzt die europäische Richtlinie 2003/59/EG in deut- sches Recht um. Die Pflicht zur Qualifikation und Weiterbildung gilt ab dem 10. September 2009 für selbstständige und angestellte Fahrer, die Fahrten auf öffentlichen Straßen mit Fahrzeugen über 3,5 Tonnen zGG im gewerblichen Güterkraft- und Werkverkehr (Fahrerlaubnis der Klassen C1, C1E, C, CE) durchführen unddeutsche Staatsangehörige sind,Staatsangehörige eines anderen Mitgliedstaates der Europäischen Union oder eines anderen Vertragsstaates des Abkommens über den Europäischen Wirtschaftsraum sind oderStaatsangehörige eines Drittstaates sind und in einem Unternehmen mit Sitz in einem Mitgliedstaat der Europäischen Union oder Vertragsstaat des Abkommens über den Europäischen Wirtschaftsraum beschäftigt oder eingesetzt werden.Auch "alte Hasen" müssen sich bildenEine Grundqualifikation (siehe Kasten S. 41) müssen zwar nur "Führerschein-Neulinge" erbringen, die bis zum 10. September 2009 noch keine entsprechende Fahrerlaubnis erworben haben. Doch das ist nicht alles. Auch "alte Hasen" im Führerhaus müssen sich künftig alle fünf Jahre weiterbilden und so ihre Kenntnisse auf dem neuesten Stand halten (siehe Kasten S. 42). Inhalte der Prüfungen beziehungsweise des Unterrichts sind:die Verbesserung des rationellen Fahrverhaltens auf Grundlage der Sicherheitsregeln,die Anwendung einschlägiger Vorschriften,Gesundheit, Verkehrs- und Umweltsicherheit, Dienstleistung und Logistik.Sind Fahrer ohne die erforderliche Grundqualifikation unterwegs beziehungsweise verstoßen sie gegen ihre Weiterbildungspflichten, drohen hohe Geldbußen bis zu 5000 Euro. Unternehmer, die solche Fahrten anordnen oder zulassen, müssen sogar mit Geldbußen bis zu 20.000 Euro rechnen. Selbst ausbilden als ChanceDie Grundqualifikation können Fahrer zum einen durch das Bestehen einer theoretischen und praktischen Prüfung bei einer Industrie- und Handelskammer (IHK) erwerben. Alternativ wird die Grundqualifikation auch durch den Abschluss einer Berufsausbildung zum Berufskraftfahrer nachgewiesen. Dagmar Wäscher, Vorsitzende des Bundesverbandes der Transportunternehmen, empfiehlt Unternehmern künftig verstärkt selber auszubilden. "Das wird für die Zukunft die Chance sein, an Fahrer zu kommen, die man erziehen kann", sagt Wäscher.Eine weitere Alternative ist die beschleunigte Grundqualifikation. Sie ist durch die Teilnahme am Unterricht einer anerkannten Ausbildungsstätte (siehe Kasten S. 40) und das Bestehen einer theoretischen IHK-Prüfung zu erwerben. Der Unterricht dauert insgesamt 140 Stunden je 60 Minuten, die schriftliche IHK-Prüfung dauert 90 Minuten. Haben die Kandidaten Grundqualifikation und Weiterbildung erfolgreich absolviert, werden sie mit dem Eintrag der Schlüsselzahl 95 auf ihrem Führerschein belohnt. Neueinsteiger mit nachgewiesener Grundqualifikation dürfen ab 18 Jahren Fahrzeuge der Klassen C, CE, C1 und C1E führen. Das Mindestalter für Fahrer mit beschleunigter Grundqualifikation beträgt 18 Jahre für Fahrzeuge der Klassen C1 und C1E und 21 Jahre für Fahrzeuge der Klassen C oder CE.Fahrermangel wird weiter zunehmenDer Zugang zum Fahrerberuf wird also schwieriger, und das bleibt nicht ohne Folgen. "Der Fahrermangel wird sich wahrscheinlich verschärfen", prognostiziert Bernd Wallmeyer, Geschäftsführer des Instituts für Verkehrswirtschaft, das ab 2009 Schulungen für die beschleunigte Grundqualifikation und Weiterbildungskurse anbieten wird (s. auch Artikel Seite 18ff.). Doch der Fahrermangel wird nicht die einzige Sorge sein. Denn die neuen Bildungspflichten gehen ins Geld. Zwar ist es an sich Sache der Fahrer, die Schulungen zu zahlen. Übernehmen dennoch ihre Arbeitgeber diese Kosten, wird sich das in der Unternehmenskasse bemerkbar machen. Für die beschleunigte Grundqualifikation müsse man je Fahrer mit etwa 2500 bis 3000 Euro an reinen Schulungskosten rechnen, schätzt Frank Huelmann vom Verband Verkehrswirtschaft und Logistik Nordrhein-Westfalen. "Aufgrund der Tatsache, dass einige Anbieter über einen möglichst günstigen Preis Kunden ködern wollen, wird teilweise auch mit etwa 1800 bis 2000 Euro, aber zulasten der Qualität bei Equipment und Lehrkräften, angeboten", meint der Experte. Zudem würden wichtige Nebenleistungen wie Schulungstermin, Erinnerung und Überwachung nicht mit angeboten, was bei den teureren Angeboten im Regelfall enthalten sei. Führerscheinkosten müssten zusätzlich berücksichtigt werden. Die Gesamtkosten der Weiterbildung würden etwa 900 bis 1000 Euro je Fahrer umfassen, schätzt Huelmann. Hinzu kämen auch noch Ausfallkosten für Mitarbeiter.Nicht zu lange abwartenAnders als bei der Grundqualifikation findet bei der Weiterbildung keine Abschlussprüfung statt. Für das Absolvieren der 35 Zeitstunden haben die Fahrer zwar grundsätzlich fünf Jahre Zeit. Doch ausreizen sollten sie diese Zeitspanne nicht – im eigenen Interesse. "Ich kann allen nur raten, nicht bis zum letzten Drücker zu warten", warnt Bernd Wallmeyer. Denn würden Unternehmer oder Fahrer zu lange zögern, bekämen sie womöglich keinen Bildungsträger mehr für die Kurse, weil diese ausgebucht seien. "Wenn alle bis 2014 warten, bricht die Branche zusammen", fürchtet er. ❙❚■ Kathrin Petersen

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