Bericht aus Brüssel

Bericht aus BrüsselSchüsse und SchwefelAls umweltbewusst, kundenorientiert und im Einklang mit den geltenden Vorschriften haben sich Europas Spediteure auf der Konferenz ihres europäischen Dachverbandes Clecat in Brüssel präsentiert. Klagen, auch in Richtung EU, gab es aber trotzdem.Brennende LKW und Schüsse auf Fahrer: Auch auf Europas Straßen passiert so etwas. Für Mike Sturgeon, Geschäftsführer des Europäischen Fahrzeuglogistikverbandes (ECG), sind das Probleme, die viel zu wenig beachtet werden von Öffentlichkeit und Politik. 272 Schussattacken auf LKW-Fahrer seien seit 2008 gemeldet worden. 13 LKW wurden seit vergangenem Jahr während des Parkens und bei schlafendem Fahrer in Brand gesteckt. Sturgeon unterstützte deshalb auf der Jahreskonferenz des Europäischen Verbands für Speditions-, Transport-, Logistik- und Kundendienstleistungen (Clecat) vergangene Woche in Brüssel die Bemühungen der EU, den Bau von neuen, sichereren Parkplätzen zu fördern. Dagegen sei zu bemängeln, dass das Thema Schüsse auf Fahrer anscheinend noch nicht bei EU-Entscheidern angekommen sei. Verlagerung vom Wasser auf die StraßeSorgen machten sich mehrere Konferenz-Redner über die geplante Einführung der Obergrenze von maximal 0,1 Prozent Schwefel in Treibstoffen für Schiffe, die auf Nord- und Ostsee sowie im Ärmelkanal verkehren. „Treibstoffpreise werden bis zu 70 Prozent steigen, die Transporte werden sich vom Wasser auf die Straße verlagern“, prophezeite Sturgeon. An dem Beispiel eines schwedischen Papierherstellers verdeutlichte Graham Floater von der Beraterfirma Climate Aspect das zu erwartende Szenario: Statt die Ware über den Seeweg vom schwedischen Hafen Sundsvall nach Hamburg zu befördern, werde das Unternehmen sein Papier auf 60-Tonnen-LKW in täglich 140 Fahrten zum norwegischen Hafen Trondheim bringen und dort verschiffen. Alle Ost- und Nordseehäfen müssten sich auf sinkende Auslastung einstellen. Nicolas Debaisieux von der Generaldirektion Klima der EU-Kommission ging auf das Thema nicht ein, sondern stellte vielmehr die Vorzüge vor, die eine CO2-Reduzierung bei der Seeschifffahrt bedeuten werde. Die EU-Kommission bereitet gesetzliche Maßnahmen dazu vor.EU-Auflagen: Ansporn oder Belastung?Für die Branche wird dies neue Auflagen bedeuten, und das war ein weiteres Thema der Clecat-Konferenz: Die Frage nämlich, inwieweit Verpflichtungen, die EU-Gesetze Spediteuren und Logistikern auferlegen, unnötige Belastung oder Ansporn zu besserer Leistung sind. Das Fazit fiel unentschieden aus. Andreas Wilhelm von Kühne & Nagel stellte die Umweltmaßnahmen, die betriebsintern freiwillig verfolgt würden, als positiv für die Außenwirkung des Unternehmens dar. Ein Image-Gewinn sei auf jeden Fall vorhanden. Gleiches bilanzierte Volker Böhringer von Panalpina als Ergebnis der Bemühungen seines Unternehmens, weltweit auf die Einhaltung gesetzlicher Vorschriften zu achten. Dagegen berichtete Keith Vaughan vom Europäischen Express-Dienste-Verband EEA eher zerknirscht über die Erfahrungen mit dem europäischen AEO-Zollzertifikat als Zugelassener Wirtschaftsbeteiligter. Das System sei in der Praxis alles andere als einheitlich in Europa und würde sein eigenes Unternehmen mehr belasten, als dass es Vorteile brächte. „Aber mein Kunde verlangt AEO“, nannte Vaughan den Grund, warum er sich dieser EU-Erfindung beuge. ❙❚■ Kay Wagner, VR-Korrespondent in BrüsselAuflagen aus Europa belasten Unternehmen manchmal unnötigNeues Personal bei Clecat Clecat hat auf seiner Jahreskonferenz in Brüssel sein neues Führungsduo präsentiert. Neuer Präsident ist der Belgier Marc Huybrecht, vom Antwerpener Export-, Logistik- und Güterverband VEA. Er folgt dem Briten Clive Broadley vom Britischen Internationalen Güterverband BIFA. Broadley konnte laut Clecat-Statuten nach acht Amtsjahren nicht mehr wiedergewählt werden. Clecat- Generaldirektor Marco Sorgetti wird sein Amt Ende des Jahres aufgeben und zur Internationalen Förderation der Spediteurorganisationen Fiata nach Zürich wechseln. Seine Nachfolge tritt Nicolette van der Jaegt an, die zurzeit noch Generaldirektorin des Europäischen Speditions-Rats ESC ist. kw Marc Huybrechts ist neuer Clecat-PräsidentDer bisherige Clecat-Generaldirektor Marco Sorgetti wechselt zur FiataNicolette van der Jaegt wird ab Januar neue Generaldirektorin von ClecatFührungswechsel bei europäischen Spediteuren

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