Zwei Sieger –

Siegertypen: Die Azubis Christoph Matthes, Marie Sillge und ihr Chef Ralf Oldag (v. l. n. r.)Best azubi 2007Die zweitplatzierte Zwei Sieger – ein erster PlatzSieger und Zweitplatzierte des VerkehrsRundschau-Wettbewerbs Best Azubi haben einiges gemeinsam: Sie kommen aus dem gleichen Unternehmen und haben beim Wissenstest genau dieselbe Punktzahl erzielt. Dennoch: Kein Grund für Missgunst. Diese Arbeit hätte Christoph Matthes sich sparen können: Als er von der VerkehrsRundschau aufgefordert wurde, ein Foto nach München zu schicken, weil er unter die besten 100 der 1900 Teilnehmer des Wettbewerbs "Best Azubi 2007" gekommen sei, bemühte der angehende Kaufmann für Speditions- und Logistikdienstleistung sich pflichtschuldigst um ein aktuelles Konterfei. Dabei wurden inzwischen unzählige von ihm gemacht. Denn kurz darauf erhielt er einen weiteren Anruf aus München: Er hatte den Wettbewerb gewonnen. Mit ihm zur Preisverleihung fuhren auch Marie Sillge und Gurneet Singh Narang – damit waren alle Plätze des Siegerpodests mit Teilnehmern aus Hamburg belegt.Jetzt ist sie ja schon wieder ein paar Tage her – die Preisverleihung zum "Best Azubi 2007". Und doch ist da noch dieses Leuchten in den Augen von Christoph Matthes und Marie Sillge, als die Sprache auf die Preisverleihung kommt. Klar: So ein Auftritt auf großer Bühne ist schon etwas Besonderes. Doch das wirklich Besondere haben Christoph Matthes und Marie Sillge selbst vollbracht. Und das nicht nur durch ihre herausragende Leistung im Wettbewerb um die Best-Azubi-Trophäe. Christoph Matthes und Marie Sillge ha-ben es geschafft, mit exakt der gleichen Punktzahl den Wettbewerb zu gewinnen: Beide erhielten 448 Punkte. Das bedeutet: herausragende 98,2 Prozent der Gesamtpunktzahl. Die Höhe überraschte die beiden Sieger am meisten. Denn sie empfanden den Test als Herausforderung: "Am Anfang waren die Fragebögen recht einfach", meint Christoph Matthes. "Aber zum Schluss wurde es immer schwieriger. Gerade die Profi- und Expertenfragen." Ähnlich erging es Marie Sillge: "Besonders schwer fand ich die Frage, welcher Flughafen der größte in Europa ist." Kein Wunder, schließlich hatte sie zum Zeitpunkt des Tests die Luftfracht bei ihrem Arbeitgeber noch nicht absolviert. Ein klein wenig Vorwissen hatte Marie Sillge allerdings schon. Denn seit die bei Heidelberg aufgewachsene heute 21-Jährige von einem Freund mit zum Flughafen Frankfurt genommen wurde, ist sie von der Luftfahrt fasziniert. Ihr Weg in die Speditions- und Logistikbranche könnte im Rückblick nur folgerichtig erscheinen. So einfach machte es sich Marie Sillge nicht: Sie studierte zunächst an der Fachhochschule Betriebswirtschaft, "aber da habe ich den Praxisbezug vermisst." Vom Landwirt zum LogistikerAuch Christoph Matthes kam nicht auf direktem Weg in die Logistikwirtschaft: Als Kind wohnte er mit seinen Eltern bei einem Bauern zur Miete. Der Stall war sein Spielplatz, Landwirt zu werden sein großer Traum. Er arbeitete daran: erst in einer landwirtschaftlichen Lehre, dann in einem Landwirtschaftsstudiengang an der Fachhochschule. Mit Theorie gemästet zu werden, behagte ihm nicht. Umso mehr hatte es ihm auf dem Bauernhof gefallen, "zu planen und zu disponieren." Was lag da näher, als einen Ausbildungsplatz in der Logistikwirtschaft anzustreben. Damit nicht genug an Gemeinsamkeiten: Christoph Matthes und Marie Sillge arbeiten beide im selben Unternehmen, bei der Panalpina Welttransport GmbH in Hamburg. Während der Testphase von "Best Azubi 2007" saßen sie auch noch auf demselben Flur. Bei rund 340 Mitarbeitern und drei Panalpina-Standorten in Hamburg ist das keine Selbstverständlichkeit. Selbstverständlich war dagegen, dass die beiden sich gegenseitig voll unterstützten. "Da haben wir uns natürlich schon ausgetauscht", erinnert sich Christoph Matthes.Kampf um den besten NachwuchsVielleicht hatte das gute Abschneiden von Christoph Matthes und Marie Sillge auch ein wenig mit ihrem Arbeitgeber zu tun. Denn die Unternehmensführung von Panalpina hat längst erkannt, dass in der Logistik ein "War for Talents" ausgebrochen ist. Und der Bedarf vor allem an einem Logistikstandort wie Hamburg ist riesig. In diesem Kampf um den Führungskräftenachwuchs setzt Panalpina von jeher auf eine fundierte Ausbildung: Führungskräfte rekrutiert man am liebsten aus den eigenen Reihen. "Die Ausbildung ist das, was uns bei der Personalentwicklung am erfolgreichsten gemacht hat", erläutert Niederlassungsleiter Ralf Oldag. Auch er hat vor 25 Jahren bei Panalpina gelernt.Andererseits zieht Panalpina Hamburg Logistiktalente offensichtlich auch an: Logistik hat am Standort Hamburg eine hohe Reputation. Und Panalpina Hamburg bietet seinen Auszubildenden ein Spektrum an Erfahrungen, das seinesgleichen sucht. Der Nachwuchs wird konsequent in alle Bereiche des Unternehmens eingeführt: In Abschnitten von jeweils drei bis sechs Monaten bekommen die Auszubildenden Einblick in Seefracht, Luftfracht und Supply Chain Management. Daneben können sie weitere Aspekte der Logistik-Dienstleistung wie Marketing und Claims Insurance Management kennen lernen. "Wenn man bereit ist, in Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter zu investieren", erläutert Ralf Oldag, "ist es nicht unbedingt schwer, gute Leute zu finden." Außerdem kann Panalpina in Hamburg mit ein paar exotischen Bereichen wie der Abteilung für Messelogistik aufwarten. "Ich arbeite momentan in unserem Bereich Ship Spares", erläutert Marie Sillge. "Wir versorgen Schiffe auf der ganzen Welt mit Ersatzteilen und Material für Umbauten. Das sind keine logistischen Standardlösungen." Zusammen auf der SchulbankDie Gemeinsamkeiten nehmen kein Ende: Alle drei Erstplatzierten des Wettbewerbs stammen aus einer Berufsschulklasse. Denn auch der drittplatzierte Gurneet Singh Narang besucht die "Europaklasse" der Berufsschule in Hamburg. Hierfür können sich angehende Lehrlinge bewerben, die über ausreichende Englisch-Kenntnisse verfügen. Ein Teil des Unterrichts wird auf Englisch abgehalten, die Schüler lernen selbstverantwortlich, viel im Team und an speziell für sie ausgearbeiteten Projekten: "Gerade haben wir ein Seefracht-Import-Projekt fertiggestellt", erläutert Marie Sillge. Die Berufsschullehrer haben den Wett-bewerb der VerkehrsRundschau empfohlen. Die Schüler der Europaklasse haben sich am besten durch den Fragen-Parcours gekämpft. Und zwar derart hartnäckig, dass sie den erfahrenen Kollegen in den Unternehmen ordentlich Respekt abnötigten: "Die Azubis sind auch in die Fachabteilungen gegangen", erinnert sich Ralf Oldag. "Einige Dinge haben sie sich auch in ihrer Freizeit erarbeitet. Die haben wirklich etwas investiert für den Wettbewerb."Um Missverständnissen vorzubeugen: Natürlich gibt es eine ganze Menge, das Marie Sillge und Christoph Matthes trennt – auch im Zusammenhang mit dem Wettbewerb. So will Marie Sillge einen Teil ihres Gewinns gleich wieder in ihre Ausbildung investieren: Im Juni steht für die Mitglieder der Europaklasse in der Berufsschule ein Auslandspraktikum an. Marie Sillge wird die fünf Wochen im schottischen Aberdeen absolvieren. Den Aufenthalt dort will sie sich mit dem Preisgeld noch verschönern. Anders Christoph Matthes: Sein Peking-Aufenthalt ist in trockenen Tüchern. Ein Teil des Preisgeldes soll stattdessen in Christoph Matthes´ neues Hobby gehen: Im Sommer 2007 hat der angehende Speditionskaufmann seinen ersten Segelkurs auf der Alster gemach. Und Blut geleckt. Trotz Los trautes FamilienglückEs gibt noch etwas Entscheidendes, das Christoph Matthes und Marie Sillge trennt: Ihr Platz auf dem Siegerpodest des Wettbewerbs "Best Azubi 2007". Eigentlich hätten sie ja beide den obersten Podestplatz verdient. Doch das Los entschied: für Christoph Matthes. Aber Marie Sillge ist so glücklich über ihren Erfolg, dass sie ihrem Kollegen den Vortritt ohne Missgunst überlässt. Es bleibt ja auch irgendwie in der Familie.❙❚■ Florian Beck, freierJournalistNein, das Reden fällt ihm derzeit nicht leicht: Gurneet Singh Narang hat sich eine Mandelentzündung eingefangen. Seiner Freude tut das keinen Abbruch, denn er hat beim VerkehrsRundschau-Wettbewerb Best Azubi den dritten Platz errungen. Sein Ergebnis: ausgezeichnete 444 Punkte, gut 97 Prozent der Gesamtpunktzahl. Die Freude ist groß. "Damit habe ich nicht gerechnet", gesteht der 28-jährige Auszubildende zum Kaufmann für Speditions- und Logistikdienstleistung beim traditionsreichen Familienunternehmen "Land- und Seetransport GmbH" in Hamburg. Zumal Gurneet Singh Narang den Wettbewerb anspruchsvoll fand: "Teilweise musste man schon länger daran sitzen. Man brauchte wirklich Geduld und Zeit", erinnert sich er. Ganz ohne Hilfe wäre ihm das ausgezeichnete Ergebnis wohl nicht gelungen: Frei nach dem Motto, dass man nicht alles wissen muss, nur wissen muss, wie man an die Information kommt, zapfte er manchmal die Kollegen in der Firma oder auch die Mitschüler in der Europaklasse der Berufsschule Hamburg an. In diese spezielle Klasse haben ihn seine Herkunft und sein Ausbilder Joachim Leinweber von der Land- und Seetransport GmbH gebracht: Gurneet Singh Narang hat seine Kindheit in Indien verbracht und dort eine englischsprachige Schule besucht. Nachdem er mit dem Studium der Informatik wegen mangelnden Praxisbezugs nicht glücklich wurde, bewarb er sich bei der Land- und Seentransport GmbH für einen Ausbildungsplatz. Mit dem 3. Platz beim Best-Azubi-Wettbewerb geht Gurneet Singh Narang jetzt frohgemut in die Schlussphase seiner Ausbildung, bei der er bisher die Abteilungen für Versand und Import durchlaufen hat. Erstens weil die Auszeichnung in seinen Bewerbungen einen prominenten Platz erhalten wird. Und zweitens: Das Preisgeld von 2000 Euro erleichtert die nächste Ausbildungsphase. Im Juni geht es zum Auslandspraktikum nach England. fb

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