Spedition Hütter: Sicher und optimal temperiert ans Ziel

In Kürze Die auf temperaturgeführte Transporte spezialisierte Spedition Hütter setzt auf Echtzeittransparenz - ohne Kompromisse bei der Datenhoheit zu machen. Damit kommt das Unternehmen aus Baden-Württemberg nicht nur wichtigen Kundenanforderungen nach, sondern spart sich auch jede Menge manuelle Arbeit. "Ob mehrere Temperaturzonen, Gefahrgut oder alles gleichzeitig - wir lieben die besonders komplexen logistischen Anforderungen", bringt Dirk Hütter das täglich Brot von Hütter Spedition und Logistik auf den Punkt. Das in dritter Generation familiengeführte Unternehmen aus Öhringen im Nordosten Baden-Württembergs wickelt mit seinem Team von 70 Mitarbeitern jährlich 12.000 Komplettladungen in Deutschland, der Schweiz, Österreich und den Beneluxländern ab. Das Unternehmen verfügt über eine Flotte von 30 Zugmaschinen und 40 Sattelaufliegern. 80 bis 85 Prozent der Transporte sind temperaturgeführt, die Zielbranchen sind Lebensmittelindustrie, Pharmaindustrie und auch die Chemiebranche. Geschäftsführer sind Martin und Bernd Hütter. Martin Hütters Sohn Dirk ist 2018 ins Familienunternehmen eingestiegen und kümmert sich als Chief Project Officer um Administration und als Key User um IT-Themen. Doppelt hält besser Mit der Digitalisierung hat die Hütter Spedition früh begonnen. Erste selbst-entwickelte Lösungen wurden 2005 von dem Transport-Management-System Soloplan abgelöst, das bis heute im Einsatz ist. Vor dem Hintergrund ihrer TAPA-Zertifizierung nutzt die Spedition zwei Telematiksysteme parallel: Seit 2012 ist der überwiegend aus Mercedes bestehende Lkw-Fuhrpark mit der Telematik von Spedion ausgerüstet. Bei der ausschließlich aus Krone-Fahrzeugen bestehenden Aufliegerflotte wird Krone Telematics genutzt. Seit 2019 teilt Hütter die Telematikdaten von Zugmaschine und Auflieger über die Plattform NIC-Place mit seinen Auftraggebern, seien es Speditionen, für die das Unternehmen fährt, oder Direktkunden. Da es bei NIC-Place schon eine Schnittstelle zu Krone Telematics gab, ging die Implementierung laut Hütter sehr schnell über die Bühne. Die in Kempten im Allgäu entwickelte Plattform fungiert seitdem als Datenhub für die Kunden. "Sie können dort nicht nur Standort und Temperatur ihrer Sendungen in Echtzeit abrufen, sondern zusätzlich diverse Alarme einstellen, sei es für Türstatus, Temperaturabweichung oder Einbruchsversuche in unsere Hochsicherheitsauflieger", erklärt Dirk Hütter. Da gehe es nicht nur um Kühltransporte - auch vor dem Hintergrund steigender Frachtkriminalität möchten immer mehr Kunden den Türstatus im Blick haben, weiß der Chief Project Officer. Mehr Zeit für die wichtigen Dinge Wenngleich die Lösung auch aufgrund von Kundenanforderungen nach Live-Daten eingeführt wurde, war die Hauptmotivation aber die Eliminierung lästiger manueller Arbeit, da die Kommunikation vorher komplett über E-Mail lief. "Bei 300 Sendungen pro Woche verbrachten wir mehr als fünf Stunden damit, Temperatur- und Standortdaten manuell zu überprüfen und an unsere Kunden zu senden", erinnert sich Hütter. "Wir haben diese Daten per E-Mail und Telefon an sogar 20 verschiedene Systeme übermittelt." Nun werden die jeweiligen Auflieger mit den hinterlegten Auftragsdaten im Portal ausgewählt; mittels Geofences erhält der Kunde in Echtzeit den Status mit sämtlichen relevanten Daten. "Auch das Versenden des Temperaturausdrucks können wir uns sparen - darauf hat der Kunde über NIC-Place Zugriff", freut sich Hütter. Alles in allem habe man so den manuellen Aufwand um mehr als 50 Prozent senken können. "Ziel ist, zeitaufwendige manuelle Tätigkeiten auf ein Minimum zu reduzieren, damit wir uns mehr um wichtigere Dinge kümmern können wie die Qualitätssicherung beim Auftragseingang und eine verbesserte Kundenbetreuung." Da sich die Datenübermittlungen in NIC-Place auch vorplanen lassen, könnten die Kollegen in der Disposition stressfreier und flexibler arbeiten. Datenhoheit als Kriterium Nummer eins Voller Durchblick für die Kunden, weniger manuelle Arbeit für die Mitarbeitenden der Spedition - klingt gut, aber zu welchem Preis? Beim Thema Echtzeittransparenz sorgt sich schließlich so mancher Spediteur um seine Daten beziehungsweise, was mit ihnen überhaupt passiert. "Die Frage der Datenhoheit ist für mich entscheidend bei der Übermittlung von Livedaten", betont denn auch Dirk Hütter und erinnert sich an eine Anfrage eines Kunden, der darum gebeten hatte, die Telematik für eine andere Real-Time-Visibility-Plattform (RTV) freizuschalten. Das habe er nach ausführlicher Lektüre der AGB abgelehnt. "Ich kann das Prinzip ,Daten gegen Nutzermehrwert' aus Sicht der Plattformen nachvollziehen, so funktioniert schließlich auch das Geschäftsmodell Social Media. Die Livedaten unserer Touren für welche Weiterverarbeitung auch immer herzugeben, möchte ich aber nicht", so Hütter. Bei NIC-Place bleibe er Eigentümer der Daten und könne selbst bestimmen, für welche Zeitfenster das Tracking freigegeben wird. Das funktioniert über Geofences im nahen Umkreis der Lade- und Entladestelle. Die Übermittlung der Daten startet, wenn das Fahrzeug in die Ladestelle ein- oder ausfährt. "Die meisten unserer Kunden in der Pharmaindustrie wünschen den Zugriff schon ab Einfahrt zur Kontrolle der optimalen Temperatur während der Beladung. Wenn an der Entladestelle die Türen wieder geschlossen werden, stoppt die Datenübermittlung automatisch", erklärt Hütter. Es sei also nicht möglich, irgendwelche Rückschlüsse auf das Netzwerk des Unternehmens zu ziehen. "Ich habe im Portal den kompletten Überblick, was an wen übertragen wird und welche Datenübermittlungen für welche Touren anstehen", ergänzt er. Seit vergangenem Jahr hat NIC-Place allerdings einen neuen Eigentümer - die verladerorientierte RTV-Plattform FourKites mit Sitz in Chicago, USA. Laut Hütter hat sich mit der Übernahme von NIC-Place durch FourKites operativ nichts verändert. "Die Qualität der Plattform ist die gleiche, ebenso die Vereinbarung zur Datensicherheit. Wir haben die Zusicherung, dass unsere Daten in Europa bleiben." Für ihn heißt Echtzeittransparenz letztendlich Qualitätssicherung für die gesamte Lieferkette. "Wir wissen alle, wie wichtig es ist, dass Pharmazeutika richtig temperiert beim Patienten ankommen. Wenn unterwegs etwas passiert, kann unter Umständen die Wirkung versagen", sagt Hütter. Nicht zuletzt kann die Spedition ihre Kunden auch mit minutenaktuellen voraussichtlichen Ankunftszeiten (ETA) und eventuellen Abweichungen vom vereinbarten Termin informieren. Aber auch bei Standard-Transporten sollte Live-ortung heutzutage in der Branche selbstverständlich sein, ist Hütter überzeugt. Auch die beiden festen Subunternehmer, die für Hütter Standard-Transporte fahren, seien daher mit Telematik ausgerüstet. Nächste Projekte: Lager und Werkstatt "Gerade für relativ kleine Unternehmen wie uns ist die Digitalisierung ein Segen", resümiert der Chief Project Officer. Der Betrieb hat in den vergangenen Jahren weitere Bereiche digitalisiert, etwa das Auswerten der Fahrerkarten und die Spesenabrechnung. Zuletzt wurden Onlineschulungen für die Fahrer eingeführt, darüber hinaus gibt es seit Kurzem eine Scanfunktion zur Digitalisierung der Lieferpapiere. "Auf der Straße sind wir schon sehr weit digitalisiert - als Nächstes nehmen wir uns die Lager-logistik und den Werkstattbereich vor", berichtet Hütter. Mehr zum Thema finden Sie unter #Telematik www.verkehrsrundschau-plus.de/hashtag

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