Spricht man dieser Tage mit ostdeutschen Transportunternehmern über die damalige DDR, ist das wie eine Zeitreise. Eine Zeitreise, die nicht gerade einmal 20 Jahre her ist, sondern gefühlte 50 Jahre. Zu fern klingen ihre Erinnerungen, ja fast unwirklich.
Von der maroden Reichsbahn ist die Rede, die acht bis 14 Tage lang brauchte, um Güter durch die vormalige DDR zu transportieren, von kaputten LKW und rationierten Dieselmarken. Gar nicht zu reden von dem Unternehmertum, das zwar existierte, aber nicht wirklich gelebt wurde. Stattdessen kümmerten sich die staatlichen Verkehrskombinate, für die der Großteil der damaligen privaten Transportbetriebe tätig war, quasi um alles: um Aufträge, die pünktliche Zahlungsbegleichung, leidige Behördenfragen und vieles mehr.
Mit dem Fall der Mauer am 9. November 1989 änderte sich alles das quasi über Nacht. Der enge, vielerorts auch bequeme Kokon der damaligen DDR zerbrach. Die neue Freiheit zog ein und damit alles das, was die Chancen, aber auch die Risiken eines selbstverantwortlichen, freien Unternehmers ausmacht. Viele Transportbetriebe in den neuen Bundesländern haben diese neue Freiheit nicht überlebt. Sie sind vom Markt überrollt worden.
Die vielen Transportunternehmer aber, mit denen wir für unsere Titelgeschichte gesprochen haben, zeigen: Die Entwicklungen der letzten 20 Jahre haben sie stark gemacht. Keiner sehnt sich in die damalige Zeit zurück. Stattdessen gilt für sie die Devise: „Geht nicht, gibt‘s nicht – das Leben geht weiter.“ Eine Einstellung, die in der augenblicklichen Wirtschaftskrise aktueller ist denn je.
Eva Hassa, Redakteurin