Bremen. Der Zerfallsprozess der Beluga Shipping-Gruppe aus Bremen geht weiter. Nachdem in der vergangenen Woche die Beluga Shipping GmbH und die Beluga Chartering GmbH beim Bremer Amtsgericht die Eröffnung eines Insolvenzverfahrens beantragten, folgen jetzt weitere Tochtergesellschaften. In dem Zusammenhang betonen sowohl die Muttergesellschaft als auch weitere Tochterfirmen, dass weiterhin „konstruktive Gespräche“ mit den wichtigen Anteilseignern mit dem Ziel geführt werden, um „gemeinsame Lösungen für Beluga“ zu finden.
Insolvenz wurde jetzt unter anderem für die Firmen Beluga Fleet Management Beteiligungs GmbH, die Beluga Marine Service GmbH & Co. KG, die Beluga Offshore Crewing GmbH sowie die Beluga Sea Academy GmbH gestellt. Auch hier stehen die Anträge im Zusammenhang mit der „Aufdeckung von erheblichen Unregelmäßigkeiten im Hinblick auf Umsatz und Liquidität“, heißt es in einer Unternehmenserklärung. Auch im Falle der neuen Insolvenzverfahren tritt der Bremer Rechtsanwalt Edgar Grönda von der Kanzlei Schultz & Braun als Insolvenzverwalter in Erscheinung.
Unterdessen hat die Staatsanwaltschaft am Mittwoch das Firmengebäude der in Schieflage geratenen Bremer Reederei durchsucht. "Sie haben sich heute morgen angekündigt", sagte ein Sprecher der Reederei. Medien hatten zuvor berichtet, dass Kriminalpolizei und Staatsanwaltschaft den Hauptsitz des Unternehmens wegen der Ermittlungen gegen den entmachteten Chef Niels Stolberg durchsuchten. Der US-Finanzinvestor Oaktree, der zurzeit die Geschäfte führt, hatte den Firmengründer unter anderem wegen Betrugs angezeigt.
Fortbestand des Beluga College gefährdet
Die Existenzkrise um die Bremer Spezialreederei könnte auch den Fortbestand des 2009 gegründeten Beluga College in Bremen gefährden. Deren Geschäftsführer, Michael Beckhusen, macht sich Sorgen um die finanziellen Grundlagen des beruflichen Gymnasiums. Die Reederei-Gruppe galt bislang als der mit Abstand wichtigste Sponsor. Beckhusen wandte sich jetzt in einem Aufruf an die Öffentlichkeit, diese besondere Bildungseinrichtung finanziell zu unterstützen. Ein Versiegen der Geldströme könnte nicht nur den dem aktuellen Abiturjahrgang 2011 zusetzen, sondern auch die Zukunft der beiden folgenden Jahrgänge gefährden. Beckhusen zufolge werden „Spenden und Förderbeträge jetzt dringend benötigt“, um den Schulbetrieb „zumindest bis zum Ende des Schuljahres fortzuführen“. Es gelte zudem, „die Zeit zu nutzen, um die Schule gegebenenfalls in eine neue Trägerschaft zu überführen“. Derzeit sind 43 Schüler dabei sich auf das Abitur vorzubereiten, davon sechs im aktuellen Jahrgang 2011. (eha/dpa)