Transportgewerbe Österreich

Transportgewerbe ÖsterreichIst die Krise schon zu Ende?Die Wirtschaftskrise ist fürs Erste überstanden. Die Skepsis im Transportgewerbe, ob es sich um einen nachhaltigen Aufschwung handelt, hält in Österreich aber hartnäckig an.Die Sorgenfalten des österreichischen Verbandschefs der Frachtführer, Wolfgang Herzer, wurden in den letzten Monaten weniger, ganz verschwunden sind sie aber noch lange nicht. Zu tief sitzt ihm und seinen Branchenkollegen die vorjährige Wirtschaftskrise noch in den Knochen. Mit konkreten Zahlen tut sich der Fachverband Güterbeförderung schwer, denn die jüngsten offiziellen Daten der Statistik Austria stammen aus dem Jahr 2008, als die Transportwelt noch in Ordnung war. Hilfsweise werden andere Statistiken zitiert. Die Zahl der Insolvenzen im Güterbeförderungsgewerbe stieg zwischen 2008 und 2009 um neun Prozent auf 431 Fälle. Parallel dazu sank die Zahl der zugelassenen Sattelzugfahrzeuge um neun Prozent auf 12.328 Einheiten. Die ganze Dramatik spiegelt dieser Prozentsatz aber sicher nicht wider. Herzer spricht von einem Ertragsrückgang in Höhe von 15 Prozent. Die IRU schätzt das Minus im internationalen Straßengüterverkehr im Vorjahr auf 25 bis 35 Prozent. Und die österreichischen Frachtführer nicken zustimmend. Um Licht in die augenblickliche Situation zu bringen, fragte der Fachverband Güterbeförderung im Sommer seine 12.000 Mitglieder nach den konkreten Auswirkungen der Wirtschaftskrise und veröffentlichte jetzt die Daten.Wenige rechnen mit AufschwungNur 14 Prozent der Frachtführer glauben, dass sich ihre wirtschaftliche Lage in den nächsten zwölf Monaten verbessern wird. 35 Prozent rechnen hingegen mit einer weiteren Verschlechterung (der Differenz-Prozentsatz entfällt jeweils auf eine unveränderte Erwartungshaltung). Die Optimisten sind vor allem in den größeren Unternehmen zu finden. 13 Prozent wollen im nächsten Halbjahr zusätzliches Personal einstellen, 16 Prozent hingegen weiter abbauen. 15 Prozent rechnen mit einer Verbesserung der Ertragslage, während 39 Prozent eine Verschlechterung befürchten. Immerhin dürfte die wieder zunehmende Wirtschaftsleistung zu einem höheren Preisniveau führen. 34 Prozent der Befragten rechnen damit, während sich 9 Prozent auf weitere Preisrückgänge einstellen.Wolfgang Herzer kommentiert die Entwicklung der letzten Monate differenziert. Im Fernverkehr sei in den letzten Monaten ein deutlicher Aufschwung zu verzeichnen, der vereinzelt sogar zu Laderaum-Engpässen geführt habe. Der regionale Zustellverkehr liege auf gleichbleibendem Niveau, während der Baustellenverkehr große Sorgen bereite. „Trotz einer leichten Entspannung sind wir von Euphorie noch weit entfernt“, stellt Herzer fest. Mit einer Rückkehr zum ursprünglichen Wachstumsniveau rechnet Fachverbands-Geschäftsführer Rudolf Bauer frühestens 2011.Fragt man die Güterbeförderer nach ihren Forderungen, steht wenig überraschend eine Senkung der Steuerbelastung an erster Stelle. Auf dem zweiten Rang folgt die Kontrolle der gewerberechtlichen Voraussetzungen, um die Wettbewerbsgleichheit sicherzustellen.Optimistische SpediteureDeutlich optimistischer als die Transportunternehmer sind die Spediteure. Wolfgang Niessner, Vorstandschef der Spedition Gebrüder Weiss, berichtet von einem Netto-Umsatzrückgang in Höhe von 150 Millionen Euro oder 15 Prozent im vergangenen Jahr. Betroffen waren weltweit vor allem die Branchen Elektronik und Maschinen sowie der Auto- und der Bausektor. Nur in China lief es besser. Der Paketdienst hat von der Krise profitiert, weil durch kleiner werdende Sendungen eine Verlagerung von den Stückgut-Landverkehren stattfand. Überraschend kam für Niessner, dass das Outsourcing-Geschäft nicht zulegte, wie man das in Krisenzeiten erwarten könnte. Teilweise ging der Trend sogar in Richtung Insourcing.Seit März 2010 ist die Lage nach einer Trendwende aber wieder deutlich freundlicher. Von den verloren gegangenen 150 Umsatzmillionen sollen bis Jahresende wieder 100 Millionen Euro zurückkehren, hofft Niessner. Mit Asien ist man bei Gebrüder Weiss sehr zufrieden. Gut läuft es auch in den USA und Deutschland, das sich einmal mehr als europäischer Wachstumsmotor profiliert. Die von der Wirtschaftskrise besonders schwer betroffenen mittelosteuropäischen Staaten haben den Anschluss an den Aufschwung noch nicht ganz gefunden, ganz zu schweigen von den Krisenstaaten Spanien und Griechenland. Für 2011 erwartet Wolfgang Niessner eine weitere Aufwärtsentwicklung. Gebrüder Weiss wird 25 bis 30 Millionen Euro investieren; vorranging in Informationstechnologie für den Logistikbereich.Kompromisslosen Optimismus strahlt Ingrid Glauninger, Geschäftsführerin der steirischen Montan Spedition mit eigenem KV-Terminal, aus. Sie hat den aktuellen Aufschwung bereits für Investitionen genützt und unter anderem hundert neue Spezialcontainer bestellt. Die Umsatzrückgänge des Vorjahres von 30 bis 40 Prozent verkraftete das Unternehmen gut. Die Investitionen wurden zurückgestellt und ein wenig Speck abgebaut. „Aber es musste kein einziger Mitarbeiter gekündigt werden“, ist Ingrid Glauninger stolz auf ihre solide Unternehmenspolitik. In den ersten neun Monaten 2010 hat die Montan Spedition die massiven Umsatzrückgänge des Vorjahres fast wieder wettgemacht. Von der Politik wünscht sich die Speditionschefin wie ihre Kollegen, dass unternehmerisches Handeln durch bürokratische Maßnahmen nicht zusätzlich erschwert wird. Und von Rail Cargo Austria eine Preispolitik mit Augenmaß.Ob die Wirtschaftskrise schon überstanden ist, lässt sich schwer beurteilen. Die österreichischen Wirtschaftsforscher teilen über weite Strecken die Skepsis der Güterbeförderer. Es bleibt zu wünschen, dass sie diesmal nicht recht behalten. ❙❚■ Richard Vogel, Korrespondent in ÖsterreichVor einem Jahr standen noch viele LKW still. Jetzt kommt zwar der Aufschwung, doch niemand kann sagen, wie nachhaltig das Wachstum istDie VerkehrsRundschau beleuchtet die Aussichten für die Märkte: VR 39: Logistikimmobilien: Markt und StandorteVR 40: Österreichs Transportgewerbe nach der KriseVR 41: Die BGL-Konjunkturanalyse: Wie entwickelt sich der Markt?VR 42: Die Lage des Transportgewerbes in Rumänien und Bulgarien Wenig Zuversicht im GewerbeDie österreichischen Frachtführer bleiben skeptisch, was ihre Zukunft anbelangt. Nur gut jeder sechste Unternehmer erwartet für das kommende Jahr eine Verbesserung der wirtschaftlichen Lage. Vor allem die Kosten-situation scheint dem Transportgewerbe Sorgen zu bereiten. Zwar rechnet ein gutes Drittel der Unternehmer mit steigenden Transportpreisen, doch knapp 40 Prozent erwarten zugleich steigende Kosten. Im Ergebnis droht damit ein Nullsummenspiel. Da sieht es bei den Speditionen besser aus. Vor allem der anhaltende Boom in China sorgt für schnell wachsende Umsätze. Die Zahlen vor der Krise werden zwar noch nicht wieder erreicht, doch die Zeichen stehen auf Wachstum. sbFazitStimmungsbild nach der KriseWirtschaftliche LageErtragslageKostensituationPreiseInvestitionenSo bewerten Österreichs Frachtführer die kommenden 12 MonateNur 14 Prozent der Frachtführer glauben, dass sich ihre wirtschaftliche Lage in den nächsten zwölf Monaten verbessern wird. 35 Prozent rechnen hingegen mit einer weiteren Verschlechterung. Diese skeptische Haltung prägt das Transportgewerbe. rv 100%80%60%40%20%0%schlechter 35%gleich 47%besser 14%schlechter 39%gleich 43%besser 15%schlechter 39%gleich 49%besser 10%niedriger 9%gleich 54%höher 34%niedriger 44%gleich 43%höher 11%k.A. 3%k.A. 2%k.A. 2%k.A. 2%k.A. 4%

Transportgewerbe Österreich

Aufkommensentwicklung Quartal 1/2022 bis Quartal 4/2022 im Vergleich zum Vorjahreszeitraum

Auslastung der Lkw im Verteiler- und Fernverkehr

MEISTGELESEN

Transportpreise steigen im ersten Halbjahr 2025 kräftig an

Fuhrpark-Pflichten: Worauf Arbeitgeber beim Lkw-Führerschein achten sollten

Swiss Post Cargo Deutschland verfolgt Stückgutlogistik nicht weiter

NEWSLETTER