Köln. Die Post hat mit ihrer Tochter DHL in den USA mittlerweile Verluste in Höhe von mehreren Milliarden Euro angehäuft. Von Appel gab es aber keine Signale, dass es mit den roten Zahlen in absehbarer Zeit vorbei sein könnte. Die Misere mit dem US-Geschäft ist eine schwere Erblast, die Appel von seinem Vorgänger Klaus Zumwinkel übernommen hat. Der nach der Liechtensteiner Steueraffäre abgetretene Zumwinkel wurde dafür von Aktionärsseite noch einmal in Abwesenheit ins Visier genommen. Er habe die Chancen und Risiken des US-Engagements nicht richtig eingeschätzt und auch keine Lösung gefunden. Nun muss Nachfolger Appel so rasch wie möglich einen Plan präsentieren, um die Investoren zu beruhigen, die wegen der negativen Effekte auf den Gesamtgewinn schon seit einiger Zeit auf Änderungen drängen. Das Ergebnis im US-Expressgeschäft sei weiter negativ und „nicht zufriedenstellend“, sagte Appel bei seiner Premiere vor den rund 3250 Aktionären. Derzeit würden in „finaler Phase“ alle Optionen geprüft, um zu einer Verbesserung zu kommen. „Wir sind auf gutem Wege, eine Lösung zu finden und werden das Ergebnis Ende Mai bekanntgeben.“ Ein völliger Rückzug vom US-Markt sei dabei für den Konzern keine Option, da er wesentlich für das gesamte Express-Netzwerk sei. Mehr zur Umstrukturierung wollte Appel noch nicht sagen. Ken Allen tat sich bislang als erfolgreicher DHL-Manager in verschiedenen Regionen hervor. Appel setze auf ihn als erfolgreichen „Umbauer“, hieß es aus dem Konzern. Der Brite löst Hans Hickler (45) ab, der andere Aufgaben übernimmt. Insgesamt sieht Appel den Konzern auf gutem Weg. Der früher einmal bei völliger Marktöffnung befürchtete Einbruch im heimischen Briefgeschäft blieb aus, nicht zuletzt auch wegen des Mindestlohns, der die Konkurrenz traf. Appel bekräftigte die Gewinnprognose für das Jahr 2008. Das operative Ergebnis vor Steuern und Zinsen (Ebit) werde bei rund 4,2 Milliarden Euro vor Sondereffekten erwartet (vergleichbares Ebit 2007: rund 3,8 Mrd. Euro). Gemurrt wurde von Anlegerseite wegen des Aktienkurses, der sich nur auf dem Niveau des Börsengangs vom November 2000 (21 Euro) bewegt. „In den vergangenen sieben Jahren hat das Unternehmen für Aktionäre keinen Wert geschaffen“, kritisierte als Sprecher der Schutzgemeinschft der Kapitalanleger (SDK), Willi Bender. Trösten dürfen sich die Anleger mit einer weiteren Rekorddividende: Für 2007 wird die Ausschüttung um 20 Prozent auf 90 Cent je Aktie erhöht. Die Aktionäre würden weiter an der positiven Geschäftsentwicklung beteiligt, sagte Appel. Nach dem Ausscheiden Zumwinkels habe für den Konzern „eine neue Ära“ begonnen, sagte der neue Vorstandschef. Das Unternehmen habe „eindeutig Fahrt gewonnen“. Das inzwischen installierte jüngere und noch internationaler ausgerichtete Management-Team werde sich noch stärker darauf konzentrieren, mehr Wert für Investoren, Kunden und Mitarbeiter zu schaffen. Zumwinkel, der langjährige Lenker und die „graue Eminenz“ des Konzerns, war auf der Hauptversammlung nur noch eine Marginalie. Aufsichtsratschef Jürgen Weber dankte ihm für seine „herausragenden Leistungen“ – „Er hat einen Weltkonzern aufgebaut“. Der Beifall hielt sich in Grenzen. Weniger Eile als in den USA verspürt Appel bei der Tochter Postbank. Ein Verkauf der Postbank sei „noch keine beschlossene Sache“, sagte Appel zu den Übernahme- und Fusionsspekulationen. Derzeit sei man in einer „Sondierungs- und Beratungsphase“ – „Wir lassen uns hier nicht treiben und werden nicht in Hast und Eile entscheiden.“ Auch ein Verkauf „unter Wert“ komme nicht infrage. Die Postbank, an der die Post die Mehrheit hält, sei in einem intensiven Marktwettbewerb gut aufgestellt. Das Interesse anderer Banken sei verständlich. Die Postbank habe auch die internationale Kapitalmarktkrise „hervorragend“ überstanden. „Wir kommen aus einer Position der Stärke.“
Appel agiert: Neuer Chef soll US-Geschäft aus roten Zahlen führen – Distanz zu Zumwinkel
Mit einem neuen Chef und einem Umbau will die Deutsche Post ihr seit Jahren verlustreiches Geschäft in den USA sanieren. Der 52-jährige Brite Ken Allen sei zum neuen Leiter des US-Expressgeschäfts ernannt worden, berichtete Post-Vorstandschef Frank Appel am Dienstag auf der Hauptversammlung des Unternehmens in Köln.