Stop & Go

Stehen oder Fahren? Mitunter entscheidet die richtige Telematik über die ReisegeschwindigkeitStop & GoDer geübte Tritt auf das Gaspedal spart ebenso Kraftstoff ein wie eine intelligente Streckenführung. Für beides liefert grüne Telematik die Daten. Unternehmen, die hier investieren, erhalten zudem das Öko-Image als Dreingabe.Alles Grüne wächst. Dies gilt nicht nur in der Biologie, sondern auch im Telematikmarkt. So sagt eine Studie der Unternehmensberatung Frost & Sullivan für die so genannte „grüne Telematik“ ein immenses Wachstum voraus. Sind momentan in Europa rund 73.000 mittelschwere und schwere LKW mit Paketen aus Flottenmangementsystemen oder Tracking- und Tracing-Lösungen unterwegs, sollen es in fünf Jahren fast eine halbe Million Fahrzeuge (466.173 Einheiten) oder rund acht Prozent des Marktes sein (siehe Grafik S. 31). Die Umsätze in dieser Sparte würden damit von 20 Millionen Euro im Jahr 2008 auf fast 120 Millionen Euro im Jahr 2015 klettern – ein Wachstum von rund 30 Prozent im Jahr. „Generell steht grüne Telematik für jede Art von Telematiklösung, die den Schadstoffausstoß in Echtzeit misst, Berichte generiert, das Fahrverhalten verbessert und auf diese Weise durch eine Optimierung des Kraftstoffverbrauchs eine fünfzehn- bis zwanzigprozentige Reduktion der Emissionen erzielt“, erklärt der Studienverantwortliche Praveen Chandrasekar von Frost & Sullivan. Dass die Farbe Grün auch für Wirtschaftlichkeit im Fuhrpark stehen kann, zeigen zwei Fallbeispiele. Praxisbeispiel 1 Systemkosten: Eine Telematikbox mit GPS, GSM und GPRS (Kosten: rund 500 Euro), die mit dem Can-Bus des Fahrzeuges verbunden ist. Zudem ein Echtzeit-Emissionstrackingsystem mit Direktübertragung an den Flottenmanager (Servicekosten: 15 Euro pro Monat). Investition: 68.000 Euro.Sparpotenzial: 100 Verteiler-LKW (30 Liter Durchschnittsverbrauch, je 45.000 Jahreskilometer, Dieselpreis 1,14 Euro) Kostenersparnis: rund 123.000 Euro im Jahr. Ergebnis: Innerhalb von sieben Monaten hat sich die Investition amortisiert. Praxisbeispiel 2 Systemkosten: Einsatz einer Software für das Logistikmanagement und die Kraftstoffverbrauchsüberwachung (Kosten: 35 Euro pro Monat), welche die Daten an das Flottenmanagementsystem (Kosten: im Schnitt 1500 Euro) weitergibt. Investition: 1920 EuroSparpotenzial: Ein 40-Tonner (32 Liter Durchschnittsverbrauch, 160.000 Jahreskilometer, Dieselpreis 1,14 Euro). Kostenersparnis: 4670 Euro pro Jahr.Ergebnis: Der LKW fährt in fünf Monaten die Ausgaben wieder ein. Ob der Transporteur nun einem separaten Tracking- und Tracing-Modul vertraut, oder eine Onboard-Lösung favorisiert, entscheidet er selbst. In beiden Fällen sinkt mithilfe der Systeme parallel zum Kraftstoffverbrauch die CO2-Belastung um jeweils acht Prozent. Dieser Mittelwert stammt von Testflotten, welche grüne Telematiksysteme wie etwa „Eco-Log“ vom Anbieter Lysanda einsetzen und ihre Ergebnisse offenlegten – in der Spitze sparte man sogar bis zu zehn Prozent Kraftstoff. Trotz guter Aussichten mit dem investierten Geld die Tankrechnung dauerhaft zu mindern, verdeutlicht der Marktanteil von momentan zwei Prozent die weitreichende Skepsis gegenüber grüner Telematik. Eine zweite Frost & Sullivan-Erhebung zur Verbrauchereinstellung gegenüber Nachhaltigkeitskonzepten belegt, dass die Mehrzahl der über 2600 Befragten (57 Prozent) nicht bereit ist, Mehrkosten für diese Ökohelfer zu bezahlen. Sparen mithilfe der TelematikdatenDabei unterstützen die gelieferten Telematikdaten auch andere Kraftstoffsparmaßnahmen (siehe Tabelle rechts). Ein mit Fahrerwerten ergänztes Eco-Training-Programm kann abhängig vom Anwender den Verbauch um bis zu einem Fünftel senken helfen. Regelmäßige Fahrerschulungen bergen fünf bis acht Prozent Sparpotenzial. Ebenso viel lässt sich mithilfe von dynamischen Verkehrsinformationen einsparen. Darüber hinaus können die Fahrwerte als Grundlage für neue Abrechnungssysteme der Versicherer dienen. „Für kommerzielle Flotten wird das wichtigste Versicherungskonzept Pay-how-you-drive heißen“, erklärt Analyst Praveen Chandrasekar. Im Flotteneinsatz praktiziert beispielsweise die Versicherungsgruppe Royal and Sun Alliance aus Großbritannien zusammen mit dem Telematikanbieter Airmax Group dieses Modell. Dabei werden neben der Kilometerleistung auch das Fahrverhalten (Bremsen, Beschleunigen) sowie die Fahrzeit in die Prämienberechnung einbezogen. Die Zukunft für dieses aufwendige Verfahren, das vor allem im PKW-Segment funktioniert, sehen die Experten in erster Linie in Großbritannien sowie in Italien. Um die grüne Telematik aus der Nische zu holen, sieht Praveen Chandrasekar den Staat gefordert, durch Maßnahmen wie die City-Maut oder Umweltzonen, den Absatz der effektiven Technologien zur Reduzierung von Emissionen anzukurbeln. Der zweite Antreiber sind jene Flottenbetreiber, die in ihr grünes Image investieren wollen. Die Versicherungen werden nach Einschätzung des Experten zunächst die Entwicklungen lediglich beobachten, da ihre Rolle hierin noch nicht festgelegt ist und sich für sie noch kein Vorteil abzeichnet. Dennoch werden auch sie genau beobachten, ob die grüne Wachstumskurve im Telematikbereich wirklich so steil ansteigen wird wie vorhergesagt. ❙❚■ Rocco SwantuschSpritsparpotenzialFahrertraining 5 bis 8 ProzentVersicherung 8 bis 12 ProzentVerkehrsinformationen 5 bis 7 ProzentEco-Drive-Training bis zu 20 ProzentMArktpräsenz: Grün ist im kommen200820092010201120122013201420151086420Die Nachfrage nach Lösungen für grüne Telematik in europäischen Nutzfahrzeugfuhrparks Langsam entwächst die grüne Telematik der Nische. Sind heute nur gut zwei Prozent der LKW mit solchen Systemen in europäischen Fuhrparks ausgerüstet, werden es bis zum Jahr 2015 schon acht Prozent sein. Was einer Flotte von fast einer halben Million Trucks entspricht. rs

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