Limburg. Ihr Blick wirkt leer und eingeschüchtert, ihre Stimme klingt schwach. Die grauenvollen Erinnerungen an das, was ihr der als "Brummi-Mörder" bekannt gewordene Familienvater aus dem hessischen Haiger angetan hat, werden für die einzige Überlebende am Montag vor dem Landgericht Limburg wieder lebendig. "Wie ein Tier" sei der Angeklagte im Oktober 2004 in seinem Lastwagen über sie hergefallen, sagt die inzwischen 27 Jahre alte frühere Prostituierte in dem Prozess um einen dreifachen Frauenmord, einen Mordversuch und Vergewaltigungen aus. Er habe sie wie eine Sache benutzt, nicht wie einen Menschen behandelt, sagt die Frau mit unsicherer Stimme. Nur wenige Meter von der blonden, mit einem schwarzen Kapuzenanorak und einer schwarzen Hose gekleideten Frau sitzt ihr Peiniger. Mit gesenktem Kopf und verschränkten Armen verfolgt der 29 Jahre alte Lastwagenfahrer die Verhandlung, fast teilnahmslos. Nur als die Zeugin von ihrer Rechtsanwältin in den Gerichtssaal 129 geführt wird, schaut er kurz auf - ohne jegliche Regung zu zeigen.Ein schriftliches Geständnis, dass er drei Frauen getötet und es bei einer vierten versuchte, hat der Mann im blau-weiß karierten Hemd zu Verhandlungsbeginn von seinem Anwalt verlesen lassen. "Er war am Anfang ganz nett", sagt die aus Litauen stammende Frau. Der langjährige Speditionsfahrer zwischen Kassel und dem Ruhrgebiet hatte die Frau im Oktober 2004 auf einem Straßenstrich in Köln aufgelesen. Unvermittelt habe er sie - nachdem das Geschäftliche besprochen war - im Lastwagen mit einer Schnur gedrosselt, bis sie bewusstlos geworden sei. Als sie wieder zu sich kam, seien sie auf der Autobahn 57 unterwegs gewesen. Um ihn in ein Gespräch zu verwickeln, habe sie ihn nach einer Zigarette und etwas zu trinken gefragt. Er habe ihr beides wortlos gegeben. Um ihn zu besänftigen, weil sie um ihr Leben fürchtete, habe sie ihm angeboten, "es beim nächsten Mal kostenlos zu machen". Er habe einfach nicht reagiert. In der Nähe eines Gewerbegebietes an der A 57 im niederrheinischen Moers sei der Angeklagte in der Schlafkabine seines Lastwagens "wie ein Tier" über sie hergefallen. Nach dem Geschlechtsakt habe er sie unter einem Vorwand aus dem Fahrzeug gelockt und ihr mit einem Klappmesser in die Brust gestochen. Sie habe gefragt: "Warum machst du das?" und ihn auf den Knien angefleht: "Lass mich gehen", berichtet die 27-Jährige. Der Lastwagenfahrer habe nicht geantwortet. "Er hat mich gehen lassen, weil er wusste, dass es mir nicht mehr so gut geht. Er ist krank", sagt das Opfer. Die Frau hatte sich - schwer am Herzen verletzt - durch ein Maisfeld an die Autobahn geschleppt und war von einer Autofahrerin gefunden worden. Dank einer Notoperation hat sie überlebt. Die grauenvollen Erinnerungen an damals lassen die junge Frau bis heute nicht los. Nach eigenen Angaben leidet sie unter Albträumen und Schwindelgefühlen. Nach ihrer Zeugenaussage verlässt die junge Frau mit tief ins Gesicht gezogener Kapuze begleitet von ihrer Anwältin das Gericht. Die übrigen drei Opfer bezahlten ihre Begegnung mit dem Lastwagenfahrer mit ihrem Leben. Auf sein erstes Opfer war der Mann im November 2003 ebenfalls auf dem Kölner Straßenstrich gestoßen. In seinem Lastwagen erdrosselte er die 32-Jährige und verging sich an ihr. Rund zwei Jahre später überfiel er nachts im hessischen Dillenburg eine 31-Jährige, die er bis zur Ohnmacht würgte, in seine Wohnung brachte und sie vergewaltigte. Der 18 Jahre alten Anna aus Kassel lauerte er im Juli 2006 nachts auf. Er erwürgte die Schülerin und vergewaltigte sie anschließend in seinem Lastwagen. Der Lastwagenfahrer hatte die Taten bei der ersten Vernehmung nach seiner Festnahme Ende August in seinem Heimatort Haiger gestanden. "Ja, ich war's", zitierte ihn ein Kriminalhauptkommissar. "Ich bin froh, dass alles endlich vorbei ist." Nach Angaben der Staatsanwaltschaft Limburg ist der 29-Jährige einem psychiatrischen und einem psychologischen Gutachten zufolge voll schuldfähig. Der Prozess wird am 20. April fortgesetzt. Vermutlich wird der Angeklagte auch dann wieder dasitzen, wie ihn die Vorsitzende Richterin Karin Walter am ersten Prozesstag beschrieb: "Den Kopf nach unten gebeugt und mürrisch dreinblickend." Aktivität hatte der Angeklagte nur gezeigt, als er sich mit einem Aktenordner vor den zahlreichen Fotografen und Kameraleuten versteckte.
Überlebende sagt im "Brummi-Mörder"-Prozess aus
Der Angeklagte LKW-Fahrer sei "wie ein Tier" über die inzwischen 27 Jahre alte frühere Prostituierte in seinem Lastwagen hergefallen. Drei Frauen hatte der Täter getötet.