Shuttle-System

Shuttle-SystemShuttle-Schwärme ziehen durchs LagerEin neues Shuttle-System soll Waren kreuz und quer durch die Lagerhalle und in ein Regalsystem transportieren können. Wie Ameisenalgorithmen und Agententechnologie das System möglich machen. Bei Schwärmen im Lager schwant Lagerleitern nichts gutes: Ratten, Käfer und anderes Ungeziefer kommen ihnen in den Sinn. Doch dieser Schwarm ist anders, nicht schädlich, sondern nützlich. Nicht aus Fleisch und Blut, sondern aus Stahl und Elektronik: Der Intralogistikanbieter Dematic entwickelt zusammen mit dem Fraunhofer Institut für Materialfluss und Logistik (IML) eine neue Generation von fahrerlosen Transportsystemen. Flink wie Krabbeltiere wuseln die Multishuttles „Move“ selbstständig durchs Lager, greifen sich ihre Last und tragen sie huckepack. Freie Fahrt für die WareDas Fahrzeug basiert auf den Komponenten des regalgebundenen und darin schienengeführten Dematic Multishuttle. Neu bei der Move-Version sind die Verfahren der Lokalisierung und Kommunikation der Shuttles untereinander sowie das Ener-giekonzept. Aber vor allem: Es ist frei verfahrbar und benötigt keine Schienen mehr wie sein Urahn. Die gut einen Meter langen, 70 Zentimeter breiten und 35 Zentimeter hohen Geräte bringen etwas über 130 Kilo auf die Waage. Ohne zusätzliche Energieaufnahme können sie 40 Kilo Last für zweieinhalb Stunden durchs Lager transportieren. Frische Energie tanken sie im Regal oder über eine Dockingstation am Boden. Hat ein Shut-tle nichts zu tun, schaltet es, wie ein Fernseher, in den Stand-by-Betrieb. Sein Transportgut schnappt sich das Fahrzeug, indem es sein Lastaufnahmemittel ausfährt und den Behälter mit der Ware aufzieht – umgekehrt wird es seine Last wieder los. An das Shuttle sind vorne und hinten Laserscanner montiert. Diese verhindern, dass sie sich gegenseitig über den Haufen fahren oder Mitarbeiter rammen. Zudem helfen sie, den Weg zum Ziel zu finden. So wie eine Schwalbe noch keinen Sommer macht, macht ein Multishuttle Move noch keinen Schwarm, geschweige denn eine leistungsstarke Fördertechnik. Dazu bedarf es vieler Shuttle, die ihre Wege durchs Lager zum Ziel dann in Anlehnung an den sogenannten Ameisenalgorithmus des italienischen Mathematikers Marco Dorigo suchen und koordinieren. Details der Navigationslogik will Dematic noch nicht verraten. „RFID-Tags, Induktionsschleifen oder Ähnliches müssen aber nicht in den Lagerboden eingebracht werden“, sagt Eric Große, Senior Concept Consultant bei Dematic. AgentensteuerungDie Intelligenz des Systems befindet sich verteilt in den einzelnen Einheiten. Bei einer solchen agentenbasierten Lösung verhandeln die Fahrzeuge untereinander und mit der Dispositionslogik des Leitstands, welches Shuttle welchen Aufrag übernimmt. Der Datenaustausch erfolgt über Wireless-Lan. So bringen die Shuttle-Ameisen Waren in Behältern vom Wareneingang ins Regal, lagern sie wieder aus und versorgen beispielsweise Kommissionierplätze. Muss sich ein Move dazu in eine obere Regal-gasse bewegen, fährt es in einen Lift am Regalende nach oben. Durch diese Technologien schwärmen die Shuttles aus und steuern ihre Ziele direkt an – unabhängig von einer starren Linien- oder Schienenführung. „Das bedeutet Wegeinsparungen im zweistelligen Prozentbereich“, kalkuliert Große. Im ersten Halbjahr 2011 sollen die Geräte marktreif sein. ❙❚■ Serge VoigtDas Multishuttle „Move“ transportiert Waren unabhängig von Führungsschienen durchs Lager und ins Regal

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