Ins Grüne investieren, lohnt. Das glaubt die Unternehmensberatung Frost & Sullivan. In einer ihrer Studien („Strategic Analyses of European and North American Green Telematics Market“) sagen sie der „grünen Telematik“ ein üppiges Wachstum voraus. Momentan touren rund 73.000 mittelschwere und schwere LKW in Europa, überwacht und gesteuert durch Flottenmanagementsystemen oder Tracking- und Trace-Lösungen. Ihrer Prognose nach soll diese Fahrzeugzahl in fünf Jahren auf fast eine halbe Million hochschnellen.
Unter „grüner Telematik“ verstehen die Studienautoren das Zusammenspiel von Fahrer- und Fahrzeugmanagementsystemen plus Echtzeitnavigation. Das ermögliche, den Schadstoffausstoß in Echtzeit zu messen und Berichte zu generieren, mit denen sich das Fahrverhalten verbessern lässt. Unterm Strich könnten dann stehen: Treibstoffkosten und Emissionen sinken um rund 10 Prozent
Nachhaltige Feldversuche
Für das praktische Umsetzen bieten sich mehrere Wege an. Beispielsweise mit einer Telematikbox, die man an den CAN-Bus des Fahrzeuges anschließt. Ein Echtzeit-Emissions-Tracking-System übertragt hierbei die Daten direkt an den Flottenmanager. Oder es kommt Software fürs Logistikmanagement und die Kraftstoffverbrauchsüberwachung zum Einsatz, die alle Daten ans Flottenmanagement weitergibt. Sowohl bei separaten Tracking- und Tracing-Modul als auch bei einer Onboard-Lösung soll dank der Systeme parallel zum Kraftstoffverbrauch die CO2-Belastung um acht Prozent sinken. Diesen Mittelwert haben Testflotten eingefahren, die „grüne“ Telematiksysteme wie „Eco-Log“ von Lysanda einsetzten. In der Spitze betrug der Spareffekt nach Anbieterangaben zehn Prozent.
Die Massenformel muss stimmen
Mit dem Begriff „grüne Telematik“ tut sich Professor Dr. Heinz-Leo Dudek von der Dualen Hochschule Baden-Württemberg (DHBW) schwer. Der Studiengangsleiter für „Wirtschaftsingenieurswesen Technisches Management“ in Ravensburg favorisiert die Formulierung: „Telematik ist ein Werkzeug für grüne Logistik.“ In der Hauptsache gehe es doch darum, in der Logistik die Effizienz zu steigern. Dudek bringt es auf die einfache Vor-und-Nachher-Formel: „Die gleiche Masse gilt es mit weniger LKW zu transportieren. Oder man transportiert mit der gleichen LKW-Anzahl mehr Ware.“
Effizienter arbeiten können Transporteure schon, in dem sie Fahrer – und Fahrzeug überwachen, dynamisch ihre Routen planen und sich der Laderaumauslastung widmen. Für die entsprechenden Telematiksysteme schätzt Dudek die Marktdurchdringung auf 10 bis 15 Prozent. Die Quote sollte in den nächsten Jahren nach oben schießen.
Der Logistikexperte warnt jedoch: Auch wer Telematik einsetze, müsse über seine Prozesse nachdenken und diese an die Systeme anpassen. Und ohne disziplinierte Fahrer, die zudem Spritspartrainings absolvieren, funktioniere es auch nicht. Als Hausnummer nennt Dudek zehn Prozent an Kosten, die sich mit Telematiksystemen einsparen lassen. Beispielsweise im Stückgut. Auf andere Branchen lässt sich das so nicht übertragen. Seine Faustregel: „Je komplexer eine Transportleistung ist, um so effizienter erweist sich der Einsatz der Telematik.“
Noch mehr Begriffstutziges
Auch bei der „grünen Logistik“ an sich scheiden sich die Gewerbegeister. Eine Studie zum Thema des Instituts für Nachhaltigkeit in Verkehr und Logistik (INVL), Heilbronn, stellte fest: Als Resultat der Befragungen von Speditionsunternehmen muss man zwischen dem Betreiben grüner Logistikaktivitäten und dem konkreten Angebot grüner Logistikprodukte unterscheiden.
Die Post geht gesteuert ab
Grün vor Gelb? Die Deutsche Post DHL kombiniert moderne Technik mit dynamischer Tourenplanung. Seinen seit 2009 in Berlin laufenden Modellversuch nennt der Logistikriese „SmartTrucks“. Über satellitengestützte Geo- und Telematikdaten lassen sich Fahrzeuge orten und Verkehrslage analysieren. Für Letzteres senden 500 Berliner Taxen aktuelle Stauinfos an „Floating Car Data“, einem System aus dem Deutschen Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR). Das Ergebnis: Das Fahrzeug, das am schnellsten den Kunden erreichen kann, holt die Sendung ab. Also ein flexibles Umplanen – je nach Auftrags- und Verkehrslage. RFID (Radiofrequenz Identifikation) gestattet zudem das ständige Checken der Pakettransportliste im Fahrzeug und der Zentrale. Der zweite wichtige Punkt für das Ziel: effizienter Zustellen und Abholen. Die „SmartTrucks“ sollen mit 10 bis 15 Prozent weniger Sprit auskommen. (Beachten Sie auch unseren Podcast zum Thema "SmartTrucks" am Ende dieses Artikels)
Optimierte Touren bedingen noch lange nicht ausgelastete LKW. Dem Problem nahm sich das Fraunhofer Institut für Materialfluss und Logistik IML in Dortmund an. An ihrem Projekt „Efficient Load“ beteiligten sich 2009 drei Unternehmen. Für den Transport der Sammelgüter optimierte die Software Umladung, Auftragszusammenstellung, Ladereihenfolge und Tourengestaltung – in einem Arbeitsschritt. Der Vorteil: Die Tonnenkilometer können sich um 15 bis 20 Prozent reduzieren. Das System soll jetzt Marktreife haben
Schwarz-Grüne-Bilanz
Zum Geschäft der Spedition Hammer aus Aachen zählen Teil- und Komplettladungen. 13 Systeme hat Stefan Küpper, Leiter des Fuhrparkmanagements der Firma, analysiert. Das führte zu der Entscheidung, 120 Fahrzeuge mit Carcube von Punch Telematix auszustatten. Küpper kalkulierte, mit dem Telematiksystem eine Gesamtersparnis von 223.000 Euro im Jahr einzufahren. Das Ziel erreicht? „Noch nicht, aber wir arbeiten dran“, meint Küpper dazu optimistisch. Mit dem Werkzeug lässt sich noch an der Bilanz drehen. Weiter ins Schwarze – und Grüne. (kak)
Einsparung durch Telematik am Beispiel der Spedition Hammer – die Zahlen gibt es hier.
Nachstehend haben Sie die Möglichkeit sich einen Podcast zum Thema "SmartTrucks" anzuhören.
- Tabelle: Einsparungen durch Telematik (11.0 KB, PDF)