Bericht aus Berlin

Bericht aus BerlinFreie Fahrt für lange LKWZwar rollen die überlangen LKW noch nicht durch Deutschland, aber der Bund hat die Startbasis des Feldversuchs geschaffen. Die Ausnahmeverordnung ist in Kraft, Befürworter und Gegner bekräftigen ihre Positionen.Die Lang-LKW sind bislang nicht auf deutschen Straßen unterwegs. „Bis heute liegen keine Anmeldungen vor“, sagte eine Sprecherin der Bundesanstalt für Straßenwesen (Bast) zu Wochenbeginn. Zum Jahreswechsel war die Ausnahmeverordnung zum bundesweiten, auf fünf Jahre angelegten Feldversuch mit überlangen LKW in Kraft getreten. Befürworter und Gegner wiederholten ihre Argumente. Neben der SPD-Bundestagsfraktion prüfen auch die rot-grün regierten Bundesländer eine Klage gegen das Vorhaben.Bast veröffentlicht LeitfadenUnternehmen, die einen Lang-LKW auf die Straße schicken wollen, müssen dies bei der Bast anzeigen. Angeben müssen sie unter anderem die Zahl der Fahrzeuge und die geplanten Einsatzstrecken. Von der Bast erhalten die Unternehmer dann eine Bestätigung der Anmeldung und können losfahren. Näheres hat die Bast in einem Leitfaden zum Feldversuch zusammengestellt. Fahren dürfen die Lang-LKW in Bayern, Hessen, Niedersachsen, Schleswig-Holstein, Sachsen, Thüringen und Hamburg. Sachsen-Anhalt toleriert den Versuch, die übrigen Länder lehnen eine Teilnahme ab. Baden-Württembergs Verkehrsminister Winfried Hermann (Bündnis 90/Die Grünen) sagte gegenüber der VerkehrsRundschau, er koordiniere die Vorbereitungen für eine Klage der Landesregierungen, an denen SPD und Grüne beteiligt sind. Sie kritisieren, dass der Bundesrat an der Ausnahmeverordnung nicht beteiligt gewesen sei. Der Koordinator der Bundesregierung für Güterverkehr und Logistik, Andreas Scheuer (CSU), betonte, die Koalition wolle „den Verkehr klug organisieren und nicht verhindern“. Niedersachsens Verkehrsminister Jörg Bode erklärte, Deutschland müsse bis 2025 mit einer achtzigprozentigen Steigerung des Güterverkehrs rechnen. „Gerade angesichts der Verkehrsentwicklung ist es klug, überzeugenden Transportkonzepten wie dem Lang-LKW eine Chance zu geben, bevor man laut Nein schreit“, betonte der FDP-Politiker gegenüber der VerkehrsRundschau. Das Interesse an den Riesen-LKW sei bei einigen Speditionen sehr groß, sagte der Vize-Hauptgeschäftsführer des Bundesverbandes Güterkraftverkehr, Logistik und Entsorgung (BGL), Adolf Zobel. „Es gibt aber viele Anforderungen, die erst einmal geprüft werden müssen.“ Die Einschränkungen bezüglich der Strecken seien „ein großes Problem“. Teilweise seien auch Nachrüstungen an den Fahrzeugen notwendig. „Zwei Lang-LKW können die Frachtmenge von drei normalen LKW transportieren“, machte Dieter Schweer geltend, Mitglied der Hauptgeschäftsführung des Bundesverbandes der Deutschen Industrie (BDI). Allein die Anzahl der LKW, die zum Transport von Kühlschränken jeden Tag eingesetzt würden, könnte von rund 300 auf 200 Fahrzeuge sinken.Gegner erneuern KritikDie Allianz pro Schiene monierte, dass die Ampelsignale und Schrankenschaltungen der Bahnübergänge in Deutschland nicht für Riesen-LKW ausgelegt seien. Die Räumzeiten würden bislang nach der regulären LKW-Maximallänge von 18,75 Metern berechnet, warnte der Vize-Vorsitzende Michael Ziesak. Der Verkehrsclub Deutschland (VCD) erklärte, der Versuch werde die Schere zwischen dem umweltfreundlichen Schienengüterverkehr und dem LKW weiter spreizen. Der ADAC befürchtet massive Sicherheitseinbußen auf Landstraßen. Besondere Gefahren seien bei Ortsdurchfahrten, Kreisverkehren und beim Ein- oder Abbiegen zu befürchten, meinte Vizepräsident Ulrich Klaus Becker. ❙❚■ Jörg Kürschner, VR-Korrespondent in BerlinDie Bundesanstalt für Straßenwesen soll den Feldversuch mit Lang-LKW wissenschaftlich begleiten

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