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TrailermarktWie viel Humbaur steckt in Kögel?Die Nummer drei im Trailermarkt will mit neuen Produkten, wie einem Kipper, nicht nur in Europa wachsen. Denn Neueigner Ulrich Humbaur hat große Pläne mit dem Traditionsunternehmen, das auch beim Lang-LKW und im Leichtbau Gas geben will.Um das Image einer Marke kümmert sich gewöhnlich die Marketingabteilung. Beim Trailerhersteller Kögel ist der neue Inhaber selbst eine Marke, sodass sich Ulrich Humbaur mit Verve auf der IAA Nutzfahrzeuge als neuer starker Mann hinter der Doppelmarke Humbaur/Kögel präsentierte. 2011 sollen es 10.000 Trailer werdenDamit steht nun auch bei der Nummer drei im Markt eine Unternehmerfamilie an der Spitze, die dem Konzern ein Gesicht gibt. Ulrich Humbaur stieg 1982 in die Firma seines Vaters Anton ein und baute den PKW-Anhängerbetrieb von damals vier auf heute fast 400 Mitarbeiter aus. Sein Name steht also für Wachstum – und das soll künftig auch für Kögel gelten. Momentan entstehen in der Produktion in Burtenbach im Einschichtbetrieb noch bescheidene 150 Trailer pro Woche. 2011 sollen es jährlich 10.000 Einheiten werden, betont Humbaur (siehe Interview Seite 30). Um wachsen zu können, soll in den kommenden drei Jahren der Exportanteil von derzeit rund 40 Prozent wieder auf über 70 Prozent ansteigen. Die Zeichen dafür stehen gut, denn mittlerweile zeichnet der Trailerbauer wieder in den krisengeschüttelten Märkten wie Polen, Tschechien oder Weißrussland Aufträge. Für den Benelux-Raum wurden jüngst vier feste Vertriebsmitarbeiter eingestellt. „Auch in Frankreich, Portugal und Spanien wollen wir künftig stärker dabei sein und bauen derzeit dort unser Vertriebs- und Servicenetz aus“, beschreibt der Neueigner die Ziele auf dem alten Kontinent. Gleichzeitig geht der Blick gen Osten. „In der Türkei werden wir im ersten Quartal nächsten Jahres mit einer Aufbaufertigung beginnen. Vormontierte Rahmen mit Brems- und Beleuchtungssystem werden im Stammwerk gefertigt, in der Türkei montiert und im regionalen Markt vertrieben“, berichtet Kögel-CEO Thomas Heckel. Der Weg über den Bosporus soll der erste Schritt für weitere Expansion in Afrika und Lateinamerika sein, denn Kögel soll wieder eine Weltmarke werden. Aufgabenteilung zwischen den MarkenBei den ambitionierten Zielen helfen sollen die Synergien aus dem Zusammenschluss beider Marken. Neben dem gemeinsamen Einkauf und dem einheitlichen Kommunikations- und Marketingbereich arbeiten die Produktionen zusammen. Gerade dies war anfangs schwierig, da erst nach langem Streit mit den Alteigentümern nun alle Werke zur Ulrich- Humbaur-Firmengruppe gehören und der Neueigentümer nun wirklich der Herr im eigenen Haus ist. Nachdem dieses Störfeuer gelöscht war, wanderte die Produktion des Humbaur-eigenen NFZ-Trailers Big One zu Kögel nach Burtenbach. Hier entstehen nun die Großkomponenten, während in der Humbaur-Zentrale in Gersthofen, welche nur eine halbe Fahrtstunde östlich an der A 8 entfernt liegt, die Blechbearbeitung für Klein- und Aluteile realisiert wird. Im nächsten Schritt soll die Tiefladerfertigung vom Humbaur- ins Kögel-Werk kommen. In der Produktion werden dann an den geschweißten Hauptkörper alle variablen Komponenten gebolzt. Eine Wiederbelebung erfährt die Marke im Kipper-Segment. Erste Prototypen sollen im zweiten Quartal 2011 in die Praxiserprobung gehen. Die Serienfertigung könnte dann im zweiten Halbjahr 2011 starten. Gewichtsoptimierte Varianten wie die frühere Half-Traxx-Mulde sollen beim neuen Kögel-Kipper wieder ein Thema sein. Im Kühlerbereich betont zwar der Produktionsvorstand und Mitglied der Kögel-Dreierführung, Thomas Eschey, die Zufriedenheit mit den Plattenlieferanten, dennoch arbeitet der süddeutsche Nutzfahrzeugbauer an einer eigenen Bodengruppe für seine Kühlfahrzeuge. Ihrer Zeit voraus waren die Burtenbacher mit dem gewichtsoptimierten Phoenixx-Trailer. Auch wenn Ulrich Humbaur zugeben muss, dass bei dem alten Phoenixx die Kosten-Nutzen-Relation nicht stimmte, da neben dem Faserpreis die massiven Energiekosten, die bis zu 50 Prozent der Carbon (CFK)-Herstellungskosten ausmachen, hinzukamen, bleibt dies ein Lieblingsthema des Inhabers: „Wir engagieren uns dafür, dass im Großraum Augsburg in den kommenden drei Jahren die CFK-Kompetenz ausgebaut wird und ein eigenes Fraunhofer-Institut entsteht, das eine Keimzelle für die Carbon-Entwicklung werden kann. Diese Entwicklung hat Zukunftspotenzial.“ Vom Querträger, über die Sattelplatte bis hin zur Stirnwand und die Bodenplatten seien Alternativen aus Faserverbundwerkstoffen vorstellbar. Das notwendige Fachwissen sollen die Mitarbeiter aus beiden Häusern mitbringen. Auch der Fortgang einiger Ingenieure zum chinesischen Trailer-Start-up Burg Silvergreen nach Ulm hat den Optimismus nicht getrübt. „Uns hat zwar der eine oder andere verlassen, das sehe ich aber eher als Chance“, findet Eschey. „Unsere Technikabteilung setzt sich jetzt aus alteingesessenen Kögel-Urgewächsen, Humbaur-Konstrukteuren, Ingenieuren frisch von der Uni und einigen Profis, die mitunter vom Wettbewerber zu uns wechselten, zusammen. In diesem Team, das künftig enger mit Unis und Instituten wie dem Fraunhofer zusammenarbeiten wird, zu arbeiten, macht Spaß“, umschreibt der Produktionschef die neue Mannschaft.Der Preiskampf wird weitergehenAkuter sind die Gefahren, welche in dem sich wandelnden Trailermarkt lauern. „Die Stückzahlen entwickeln sich zwar positiv, aber der Preiskampf wird sich im nächsten Jahr fortsetzen“, fürchtet Heckel. Im Verdrängungswettbewerb sieht der Manager vor allem kleine Anbieter unter Druck. „Auf dem Zuliefermarkt für Stahl oder Reifen kommen heute schon Preiserhöhungen, mit denen alle Trailerhersteller zu kämpfen haben. Trotz allem Preisbewusstsein bleiben Kögel-Trailer Qualitätsprodukte und diese kann es nicht zu Dumpingpreisen geben.“ Die Preisschwelle von 20.000 Euro für den Standard-Sattel sollte also mittelfristig überschritten werden.In puncto Lang-LKW betont die Kögel-Spitze: „Wir können beides.“ Neben den Standardelementen ist auch der verlängerte Trailer, der mit seinen 14,9 Metern den 48-Fuß-Container respektive zwei 7,45er-Wechselbrücken stemmt, lieferbar. „An dem Projekt in Polen, bei dem 300 Fahrzeuge laufen, haben sich auch Wielton und Schmitz beteiligt. Bauen kann den 14,9er-Sattel also jeder“, gesteht Eschey. Damit scheint es vor allem auf das Marketing anzukommen – und das ist bei Kögel nun Chefsache. ❙❚■ Gregor Soller, Rocco SwantuschJeder Kögel trägt nun seinen Namen: Ulrich Humbaur ist der neue starke Mann in BurtenbachEin Werk für zwei Marken: Seit Kurzem wird im Kögel-Stammwerk auch der Big One gebautTrailermarktTrailermarkt„Auf nahezu allen Erdteilen aktiv sein“Kögel-Chef Ulrich Humbaur und Vorstand Thomas Heckel blicken auf neue Märkte, neue Partner und bald auch neue Preise. Wie würden Sie die Marken Humbaur und Kögel mit je drei Worten beschreiben?Ulrich Humbaur: Die Marke Kögel ist ein weltweit agierender, wachsender Innovationsführer. Und Humbaur steht für mittelständisch, europaweit agierend, mit höchsten Qualitätsansprüchen. Wo genau will Kögel aktiv werden?Thomas Heckel: Kögel ist bereits ein weltweit bekanntes Produkt, was auch an den früheren Aktivitäten der Marke unter anderem in Asien liegt. Diesen Anspruch, in nahezu allen Erdteilen aktiv zu sein, haben wir auch heute. Konkret ist Russland ein Thema. Für den arabischen Raum wird die Türkei den Brückenkopf bilden. Dazu kommt noch Nordafrika, vielleicht in Zukunft auch Südafrika. Interesse haben wir im europäisch geprägten Lateinamerika, vor allem am Markt in Brasilien. Wo wird es am ehesten konkret?Heckel: In der Türkei werden wir im ersten Quartal nächsten Jahres mit einer Aufbaufertigung beginnen. Vormontierte Rahmen mit Brems- und Beleuchtungssystem werden im Stammwerk gefertigt und in der Türkei montiert und für den regionalen Markt vertrieben. Rechnet sich dieses Geschäft bei dem hohen Transportaufwand?Heckel: Wir werden sukzessive Komponenten direkt aus der Türkei beziehen.Werden Sie auch für das deutsche Werk andere Komponenten zukaufen – wie beispielsweise die neue Valx-Achse, welche aus China stammt und über eine niederländische Firma angeboten wird?Humbaur: Mit Valx sind wir seit der IAA Nutzfahrzeuge in Kontakt, aber bis auf erste Gespräche fand noch keine konkrete Zusammenarbeit statt. Wir haben nichts gegen einen neuen Anbieter im Markt, allerdings haben wir auch keinen Zwang, agieren zu müssen. Bei den Achsen wollen wir mit unserer eigenen Trax-Achse Engpässe, die es künftig im gesamten Markt wieder verstärkt geben wird, abfedern. Deshalb bauen wir das Eigenprodukt weiter, allerdings in einem überschaubaren Volumen. Wichtig ist es für uns, im Achsbereich das Know-how im Haus zu behalten.Apropos Know-how: Wie viel Wissen ging mit der Abwanderung einiger Ingenieure zum chinesischen Start-up Burg Silvergreen nach Ulm verloren?Humbaur: Wir konzentrieren uns auf unseren Ausbau der beiden Marken und haben dafür unsere Mannschaft aus den beiden Unternehmen Humbaur und Kögel. Alles andere wird die Zeit zeigen. Die Zeiten waren für die Trailerhersteller in der Krise besonders hart. Wie sehen die Vorgaben für das nächste Jahr aus?Humbaur: Im kommenden Jahr planen wir 10.000 Einheiten. Davon soll der Curtainsider ungefähr zwei Drittel beisteuern, der Port Maxx neun bis zehn Prozent, der Kühler noch mal zehn bis fünfzehn Prozent. Über genügend Produktionskapazitäten verfügt Kögel auch dank des Werkes in Polen. Wie geht es dort weiter?Heckel: In Stargard sollten Containerchassis und Wechselbrücken für den nordeuropäischen und baltischen Raum gefertigt werden. Wir haben die komplette Anlage gekauft, demontiert und in Burtenbach eingelagert. Wenn es künftig einen Bedarf an solchen Kapazitäten gibt, können wir die Anlage wieder aufbauen.Das klingt weiter nach Konsolidierung.Heckel: Der preislich immer noch schwierige Trailermarkt wird sich weiter konsolidieren. Die Marktführer in den einzelnen Ländern und die großen drei in Europa werden damit künftig an Stärke gewinnen. Warum gibt es immer noch Trailer für deutlich weniger als 20.000 Euro? Humbaur: Das ist eine psy- chologisch spannende Schwelle, die wir mittelfri- stig aber alle überschrei- ten müssen. Denn mit dem aktuellen Preisniveau kann keiner der großen Hersteller mehr als eine schwarze Null verdienen. gs/rsInterviewKögel-Vorstand Thomas HeckelKögel-Inhaber Ulrich Humbaur

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