Westhäfen 2006: Antwerpen auf Überholkurs

02.01.2007 17:31 Uhr

Antwerpen verzeichnet ein Umschlagzuwachs von vier Prozent und holt gegenüber Europas Nummer Eins Rotterdam auf

Rotterdam/Antwerpen. Die positive Entwicklung des internationalen Seeverkehrs schloss 2006 auch die beiden führenden Westhäfen Rotterdam und Antwerpen mit ein. So lauten übereinstimmend die Berichte der lokalen Hafenverwaltungen über das vorläufige Umschlagergebnis. Auch das geht aus dem Vergleich des Zahlenwerks der Nummer eins unter den europäischen Häfen, Rotterdam, und der Nummer zwei, Antwerpen, hervor: Der belgische Seehafen gehört weiter zu den wachstumsstärksten, großen europäischen Universalhäfen und zieht – hinsichtlich des prozentualen Zuwachses – an Rotterdam vorbei. Mit rund 377 Millionen Tonnen Jahresumschlag kommt der Rotterdamer Hafen 2006 auf ein Plus von 1,7 Prozent gegenüber dem Vorjahr. „Der Hafenmotor dreht auf vollen Touren", fasste Hans Smits, Präsident des Hafenbetriebs Rotterdam (HbR), die Entwicklung zusammen. Mit zunehmender Ungeduld warte die Hafenwirtschaft darauf, dass neue Flächen zur Verfügung gestellt werden können, welche die unverzichtbare Grundlage für eine weitere Expansion der Umschlagbetriebe, und damit des Umschlaggeschäftes, bildeten. „Für jedes Grundstück, ganz gleich, wie groß es ist, stehen gleich mehrere Kandidaten aus den unterschiedlichsten Gütersegmenten bei uns auf der Matte", so Smits. So suchten vor allem global ausgerichtete Unternehmen zunehmend Flächen am seeschifftiefen Wasser. Der entscheidende Flächenzuwachs werde mit der Verfügbarkeit der Maasebene II (Maasvlakte II) in wenigen Jahren erfolgen. Das im Hafenvergleich geringere Gesamtwachstum Rotterdams spiegelt sich auch beim Containerumschlag wider, der lange Zeit das Paradepferd für den Rotterdamer Hafen darstellte. Auf 9,6 Millionen Standardcontainer (TEU) und damit rund vier Prozent mehr brachte es der Maashafen 2006. In absoluten Zahlen entspricht das einem Plus von 350.000 TEU. Die Menge des containerisierten Stückguts betrug 113 Millionen Tonnen (plus vier Prozent). Zu den Wachstumsbringern im abgelaufenen Jahr gehörte neben dem Containersektor vor allem das Massengutgeschäft, und zwar für flüssige wie für trockene Massengüter. Mit 263 Millionen Tonnen lag es um 0,9 Prozent über dem Vorjahresniveau. Herausragende Einzelgütergruppe waren Kohle, die es im Berichtsjahr auf einen Umschlag von 27 Millionen Tonnen brachten – ein Plus von drei Prozent. Für Antwerpen lautet das vorläufige Ergebnis: rund 167,3 Millionen Tonnen, ein Plus von vier Prozent gegenüber dem Vorjahresniveau. Besonders erfreulich ist aus Sicht des Städtischen Hafenbetriebs Antwerpen (SHA) die positive Entwicklung im Containersektor. Rund sieben Millionen Standardbehälter gingen 2006 über die Kaikante. Das entspricht einem Zuwachs um 0,5 Millionen TEU oder acht Prozent gegenüber 2005. Als wahrer Glücksgriff erweist sich für den Scheldehafen der neue Container-Umschlag-Komplex im so genannten „Deurganckdok". Das Hafenbecken entstand auf dem linken Scheldeufer. Ein Teil der Anlagen wurde im Sommer 2005 in Betrieb genommen. 800.000 TEU konnten hier 2006 behandelt werden. „Niemals zuvor hatte eine neue Umschlageinrichtung in Flandern bereits im ersten vollen Betriebsjahr eine solche Auslastung erfahren wie jetzt mit dem Deurganckdok geschehen", freute sich die SHA. Auch beim konventionellen Umschlag, dem weiteren Paradepferd im Scheldehafen, ging es 2006 weiter voran. Mit 18,5 Millionen Tonnen lag das Umschlagergebnis um gut drei Prozent über dem Vorjahresniveau. Die Entwicklung im Fruchtverkehr lieferte hingegen keinen Anlass zur Freude. Die in diesem Segment tätigen Unternehmen durchleben hier seit Jahren ein Wechselbad der Gefühle. Im aktuellen Berichtsjahr liegt der Fruchtumschlag um zehn Prozent unter dem Vorjahresstand. Neben rückläufigen Ernten in Zentralamerika trägt auch die zunehmende Containerisierung der Fruchtverkehre zu einer Veränderung der Marktstrukturen in Antwerpen bei. Der Ro/Ro-Verkehr legte 2006 um rund 5,6 Prozent auf knapp 3,9 Millionen Tonnen zu. Seinen Universalhafencharakter bestätigte Antwerpen auch im Massengutsektor. Der in diesem Segment erzielte Gesamtumschlag liegt mit 64,4 Millionen Tonnen und damit „leicht" (O-Ton SHA) über dem Vorjahresergebnis. (eha)

MEISTGELESEN


KOMMENTARE

SAGEN SIE UNS IHRE MEINUNG

Die qualifizierte Meinung unserer Leser zu allen Branchenthemen ist ausdrücklich erwünscht. Bitte achten Sie bei Ihren Kommentaren auf die Netiquette, um allen Teilnehmern eine angenehme Kommunikation zu ermöglichen. Vielen Dank!

WEITERLESEN



NEWSLETTER

Newsletter abonnieren und keine Branchen-News mehr verpassen.


Die VerkehrsRundschau ist eine unabhängige und kompetente Abo-Fachzeitschrift für Spedition, Transport und Logistik und ein tagesaktuelles Online-Portal. VerkehrsRunschau.de bietet aktuelle Nachrichten, Hintergrundberichte, Analysen und informiert unter anderem zu Themen rund um Nutzfahrzeuge, Transport, Lager, Umschlag, Lkw-Maut, Fahrverbote, Fuhrparkmanagement, KEP sowie Ausbildung und Karriere, Recht und Geld, Test und Technik. Informative Dossiers bietet die VerkehrsRundschau auch zu Produkten und Dienstleistungen wie schwere Lkw, Trailer, Gabelstapler, Lagertechnik oder Versicherungen. Die Leser der VerkehrsRundschau sind Inhaber, Geschäftsführer, leitende Angestellte bei Logistikdienstleistern aus Transport, Spedition und Lagerei, Transportlogistik-Entscheider aus der verladenden Wirtschaft und Industrie.