Hannover/Berlin. Neun Monate nachdem Bundesverkehrsminister Peter Ramsauer den Startschuss für den Feldversuch Lang-LKW gegeben hat, sind nur 28 der 25,25 Meter langen Fahrzeuge unterwegs. Im Bundesverkehrsministerium heißt es aber schon jetzt, dass die erwarteten CO2-Einsparungen „deutlich übertroffen“ würden: Ein Drittel des Treibstoffs könne eingespart werden, weil zwei Lang-LKW so viel transportieren können wie drei normale Laster.
Für die Gegner des Projekts, die mehr Unfälle und Staus befürchten, ist dies nicht entscheidend. „Wir wollen einen ruinösen Wettbewerb zur Eisenbahn verhindern“, sagt der SPD-Verkehrsexperte im niedersächsischen Landtag, Gerd Will. Niedersachsen war 2006 mit einem eigenen Testlauf noch Gigaliner-Pionier. Doch sollte die SPD die Landtagswahl im Januar gewinnen, stiege nach Schleswig-Holstein wohl ein weiteres Land aus dem Test aus: „Wir halten es für problematisch, den Versuch weiterzuführen“, sagt Will.
Schleswig-Holstein und Baden-Württemberg haben inzwischen sogar Verfassungsklage eingereicht. Sie ärgern sich, weil die Gigaliner auf Autobahnen fahren, die beide Länder nicht dafür freigegeben haben. In Berlin hatte man im Januar noch auf Kooperation gehofft, doch die politischen Fronten sind in der Gigaliner-Frage verhärtet.
Die Spediteure sind unzufrieden mit der zerstückelten Gigaliner-Landkarte. „Wir fahren im Moment nicht Lang-LKW, weil wir festsitzen“, sagt Ulrich Boll, Chef der Boll Logistik in Meppen. 2006 war sein Unternehmen mit dabei. Ohne die Routen über Bremen und Nordrhein-Westfalen müsse man die Fahrzeuge nicht losschicken, sagt er.
Für die Spedition Hellmann in Osnabrück ist ein Lang-Lkw auf der Straße, befährt aber nur eine 20 Kilometer lange Strecke. Trotzdem spricht Fuhrparkleiter Hendrik Jansen von einem „vollen Erfolg“: Nur noch 10 statt wie bisher 15 Touren am Tag würden gemacht und damit Sprit gespart.
Eine erste Zwischenbilanz zum seit Anfang des Jahres laufenden Feldversuch mit Lang-LKW zieht die VerkehrsRundschau im Rahmen einer Podiumsdiskussion am 21. September auf der IAA Nutzfahrzeuge in Hannover. Die VerkehrsRundschau und der Verband der Automobilindustrie (VDA) haben Kritiker und Befürworter des Lang-LKW. Die Vertreter des Bundesverkehrsministeriums, der SPD-Fraktion, des ADAC sowie Geschäftsführer aus Spedition und verladener Wirtschaft werden eine erste Bilanz zum Feldversuch zu ziehen und die Zukunftsperspektive der längeren Lastkraftwagen erörtern. (dpa/diwi)
Die Teilnahme an der Veranstaltung ist im Rahmen der Nutzfahrzeugmesse IAA kostenlos und findet statt am 21. September von 10 bis 12:30 Uhr im Convention Center, Saal 3A, auf dem Hannoveraner Messegelände.
Programm und Anmeldung im Internet unter verkehrsrundschau.de/events