Verkehrsforscher: Transnet-Forderung „unrealistisch und falsch“

19.09.2006 13:34 Uhr

Die Forderung der Bahngewerkschaft Transnet nach dem Erhalt von Bahnbetrieb und Bahnnetz in einer Hand ist nach Auffassung eines Experten „unrealistisch und falsch“.

Kassel. „Wenn die Deutsche Bahn AG nach einem Börsengang auch noch Eigentümerin des Schienennetzes wäre, würde Bahnfahren bald keinen Spaß mehr machen“, sagte der Kasseler Verkehrswissenschaftler Helmut Holzapfel am Dienstag in einem dpa-Gespräch. Eine solche Lösung wäre für die Bahnkonkurrenz, die Kunden, den Staat und auch die Bahn selbst schädlich. „Das Schienennetz ist, wie auch das Straßennetz, vor allem mit öffentlichen Geldern gebaut worden. Das kann man nicht einfach einem der Mitbewerber überlassen, denn es gehört in staatliche Hand“, sagte der Kasseler Professor. Andernfalls entstünde ein Unternehmen, dass ständig bezuschusst werden müsste: „Der Almosengänger hätte dann sogar Erpressungspotenzial nach dem Motto: Kriegen wir nicht mehr Steuergelder, können wir die Sicherheit nicht länger garantieren“ In Großbritannien habe man aus den Fehlern gelernt und das Netz wieder verstaatlicht. Bliebe das Schienennetz bei der Bahn, hätten zudem Konkurrenten kaum eine Chance. „Die Bahn braucht aber Konkurrenz. Wo sie Mitbewerber hat, klappt es sehr viel besser. Die Bahn muss aber noch erheblich besser werden, gerade bei den Dienstleistungen. Es hat sich gezeigt, dass das nur mit dem Druck der Konkurrenz funktioniert.“ Für besseren Service seien auch mehr Beschäftigte notwendig. Deshalb müsste diese Forderung auch bei der Gewerkschaft auf Zustimmung stoßen. Holzapfel äußerte zugleich Zweifel, ob die Bahn tatsächlich an die Börse gehen werde. „Jeder spricht zwar davon, aber niemand weiß, ob die Bahn überhaupt schon privatisierungsfähig ist“, sagte der Verkehrswissenschaftler.

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