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Die Binnenschifffahrt: der vergessene Verkehrsträger

01.02.2011 13:26 Uhr

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Man stelle sich mal vor, der Flughafen Frankfurt würde für drei Wochen komplett gesperrt. Oder die A 1 zwischen Hamburg und dem Ruhrgebiet wäre wochenlang nicht befahrbar – ohne jegliche Ausweichmöglichkeit. Unvorstellbar.

Unvorstellbar? Genau das erlebt gerade die Binnenschifffahrt. Am Donnerstag ist es drei Wochen her, dass die „Waldhof“ bei St. Goarshausen gekentert ist und den Rhein blockiert. Der Rhein ist nicht nur die wichtigste Wasserstraße Deutschlands, er ist der am meisten befahrene Fluss Europas. Seit dem 13. Januar hat jedoch kein Binnenschiff die Unglücksstelle talabwärts Richtung Koblenz passiert. Mehr als 360 Schiffe warten auf die Weiterfahrt.

Dieser Unfall und die Reaktionen darauf sind bezeichnend für den Stellenwert, den die Binnenschifffahrt genießt. Zum einen muss man ganz nüchtern festhalten, dass die Binnenschifffahrt nur ein ergänzender Verkehrsträger ist. Sicher, es sind Stimmen laut geworden, dass es nach der Sperrung des Rheins hier und dort zu Versorgungsengpässen gekommen ist. Doch ein Sturm der Entrüstung sieht anders aus. Nebenbei bemerkt beinhalten diese gemäßigten Reaktionen ein unausgesprochenes Lob an die gesamte Verkehrswirtschaft, an alle Beteiligten, dass es ihnen offenbar gelingt, eingespielte Verkehrsströme umzuleiten und die Versorgung von Industrie und Handel sicher zu stellen. Ein Beispiel, wie gut die Logistik in Deutschland funktioniert.

 Gleichzeitig zeigt der Unfall, dass die Binnenschifffahrt ein Verkehrsträger ist, dessen Stellenwert unter „ferner liefen“ eingeordnet wird. Von der Wirtschaft, aber auch von der Politik. Die Bedeutung der Bahn und vor allem des LKW hat die Binnenschifffahrt – trotz Pluspunkte in der Umweltbilanz – nicht erreicht, sie wird sie auch nie erreichen. Dazu fehlt es diesem Verkehrsträger an Flexibilität.

Dies sollte die Politik berücksichtigen, wenn sie - wie Bundesverkehrsminister Peter Ramsauer letzte Woche auf dem Verkehrsgerichtstag in Goslar - angesichts der Prognosen für den Güterverkehr von „erschreckenden Zahlen“ spricht und das Ziel verkündet, möglichst viel Güterverkehr auf die Bahn und das Wasser zu verlagern. Das sind schöne Worte und kommt in der breiten Öffentlichkeit vielleicht gut an. Eine solche Aussage ist jedoch vor dem Hintergrund befremdlich, dass gerade veröffentlichte Papiere des Bundesverkehrsministeriums darauf hindeuten, die Mittel für den Infrastrukturausbau der Wasserstraßen zu kürzen. Und solche Sätze muten vor allem für die von der Havarie betroffenen Partikuliere befremdlich an, die bislang kein Signal der Hilfe aus Berlin oder Brüssel empfangen haben. So gibt man dem Vorwurf aus dem Binnenschifffahrtsgewerbe, die Binnenschifffahrt sei der vergessene Verkehrsträger, nur neue Nahrung.

Michael Cordes, Redakteur

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