Standard im Exotenkleid

Standard im ExotenkleidDer Iveco Strator lässt gute Zeiten wieder auferstehen – die Ära der Hauber. Angenehmer Nebeneffekt: Trotz Retro-Optik bleibt er ein Standardprodukt mit Iveco-Gewährleistung zum attraktiven Preis.Zu lange, zu teuer, zu schwer – so oder ähnlich lauten gängige Vorurteile zum Thema Hauben-LKW. Und die haben letztlich dazu geführt, dass diese Spezies ausgestorben ist. Jetzt wagten Iveco-Händler Haller aus Gersthofen und der holländische Umbaupartner CFG mit dem Iveco „Strator“ einen vielversprechenden Neuanfang. Das Kunstwort ist eine Kombination eines Spitznamens, den vor 50 Jahren schon einmal Fahrzeuge aus Ulm trugen – Alligatorhauber –, und der Bezeichnung des Basisfahrzeugs: Stralis.Initiiert hat CFG in Holland den Umbau, weil es den in Australien von Iveco gebauten Powerstar-Hauber nur mit schmaler Kabine gibt. Wenn ein solches Fahrzeug in Europa Chancen haben sollte, musste aber eine Kombination mit Active-Space-Fahrerhaus her, haben die Niederländer richtig erkannt und sich ans Werk gemacht. Herausgekommen ist ein Mix aus Teilen aus Ulm und Victoria.Trotz der Vorliebe der bisherigen deutschen Kunden für die breite Kabine ist Active Space kein Muss. Haller hat den Strator auch mit Active Day und Active Time Kabine in der Preisliste. Damit ist er noch näher am australischen Vorbild. In jedem Fall sorgen europäische Motoren nach Euro 5 oder neuerdings sogar EEV für Vortrieb. Dem Kunden steht eine breite Palette aller Cursor 8-, 10- und 13-Triebwerke zur Verfügung. Die bislang größte Nachfrage erlebt der Cursor 10 mit 450 PS und 2100 Nm Drehmoment.Der Umbau ist äußerst solide und qualitativ hochwertig ausgeführt. Bis auf wenige Verkleidungselemente, ein paar Schläuche, Leitungen und mechanische Übertragungsteile sowie die veränderte Kabinenaufhängung bleibt der Basis-LKW in seinen Grundfesten fast unverändert. Entscheidet sich der Kunde für den Umbau eines Neufahrzeugs, bleiben alle Original-Bauteile in der Gewährleistung. Generell funktioniert auch der Umbau gebrauchter Stralis oder Trakker, bis hin zu Fahrzeugen der Vorgänger-Generation. Neue Optik, bekanntes InterieurEntsprechend bekannt zeigt sich das Interieur im Strator. Optional bietet CFG einen Umbau des Motortunnels an. Im dann flachen Boden lassen sich zusätzliche Staufächer integrieren – auf Wunsch sogar ein edler Holzboden!Mit seinen typischen Rundtanks entspricht der Strator, den Haller für einen ersten Test zur Verfügung gestellt hat, gewohnter US-Optik. Die Resonanz zeigt allerdings, dass europäische Kunden Standard-Tanks und Rahmenverkleidungen bevorzugen, weshalb der nächste Vorführer von den US-Vorbildern abweichen wird.In punkto Ausstattungsdetails gibt die Optionsliste her, was auch jeden Stralis schöner und besser macht. Darunter all die Annehmlichkeiten aus der Iveco-Aufpreisliste: Lederinterieur, Klimatronic, Standklimaanlage, Multifunktionslenkrad, Komfortsitze und, und, und ... Partner HS Schoch liefert je nach Gusto noch schicke Lampenbügel, Bullenfänger und sonstigen Chromschmuck. Je umfangreicher das Umbaupaket, desto weniger gerne spricht Haller über Umbaupreise. Los geht‘s auf jeden Fall bei gut 40.000 Euro. Am günstigsten kommt ein Wechselbrücken-Fahrgestell, weil die Iveco-Preisliste in diesem Fall längere Rahmen ohne Aufpreis garantiert – und ein größerer Radstand bei den meisten Umbauten nötig wird. Bei Sattelzugmaschinen oder Trakker-Umbauten wird es wegen der Rahmenverlängerung meist etwas teurer (siehe auch Kasten auf Seite 44).Grundsätzlich sind alle Umbauten realisierbar – selbst der Wunsch eines Schwerlast-Spezialisten, der gerne einen Trakker 8x8 mit Active-Space-Kabine zum Hauber umrüsten würde. Alles nur eine Frage des Geldes.Weitaus „normaler“ präsentiert sich der weiße Test-Strator, der auf einem Stralis 440S45 mit 450 PS starkem Cursor-10-Motor und AS-Tronic basiert. Auf den Bodenumbau hat CFG bei diesem Hauber verzichtet. Dennoch bietet die AS-Kabine ausreichend Stau- und Lebensraum.Markanter Unterschied zum Basisauto ist der dezent-kernige Motorklang durch den umgestalteten Trakker-Luftfilter. Gewohnt unspektakulär beschleunigt der knapp elf Liter große Reihensechszylinder den mit 40 Tonnen ausgeladenen Strator. Mit neuester Software nachgerüstet wechselt die automatisierte Schaltung geschmeidig die Gänge. Der auf 5130 Millimeter verlängerte Radstand trägt zum hohen Fahrkomfort bei. Gegenüber dem Stralis ist die geänderte Kabinenaufhängung deutlich straffer. Dennoch bietet der Strator ausreichenden Langstreckenkomfort.Die lange Haube sitzt starr auf dem Rahmen. Die Peilstangen sind mehr optischer Gag als wirkliche Notwendigkeit. Auch ohne die Chromrohre behält der Strator-Chauffeur die Übersicht. Angenehmer Nebeneffekt der „Schnauze“: Der Luftwiderstand sinkt und damit der Verbrauch. Ein kleines Manko sind die durch den AS-Umbau versteckt angeordneten Haubenverriegelungen. Nachdem der Strator aber nur alle 150.000 Kilometer zum Service muss, ein verschmerzbarer Mangel.Auch die Gewichtsbilanz der 4x2-Sattelzugmaschine kann sich sehen lassen: Mit 7120 Kilo „Trockengewicht“ steht der Strator durchaus in der Tradition der bekannt leichten US-Riesen. Auch mit vollem Tank und Fahrer bleibt der Schnauzer unter der magischen 7,5-Tonnen-Grenze.Kaum weniger alltagstauglichWeil CFG den Lenkwinkel der Vorderräder nicht verändert, fällt der Wendekreis größer aus, als vom Frontlenker gewohnt. In diesem Fall zeigen sich die Vorbilder aus den Staaten etwas wendiger. Dennoch kommt man im Alltag gut zurecht mit dem Strator. In Kombination mit einem kurzen Kippsattel reagiert das Gespann spontan beim Rangieren. Beim Rechtsabbiegen in enge Seitenstraßen schadet es nicht, ein klein wenig auszuholen, um nicht unvermittelt vor einem PKW im Gegenverkehr zum Stehen zu kommen. Doch mit diesen Eigenheiten lernt man schnell zu leben.Interessant sind die Reaktionen anderer Unternehmer und Chauffeure auf den Strator. Mag der Stralis noch immer ein kleines Image-Problem haben, beim Strator bleiben Vorbehalte aus.Die aktuell positiven Resonanzen auf den Umbau haben Iveco inzwischen sogar veranlasst, mit Haller das Gespräch zu suchen. Nachdem man bereits Werks-Gewährleistung gibt, scheint sich künftig noch mehr zu tun. ❙❚■ Gerhard GrünigGood old times: In den 50er Jahren war Magirus berühmt für seine AligATOR-Hauber. Mit STRAlis wird daraus STRATORNeben dem US-Aufstieg mit Riffelblech gibt‘s auch eine Euro-Lösung: Der Luftfilter ist vom TrakkerBei allen Anwendungen, bei denen Gesamtlänge nicht so wichtig ist, kann der Strator überzeugenAlle „großen“ Iveco sind umbaufähig – zum Beispiel der Stralis 6x4 mit 560 PS oder ein 8x4-TrakkerAbhängig vom Basisfahrzeug entspricht das Interieur des Strator einem Stralis oder Trakker. Optional gibt es einen ebenen Boden mit StaufachTrotz Umbaukosten für einen interessanten KomplettpreisObwohl der Umbau eines Stralis/Trakker zum Strator kaum unter 43.000 Euro zu realisieren ist, bietet der Markt Möglichkeiten, günstig zum neuen Hauber zu kommen. Aktuell stehen rund 100 Stralis – vorwiegend 440 S 45 AS – bei den Iveco-Händlern, die bis zu 1,5 Jahre alt, aber ohne Zulassung sind. Mit Ausnahme des geänderten Lenkstockhebels für den Tempomat entsprechen diese Fahrzeuge aktuellem Stand. Bis 15 Monate Alter gibt Iveco normalerweise die Standardgewährleistung für Neufahrzeuge. Darüber hinaus muss man gesondert verhandeln. Softwareupdates werden vor der Auslieferung (mit Erstzulassung 2009) noch erledigt. Mit Komplett-Ausstattung kommt ein solches Basisfahrzeug für den Umbau auf rund 64.000 Euro (netto). Fast alle Teile des Hauber-Umbaus stammen vom australischen Iveco Powerstar, den es „Down-Under“ nur mit schmalem Active-Time/Day-Fahrerhaus gibt. Haller/CFG bieten auch eine Kombination mit Active-Space-Kabine mit dazu passendem Anschluss Kabine-Haube sowie vier Verkleidungen am Fahrerhaus und einer umgebauten Fahrerhauslagerung. Alles andere findet sich mit Original-Ersatzteilnummer beim Iveco-Händler. Deshalb gibt‘s beim neuen Strator auch Herstellergewährleistung (für alles, was nicht umgebaut wurde). Am günstigsten ist der Umbau eines BDF-Fahrgestells mit aufpreisfreiem, langem Radstand. Iveco-Hauber zum „schnäppchenpreis“Iveco-Händler Haller baut neue und gebrauchte Stralis und Trakker zum Strator um

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