Erleichterung und Misstrauen sind zwei Begriffe, die das Empfinden vieler Deutscher über das zu Ende gehende Jahr am treffendsten beschreiben. Nachdem wir uns Anfang 2010 noch mitten in der Wirtschaftskrise befanden, setzte im März ein konjunktureller Aufschwung ein, den wirklich kein Experte vorhergesehen hat. Als wenn jemand einen Schalter umgelegt hätte, zog auch die Nachfrage nach Transport- und Logistikdienstleistungen im Frühjahr sprunghaft an. In der zweiten Hälfte des Jahres waren die Spediteure dann so weit, Preiserhöhungen durchzusetzen. Die Existenz vieler Unternehmen war wieder gesichert. Trotz aller Erleichterung über diese fast wundersame Entwicklung herrscht bei vielen Unternehmern immer noch Misstrauen. Trägt der Aufschwung? Ist die Finanzkrise beendet, oder folgt nun eine ernste Währungskrise? Ein ungutes Gefühl, das uns ins neue Jahr begleiten wird.
Und wie zufrieden sind die Deutschen mit ihrer politischen Führung? Schaut man auf die Umfragen, so ist die Meinung des Volkes über ihre Regierung katastrophal. Doch ganz gerecht ist dieses Urteil nicht. Der Blick über die Grenzen hinaus – zum Beispiel nach Italien, Großbritannien oder auch in die USA – zeigt, dass Deutschland trotz aller berechtigten Kritik seit Jahren über Politiker verfügt, die auch in schwierigen Zeiten richtige Entscheidungen treffen. Anders ist die vergleichsweise solide Lage der deutschen Wirtschaft und des deutschen Staatswesens im weltweiten Vergleich nicht zu erklären.
Dies gilt übrigens auch für Verkehrsminister Peter Ramsauer. Nach einem sicherlich schwachen Start hat er es trotz schwieriger volkswirtschaftlicher und demoskopischer Rahmenbedingungen geschafft, wichtige Punkte für die Branche zu erreichen (nur eine marginale Mauterhöhung durch die Bundesstraßenmaut, stabiler Verkehrsetat, Neujustierung des Aktionsplans Güterverkehr und Logistik). Damit ist das Jahr 2010 unterm Strich nicht nur für Deutschland, sondern auch für die Logistik gut gelaufen.
Andre Kranke, stellvertretender Chefredakteur