Vorstellung Volvo FH

Vorstellung Volvo FH Der mit dem Stern tanztZur Vorstellung des neuen FH brennt Volvo ein Feuerwerk an Innovationen ab. Der komplett neu konstruierte Schwede lässt den Wettbewerb in vielen Punkten alt aussehen. Häppchenweise hat Volvo den Schleier um den neuen FH gelüftet. Hier ein Gerücht, dort eine kurze Pressemeldung – und kurz vor der Präsentation noch ein spektakulärer Film auf Youtube, in dem eine Seiltänzerin zwischen zwei Sattelzügen, natürlich gezogen vom neuen Schweden, balanciert und vor einem nahenden Tunnel quasi das rettende Ufer erreichen muss (siehe Seite 155).Der Fachmann nennt‘s „virales Marketing“. Wir sagen einfach, der neue Volvo rockt die Branche und bietet eine überzeugende Show mit einer Vielzahl teils noch nie dagewesener Innovationen. Dass er dabei den kürzlich vorgestellten New Actros in manchen Dingen übertrifft, war sicher im Sinne seiner Erfinder.So ist er der erste Schwer-LKW mit Einzelradaufhängung. Zwar liefert Volvo die neue Technik – die 40 Kilo mehr wiegt als eine konventionelle Achse, aber auch viel mehr Komfort und Präzision bietet – nur als Option. Dennoch überzeugt die Konstruktion durch eine innovative Zahnstangenlenkung. Wer lieber auf konservative Technik setzt, bekommt künftig s-förmige Parabelfedern an der Vorderachse.Eine komplett neue FederungAuch an der Hinterachse hat Volvo gründlich Hand angelegt. Ein neues Stabilisatorsystem sorgt für besseres Ansprechverhalten. Die Anlenkung der Achse wurde so verändert, dass die von der Sattelplatte eingeleiteten Kräfte nicht mehr in den Rahmen gehen, sondern direkt in die Achse. Das sorgt für viel ruhigeres Fahren.Motorisch setzt Volvo vorerst auf Bekanntes – aber im Detail verbessert. In Euro-5-/EEV-Motoren heißt das 12,8 Liter große Reihensechszylinder mit 420, 460, 500 und 540 PS, wobei Letzterer nicht in EEV zu haben ist. Dazu kommt der traditionelle 16,1-Liter-Sechszylinder mit 540, 600, 700 und 750 PS im FH16. Im Frühjahr folgt zunächst ein Euro-6-Motor mit 460 PS auf Basis des „kleinen“ Sechszylinders mit konventioneller Technik. Im Herbst dann ein auf Drehmoment optimierter Motor (siehe Kasten Seite 120) in Kombination mit Doppelkupplungsgetriebe.Innovativ gestalteter InnenraumDas futuristisch gestaltete Interieur weist trotzdem Vertrautes auf. Ein kleiner Rasierspiegel im Deckel des Staufachs ist eine der kleinen Änderungen. Dem typisch angewinkelten Mittelteil der oberen Staufächer, um mehr Bewegungsfreiheit beim Umziehen zu erhalten, blieben die Schweden ebenso treu wie den platzsparenden Jalousien vor den Staufächern. Das Glasdach ist weit nach vorne gerückt und dient als Notausstieg, falls das Auto auf der Seite liegt. Dafür gibt es sogar einen kleinen Nothammer neben dem Sitz. Innovativ ist die neue, zweistufige Lenkradverstellung, deren Neigung sogar die Ingenieure von Scania neidisch machen dürfte. Von komplett waagerecht bis fast senkrecht ist jetzt alles möglich. Dazu gibt es einen um 40 Millimeter (oder 20 Prozent) vergrößerten Längsverstellbereich des Fahrersitzes. Damit dürften auch groß gewachsene Fahrer endlich ordentlich Beinfreiheit finden.Weil das Armaturenbrett nicht mehr so tief aufträgt, war auch Platz, die Breite der Betten zu vergrößern. Zudem ist die obere Schlafstatt vorne wie hinten in der Höhe justierbar. Die Kabinenhöhen wuchsen um durchschnittlich 14 Zentimeter. Damit bleibt jetzt auch ausreichend Kopffreiheit, wenn zwei Kojen montiert sind und sich der Kunde zusätzlich noch für das Schranksystem an der Rückwand entscheidet. Letzteres liefert Volvo künftig in zwei unterschiedlichen Tiefen.Eine feine Sache ist die integrierte Standklimaanlage. Das wasserbasierte System schränkt den Stauraum nicht ein und ist voll in die Heizungs- und Lüftungsanlage integriert. Im Extremfall – einer Sommernacht in Spanien – wird erst gekühlt, dann in der Kühle des Morgens geheizt und bei aufgehender Sonne wieder gekühlt. Der Fahrer stellt nur seine Wunschtemperatur ein. Den Rest erledigt die Elektronik. Ein Kubikmeter mehr VolumenAuch wenn die Kabinen noch immer über einen kleinen Motortunnel verfügen und die Euro-6-Triebwerke etwas höher bauen, konnte Volvo das Kabinenvolumen gegenüber dem Vorgänger um einen Kubikmeter steigern. An serienmäßigem Stauraum stehen gut 1000 Liter zur Verfügung – rund 300 Liter mehr als im aktuellen FH. Mit insgesamt vier Außenstaufächern greift Volvo aktuelle Trends auf. Wobei die beiden oberen riesig groß ausfallen. Die beiden unteren dienen in erster Linie für Werkzeug, Handschuhe oder die berühmte Öldose.Das Innenlichtkonzept hat Volvo weitgehend beibehalten. Das heißt: kein Schnickschnack, dafür der Drehschalter zum Vorwählen inklusive Dimmfunktion. Scheinwerferseitig sind optional Bi-Xenon-Leuchten sowie ein dynamisches Kurvenlicht erhältlich. ➞Komplett neu wurden das Armaturenbrett und die Anzeigen gestaltet. Es gibt nur noch einen großen Tacho mit integriertem Drehzahlmesser. Alle anderen Anzeigen, wie schon immer bei Volvo individuell konfigurierbar, sind digital – wirken aber, als wären es echte Instrumente. Alle Schalter und Bedienelemente sind im unmittelbaren Griffbereich des Fahrers platziert. Auf den ersten Blick sind das verwirrend viele. Schnell erkennt man allerdings eine gewisse Systematik: Was der Chauffeur häufiger benötigt, ist näher dran – die Primärfunktionen sind im Lenkrad integriert. Zwar ist der helle Kunststoff des Armaturenbrettes etwas kratzempfindlich, doch wertig in der Anmutung. Der FH wird seinem Ruf als Qualitätsprodukt gerecht. VEB+ statt RetarderDer Philosophie der starken Motorbremse, unter Verzicht auf einen Retarder, bleibt Volvo treu. Die dreistufige VEB (Volvo Engine Brake) „plus“ leistet im 13-Liter-Motor bis zu 510 PS, beim 16-Liter sind es maximal 578 PS. Künftig soll eine bessere Integration ins Bremsmanagement dafür sorgen, dass sich Fehlbedienungen durch den Fahrer weitgehend ausschließen lassen und sich trotz fehlendem Retarder kein übermäßiger Verschleiß der Betriebsbremse einstellt.Den automatisierten I-Shift-Getrieben bleibt Volvo vorerst treu. Zwar gibt es demnächst ein Doppelkupplungsgetriebe (siehe Kasten links unten), aktuell bleibt es aber noch bei den automatisierten 12-Gang-Schaltboxen und entsprechend mechanischen Getrieben. Neu ist die I-See-Funktion. Im Gegensatz zu Mercedes oder Scania setzt Volvo auf eine „lernende“ Steuerung des Tempomaten. Hat der Fahrer eine Strecke befahren, merkt sich I-See die Topografie und wendet die Erkenntnisse bei der nächsten Tour an. Leider ist die Speicherkapazität begrenzt und es passen nur rund 5000 Kilometer auf die Festplatte des Rechners. Wer also häufig wechselnde Routen fährt, könnte Probleme bekommen.Auch der Eigenheit der unterschiedlichen Software-Pakete für I-Shift bleibt Volvo treu. Da muss sich der Kunde zwischen Basic, Fernverkehr, Fernverkehr mit I-See, Bau, Verteilerverkehr oder Schwertransport entscheiden – immerhin ein paar weniger als früher.Eine wirklich gute Idee ist „Work Remote“, ein kleiner Bediencomputer, robust und so groß, dass man seine Tasten auch mit Handschuhen gut bedienen kann. Damit kann der Fahrer die Fahrhöhen einstellen, den Nebenabtrieb samt Motordrehzahl regeln, einige Aufbaufunktionen steuern oder die Beleuchtung testen. Volvo betont, dass die Idee zum Work Remote bei diversen Produktkliniken entstanden ist, bei denen die Schweden Kunden eingeladen haben, um mit ihnen über spätere Praxislösungen zu diskutieren.Bei den Sicherheitssystemen halten sich die Göteborger LKW-Leute (noch) zurück. Mit Ausnahme des Notbremslichts (beim starken Verzögern blinken die Bremslichter in schneller Frequenz) gibt es keine Neuerungen gegenüber dem alten FH. Schade, denn den für 2014 vorgeschriebenen Notbremsassistenten hätten wir bei der Präsentation schon erwartet.Trotz dieser kleinen Enthaltsamkeiten ist der New FH ein rundum gelungener LKW. Leider äußert sich Volvo noch nicht zu den wichtigen Themen Preis und Gewicht. Klar ist, dass der Neue teurer wird. Wir hoffen, dass er auch leichter wird. Denn der aktuelle FH ist (zu) schwer. Auf jeden Fall gibt‘s beim New FH mehr Tankvolumen sowie ein Plus bei der Variantenzahl. Ganz beim Alten bleibt es bei den Ausstattungspaketen. Da hat der Kunde weiterhin die Wahl, wie der Schwede rocken soll. ❙❚■ Gerhard GrünigNew FH und New FH16 gehen ab Frühjahr in den Verkauf – vorerst mit nur einem Euro-6-MotorDie Anmutung des Cockpits ist wertig. Schalter und Anzeigen liegen günstig, nur das Lenkrad ist überfrachtet. Die Kabine wuchs um einen KubikmeterViel größerer Verstellbereich des LenkradesFeststellbremse: Knopf statt HebelViel Stauraum für Kleinkram und BecherDie Liege ist jetzt optional elektrisch verstellbar. In allen Kabinenversionen sind zwei Betten plus Schranksystem möglich. Neu: ein RasierspiegelAls erster Hersteller bietet Volvo als Option eine Einzelradaufhängung für schwere LKW anErkennungsmerkmal: V-förmiges Tagfahrlicht. Spiegel mit optimiertem Sichtfeld und aerodynamischem Halter. Weit nach vorne verlegtes GlasdachVorstellung Volvo FHSekundäres InformationsdisplayRechts neben den Instrumenten findet sich jetzt ein Infodisplay für das integrierte GPS-Navigationsgerät, inklusive Darstellung optionaler Außenkameras, Lenkzeitfeedback, Audiosystem sowie Telefon und (wenn vorhanden) das Dynafleet Telematik-Tool. Auf einem zusätzlichen Display bekommt der Fahrer Informationen zur Strecke und zu den Achslasten, Fehlermeldungen im Klartext sowie des Fahrerwarnsystems. WartungÜber das sogenannte Telematik Gateway kann die Werkstatt künftig auf Informationen aus dem Bordrechner zugreifen. Damit kann sich anbahnenden Fehlern vorgebeugt und die prophylaktische Wartung optimiert werden. In manchen Fällen reicht auch schon der Ferneingriff, um Pannen zu vermeiden. ggVorstellung Volvo FHEnormes Drehmoment aus 13 Liter Hubraum Vorerst bietet Volvo nur eine Variante des neuen Euro-6-Motors an: einen 460 mit Single-Turbo, SCR-System, gekühlter Abgasrückführung und Partikelfilter. Im Herbst kommt dann ein echtes Sahnestück, ein ebenfalls 13 Liter großer Reihensechszylinder mit Turbocompound-Technik und einem sagenhaften Drehmoment von 2800 Nm (statt 2300 Nm). Dieses Triebwerk ist auf extrem niedrige Drehzahlen ausgelegt und soll gerade bei schweren Anwendungen sehr ökonomisch laufen. Weil das gewaltige Drehmoment nur in einem sehr schmalen nutzbaren Drehzahlbereich anliegt, kombinieren die Schweden den Motor mit einem Doppelkupplungsgetriebe namens I-Shift 2. Das neue Räderwerk mit zwei Kupplungen schaltet sowohl die Gänge der großen als auch die der kleinen Gruppe ohne Zugkraftunterbrechung. Nur der Gruppenwechsel geschieht noch konventionell. Im Getriebe ist neben dem eingelegten Gang der jeweils folgende bereits eingelegt. Der Schaltwechsel geschieht in Sekundenbruchteilen durch Öffnen einer und Schließen der anderen Kupplung. Der Fahrer merkt nichts davon. gg13 Liter mit Turbocompound und 2800 NmAb Herbst 2013: I-torque mit DKG und euro 6Vorstellung Volvo FH

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