X-ter Versuch mit Xrail

Machen gemeinsam Druck mit Xrail (von links): G. Ferk (Projektleiter Xrail), R. Senekl (CD Cargo), F. Rippinger (CFL Cargo), A. Hedderich (DB Schenker Rail), G. Pauwels (SNCB Logistics), O. Wennerstein (Green Cargo), F. Schmidt (Rail Cargo Austria), N. Perrin (SBB Cargo)X-ter Versuch mit XrailSieben europäische Bahnen sagen dem LKW den Kampf an. Mit Xrail, einer Allianz für den europäischen Einzelwagen-verkehr, wollen sie Transporte von der Straße auf die Schiene verlagern.Wenn bei den Bahnen vom Einzelwagenverkehr die Rede ist, hält sich die Begeisterung in Grenzen. Das Zusammenschieben von Waggons zu kompletten Zügen ist mit großen Problemen behaftet. Nicht nur weil viele Kunden sich immer wieder unzufrieden zeigen über die abgelieferte Leistung. Auch bei den Bahnen selbst leidet das Image des Einzelwagenverkehrs. „Wenn man vom Einzelwagenverkehr spricht, bekommt man immer wieder zu hören: hohe Kosten und sehr kompliziert“, bekennt Alexander Hedderich. Und er muss es wissen, schließlich ist er als Vorstandsvorsitzender von DB Schenker Rail der Vorgesetzte von über 30.000 Güterbahnangestellten.Sieben Bahnen stellen die Weichen neuDie Probleme im Einzelwagenverkehr sind fast schon so alt wie die Eisenbahn selbst. Daher hat es auch schon viele Versuche gegeben (und noch mehr Appelle), daran endlich etwas zu ändern. Xrail ist, wenn man so will, der x-te Versuch. Doch LKW-Fuhrunternehmen aufgepasst: Es hat den Anschein, als würden die Bahnen diesmal Ernst machen mit ihren Reformen, da sie gemeinsam an einem Strick ziehen. Sieben europäische Güterbahnen haben letzte Woche in Zürich das Papier zur Allianz werbewirksam vor einer Xrail-Lokomotive unterzeichnet. Mit dabei: CD Cargo (Tschechien), CFL Cargo (Luxemburg), Green Cargo (Schweden), Rail Cargo Austria (Österreich), SBB Cargo (Schweiz), SNCB Logistics (Belgien) und eben DB Schenker Rail. Gemeinsam wollen diese Bahnen die Produktionsabläufe verbessern und so den internationalen Einzelwagenverkehr wettbewerbsfähiger machen. Seit 2007 arbeiten die Bahnen bereits an dem Projekt. In dieser Zeit hat es Pilotanwendungen mit den Kunden gegeben und sind Studien angefertigt worden. Ein zentrales Ergebnis: Wenn die Kunden vor der Entscheidung stehen, ob sie ihre Güter der Bahn oder dem LKW anvertrauen, spielen fünf Kriterien eine Rolle: Am wichtigsten ist der Preis. Dann kommt die Zuverlässigkeit und Pünktlichkeit des Transports. Es folgt die Information über den Sendungsstatus, die Zeit für die Angebotserstellung und schließlich das Thema Umwelt.Das Thema „Preis“ ist bei Xrail ausgeklammert. Die Entscheidungshoheit, ob an der Preisschraube gedreht wird, bleibt bei den jeweiligen Bahnen. Hingegen spielen die anderen Kriterien eine wesentliche Rolle bei Xrail. So haben die Bahnen vereinbart, dass 90 Prozent aller Züge pünktlich ihr Ziel erreichen sollen. Die zweite angestrebte Verbesserung betrifft den Informationsfluss mit dem Kunden. Bislang gibt es keine allgemeingültigen Fahrpläne. Auch eine flächendeckende Sendungsverfolgung mit Weiterleitung der Daten zum Kunden existiert nicht. Angestrebt wird künftig über eine im Rahmen des Projektes entwickelte IT ein per Internet zugänglicher Fahrplan, die Versendung von Informationen über die zu erwartende Ankunftszeit an die Kunden sowie eine Benachrichtigung im Falle einer Verspätung. Angebote schneller erstellenEin aus Sicht von Hedderich großes Manko im internationalen Einzelwagenverkehr ist die Zeit, die für die Erstellung eines Angebots benötigt wird. Je nach Relation sind es derzeit bis zu acht oder sogar zwölf Tage. Xrail hat sich zum Ziel gesetzt, diesen Zeitraum auf maximal drei Tage zu verkürzen und so sich dem Wettbewerber Straße anzunähern, der ein bis zwei Tage für eine Angebotserstellung benötigt.„Ein wesentliches Ziel von Xrail ist es, die Schiene wettbewerbsfähiger im Vergleich zur Straße zu machen“, sagt dann auch Hedderich. Laut einer Studie von McKinsey hält der Einzelwagenverkehr in den EU-27-Staaten einen Anteil von 10,6 Prozent (siehe Kasten). Die Berater kommen zu der Einschätzung, dass die Bahnen durchaus ein Wachstumspotenzial besitzen, sofern sie konkurrenzfähiger werden.Hedderich sieht in dieser Allianz zudem eine wichtige Botschaft für den Markt. Denn in der Vergangenheit hat es angesichts großer Verluste immer wieder Spekulationen gegeben, dass einige Bahnen den Einzelwagenverkehr einschränken oder sogar einstellen könnten. „Mit Xrail geben die Beteiligten ein klares Bekenntnis zum Einzelwagenverkehr ab“, sagt er. Vielen der beteiligten Bahnen bleibt auch gar nichts anderes übrig, weil der Einzelwagenverkehr das Rückgrat für den Schienengüterverkehr bildet. Ein Beispiel dafür ist die CFL Cargo (Luxemburg). Ihr Hauptauftraggeber ist die Stahlindustrie. „Die Stahlindustrie ist zu 70 Prozent vom Einzelwagenverkehr abhängig“, sagt Fernand Rippinger, Chef der CFL Cargo. Nahezu alle Transporte seien grenzüberschreitend. Daher sagt Rippinger, dass „der Einzelwagenladungsverkehr lebenswichtig für den Güterverkehr in Europa ist“.Wie wichtig der Einzelwagenverkehr für die SBB Cargo ist, zeigt die Aussage von CEO Nicolas Perrin: „SBB Cargo hat am nationalen Güterverkehr in der Schweiz einen Marktanteil von 23 Prozent. Diese Transporte sind hauptsächlich Einzelwagenverkehr.“ Und 40 Prozent aller Wagen im Einzelwagenverkehr der SBB Cargo haben einen Bezug zum Ausland, sodass eine Verbesserung der Leistungen über Xrail von hohem Interesse für die defizitäre Gütersparte ist. SNCF Cargo und PKP Cargo nicht dabeiIn dem Bündnis fehlen jedoch wichtige Bahnen auf der europäischen Landkarte. So hat die französische SNCF Cargo lange Zeit in dem Projekt mitgearbeitet, ist dann jedoch ausgestiegen. Auch die polnische PKP Cargo oder die italienische Trenitalia Cargo sind nicht dabei. „Wir sind offen für weitere Bahnen“, betont Projektleiter Günther J. Ferk. Langfristig laute das Ziel, die meisten Bahnen in Europa in die Allianz zu holen. Dazu müssen diese jedoch die vorgegebenen Kriterien erfüllen, was mit einem entsprechenden Zeitaufwand verbunden ist. Ferk geht daher davon aus, dass in den kommenden ein, zwei Jahren zunächst keine neuen Bahnen beitreten werden. „Langfristig ist es das Ziel, dass wir ein Netz nach dem Vorbild der Stückgutko-operationen auf der Straße knüpfen“, verkündet Hedderich. Ein ambitioniertes Ziel, aber eines, an dem kein Weg vorbeigeht. „Die Marktwirtschaft wird zunehmend internationaler. Darauf müssen die Bahnen reagieren“, sagt Ferdinand Schmidt, Mitglied des Vorstands der Rail Cargo Austria (RCA). Doch die Entwicklung eines solches Netzes braucht Zeit. „Wir wollen hier keine Revolution machen, sondern es wird eine Evolution sein, bei dem wir Schritt für Schritt die Prozesse verbessern“, sagt Hedderich. ❙❚■ Michael CordesZahlen zum Einzelwagenverkehr50 Prozent aller Transporte der Eisenbahnen in der EU (inklusive Schweiz) ent-fallen auf Einzelwagenverkehre. 35 Prozent werden in Blockzügen gefahren und 15 Prozent im Kombinierten Verkehr (KV). Der Anteil des Einzelwagenverkehrs am Komplettladungsverkehr in Europa beträgt nach Zahlen von McKinsey 10,6 Prozent. 89,4 Prozent entfallen auf den LKW.Bei DB Schenker Rail Deutschland ist der Anteil des Wagenladungsverkehrs nicht ganz so hoch. Hedderich beziffert ihn auf 35 bis 40 Prozent. 55 Prozent des Einzelwagenverkehrs von DB Schenker Rail Deutschland werden mit den Xrail-Partnerunternehmen abgewickelt.Zum Start von Xrail werden zunächst 200 Verbindungen diesen neuen Qualitätsstandards unterzogen. Nach und nach soll das Netzwerk ausgedehnt werden. cdEinzelwagenverkehr mit 90 Prozent FixkostenEinzelwagenverkehr immer Internationaler

X-ter Versuch mit Xrail

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