Berlin/München. Bund und Bayern haben beim Transrapid in München die Notbremse gezogen: Wegen drastischer Kostenexplosion wird die Magnetbahnstrecke zwischen dem Flughafen und dem Hauptbahnhof der bayerischen Landeshauptstadt nicht gebaut. Statt der zuletzt veranschlagten 1,85 Milliarden Euro würde die gut 37 Kilometer lange Strecke nun bis zu 3,4 Milliarden Euro kosten. Weder der Bund noch Bayern wollen aber ihre bisherigen Finanzierungszusagen aufstocken.
„Das Münchner Magnetschwebebahnprojekt ist gescheitert“, sagte Bundesverkehrsminister Wolfgang Tiefensee (SPD) heute Vormittag nach einen Krisentreffen in Berlin, an dem auch Siemens-Chef Peter Löscher teilgenommen hatte. Bayerns Ministerpräsident Günther Beckstein (CSU) bedauerte das endgültige Aus und sprach von einem schlechten Tag für den Technologiestandort Deutschland. Kritik übte Beckstein auch am deutschen Industriekonsortium. Deutsche-Bahn-Chef Hartmut Mehdorn erklärte, der Standort Deutschland habe ein wichtiges Leuchtturmprojekt verloren. Ungeachtet des Scheiterns einer Transrapid-Strecke in Deutschland hoffen Politik und Wirtschaft, die Technologie nun im Ausland verkaufen zu können.
Das Prestigeprojekt der CSU-Landesregierung war Ende September 2007 kurz vor dem Rückzug des früheren bayerischen Ministerpräsidenten Edmund Stoiber (CSU) vereinbart worden. Auch der neue CSU-Parteichef und ehemalige bayrische Verkehrsminister Erwin Huber war bis zuletzt ein lautstarker Befürworter der Transrapidstrecke. Die zahlreichen Warnungen vor Kostensteigerungen wurden von der CSU-Spitze ignoriert. SPD, Grüne, Naturschützer und andere Kritiker hatten früh Zweifel geäußert und das Projekt von Anfang an als überflüssig und zu teuer eingestuft.
Bisher gibt es nur in der chinesischen Wirtschaftsmetropole Schanghai eine Transrapid-Strecke. Das Industriekonsortium hofft auf eine Verlängerung. Diese ist aber umstritten. Ein erstes Transrapid- Projekt für Deutschland war im Jahr 2000 mit der geplanten Strecke Berlin-Hamburg geplatzt, im Jahr 2003 wurde das Aus für den „Metrorapid“ in Nordrhein-Westfalen verkündet.
Tiefensee stellte klar: „Der Bund ist nicht bereit, ist nicht willens und nicht in der Lage, für das Projekt im Freistaat Bayern in irgendeiner Weise seine Summe von 925 Millionen Euro zu überschreiten.“ Bayern hatte laut Beckstein Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) vorgeschlagen, den Anteil des Bundes auf 1,925 Milliarden Euro aufzustocken. Dies sei jedoch strikt abgelehnt worden. Auch der Freistaat sei nicht bereit gewesen, über seinen Anteil von 490 Millionen Euro hinauszugehen. „Bayern hat immer gesagt, wir wollen dieses Projekt, aber nicht zu jedem Preis“, so Beckstein.
Tiefensee kritisierte die Vereinbarung zwischen Bayern und dem Industriekonsortium vom Herbst. Sie habe „offensichtlich auf tönernen Füßen“ gestanden. „Im September sind offensichtlich zu früh die Sektflaschen geöffnet worden.“
Die deutlich höheren Kosten haben sich nach erneuten Berechnungen der beteiligten Unternehmen unter Führung von Siemens und Thyssen-Krupp ergeben. Offenbar sind vor allem die Baukosten explodiert. Siemens-Chef Peter Löscher wies die Schuld für den Kostenanstieg indirekt der Bauindustrie zu. Siemens und Thyssen-Krupp hätten sich an die bisherigen Vorgaben gehalten. (dpa/sb)