Versicherungen in der Logistik – Haftung, Risiken & digitale Absicherung

31.10.2025 09:13 Uhr | Lesezeit: 3 min
Ein Miniatur-Holz-Regenschirm stellt symbolisch einen Schutzschirm dar
Speditionen müssen sich gegen eine Vielzahl von Szenarien absichern – vom Transportschaden bis zum Hackerangriff
© Foto: Andrzej Rostek/stock.adobe.com

Transportschaden, Ware weg, verspätete Zustellung– wer haftet? In der Logistik sind Versicherungen mehr als Pflicht. Sie sind Überlebensstrategie.

Versicherungen: Die unsichtbare Verantwortung auf der Straße

Wenn über Risiken im Transport gesprochen wird, denken viele an Staus, Unfälle oder gestohlene Ladung. Doch hinter jeder Palette steckt ein komplexes Netz aus Haftung, Vertragsklauseln und Versicherungsdeckungen. Speditionen müssen sich gegen eine Vielzahl von Szenarien absichern – vom Transportschaden bis zum Hackerangriff. Und auch die Verlader müssen für ausreichenden Versicherungsschutz sorgen.

Versichern, was man nicht sieht

Im Podcast „VerkehrsRundschau Funk“ sprechen Tabea Schulz und Christian Bonk mit Thomas Wicke, Geschäftsführer der Schunck Group, über die wichtigsten Versicherungen im Straßengüterverkehr. 

„Die Zeiten werden unsicherer – umso wichtiger ist es, wohl dosiert und mit Blick nach vorne versichert zu sein“, so Thomas Wicke zur aktuellen Lage.


Die vier Säulen der Transportversicherung

  1. Verkehrshaftungsversicherung: Sie deckt Schäden ab, für die Spediteure gesetzlich haften – etwa bei Verlust, Beschädigung oder Lieferverzug. Auch Fehler von Subunternehmern oder organisatorische Versäumnisse sind mitversichert.
  2. Warentransportversicherung: Diese Police schützt die Ware selbst – unabhängig vom Verschulden. Sie greift bei Diebstahl, Witterung, Ladefehlern oder Produktionsausfällen. Meist wird sie vom Verlader abgeschlossen, kann aber auch vom Spediteur vermittelt werden.
  3. Betriebshaftpflichtversicherung: Sie sichert das Unternehmen gegen Schäden ab, die über den Transport hinausgehen – etwa bei Gabelstaplerunfällen, Lagerschäden oder Personenschäden im Betrieb.
  4. Cyberversicherung: Mit zunehmender Digitalisierung wird sie zur Pflicht. Sie schützt vor Ransomware, Datendiebstahl, Phishing und Malware – auch durch externe Systeme oder Subunternehmer.


Gesetzliche Haftungsgrenzen

Die Verkehrshaftungsversicherung deckt zwar viele Risiken ab, doch sie stößt schnell an Grenzen. Der gesetzliche Haftungshöchstwert liegt bei 10 €/kg während des Transports und 5 €/kg bei Lagerung.

Das reicht bei hochwertigen Gütern oft nicht aus. Deshalb greifen viele Unternehmen zur Warentransportversicherung, die unabhängig vom Verschulden Schäden an der Ware selbst absichert. Sie springt ein bei Diebstahl, Witterungseinflüssen oder Ladefehlern – und schützt auch vor Folgeschäden wie Produktionsausfällen.

Warentransportversicherung: Zahlen, die haften bleiben

Laut GDV

  • lag das Prämienvolumen bei Warentransportversicherungen im Jahr 2024 bei rund 1,3 Milliarden Euro – ein Plus von 4,2 Prozent.
  • Die Schadenquote betrug 58 Prozent, mit über 120.000 gemeldeten Fällen.
  • Besonders betroffen: der Straßengüterverkehr mit 65 Prozent Anteil.
  • Die häufigsten Ursachen:
    • Diebstahl (28 Prozent),
    • Transportschäden (24 Prozent) und
    • Witterungseinflüsse (18  Prozent

Neue Risiken, neue versicherungsrelevante Fragen

In einigen Bereichen gibt es aber noch offene Fragen zu klären.

  • Multimodale Transporte: Über 30 Prozent der versicherten Volumina laufen über mehrere Verkehrsträger – Übergänge sind versicherungstechnisch oft lückenhaft.

  • Alternative Antriebe: E-Trucks und Wasserstofffahrzeuge verändern Risikoprofile – neue Typklassen und Policen sind gefragt.

  • KI & Automatisierung: Wer haftet bei algorithmischen Fehlentscheidungen in der Tourenplanung?

  • ESG & Nachhaltigkeit: Können CO₂-Reduktion und grüne Prozesse zu Prämienvorteilen führen?

Fazit

Versicherungen sind in der Logistik kein lästiger Kostenfaktor, sondern strategisches Werkzeug. Wer Risiken versteht, kann sie gezielt absichern – und bleibt auch in unsicheren Zeiten auf Kurs

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