Hamburg. Geschichte wiederholt sich doch. Nach der Containerschifffahrt rollt auch auf die Massengutschifffahrt eine große Neubauwelle zu. „2011 kommen rein rechnerisch jeden Tag zwei neue Bulker in Fahrt", berichtete Michael Aasland, Business Director beim Schiffsklassifizierer DNV (Det Norske Veritas) in der Deutschlandland-Niederlassung in Hamburg anlässlich eines Workshops zur Bulker-Schifffahrt.
In der Massengut-Schifffahrt werden inzwischen wieder Neubauten im großen Stil bestellt, nachdem die ab 2011 zur Auslieferung anstehenden Frachter im Wesentlichen noch in der Vorkrisenzeit bestellt wurden, sagte Aasland. Bei der Entgegennahme neuer Aufträge konnten – und können – die chinesischen Werften erhebliche punkten. Aasland: „Von den allein im dritten Quartal vergebenen Bulker-Aufträgen konnten Chinas Werften gut 82 Prozent der Schiffe für sich buchen." Für Japan und Südkorea fiel der Rest ab.
Aasland beschrieb, dass chinesische Schiffbauer im laufenden Jahr ihren Marktanteil bei den Neubauorders kontinuierlich steigern konnten. Auch das gehörte für den Bulker-Experten zu den Auffälligkeiten. Bei den Bestellungen hatten chinesische Auftraggeber die Nase vorn. Von den im dritten Quartal platzierten Orders entfielen 43 Prozent auf Reedereien aus dem Reich der Mitte. Den zweiten Platz in dieser Rangfolge nahmen griechische Reeder ein. Das ausgeprägte Engagement der chinesischen Schifffahrtsunternehmen im Bulker-Segment steht für Aasland sowohl im Zusammenhang mit dem anhaltenden Rohstoffhunger des bevölkerungsreichsten Landes der Welt. Auch die klar erkennbare Politik der Zentralregierung, sich die großen Rohstoffvorkommen zu sichern, könnte eine Rolle spielen.
Zu den Einflussfaktoren bei der Bulker-Flottenentwicklung gehört unter anderem, dass die Massengutschifffahrt immer längere Reiserouten aufweist, was unter anderem Tonnage bindet. Ein weiterer Grund sei, dass die Bulkschifffahrt – im Gegensatz zu der sehr straff geführten Containerschifffahrt – weiterhin in den großen Rohstoffhäfen mit „Verstopfungsproblemen" zu kämpfen habe.
Wie schon die anderen Segmente der Handelsschifffahrt, so werde auch die Bulkschifffahrt künftig immer stärker mit dem großen Thema „Umweltschutz und Nachhaltigkeit in der Schifffahrt" konfrontiert. Aasland wies darauf hin, dass die Wirtschaftlickeit der Schiffe – allen voran beim Antrieb – noch reichlich Optimierungspotenzial beihalte. Auf diesem Gebiet sei der DNV sehr aktiv.
Ein anderes wichtiges Thema für die Bulker-Schifffahrt seien die wachsenden Anforderungen der großen Terminal-Betreiber an diese Schiffe. Wichtige Stichworte in diesem Zusammenhang seien die Lade- und Löschleistung der Terminals, die auch von den Schiffen entscheidend mitgetragen werden muss sowie das große Thema „Sicherheit an Bord" für das Terminalpersonal. Ein anderes, großes Thema werde das Ballastwassermanagement.
Sönke Pohl, Technical Support Manager beim DNV in Hamburg, widmete sich in seinem Vortrag dem Thema „Sicherheit" an Bord. Hier habe sich in den vergangenen Jahren zwar sehr viel zum Positiven entwickelt. Doch weiterhin gebe es noch viel zu tun, wobei es oftmals um einfache, aber sehr wirksame Detailverbesserungen geht. Sein Fazit: „Die heutigen Bulker sind heute schon sehr sicher." (eha)