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Rettungsplan für Briefdienstleister PIN – Portrait des neuen Chefs

19.12.2007 10:13 Uhr
Rettungsplan für Briefdienstleister PIN – Portrait des neuen Chefs
Bei PIN soll es weiter gehen
© Foto: ddp

Der angeschlagene Postdienstleister PIN soll trotz gescheiterter Verhandlungen über frisches Kapital von einem erfahrenen Sanierungsexperten am Leben erhalten werden.

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Düsseldorf. Zum neuen Vorstandsvorsitzenden der PIN Group wurde am Mittwoch der Rechtsanwalt Horst Piepenburg berufen, der vor einigen Jahren den insolventen Anlagenbauer Babcock Borsig erfolgreich saniert hatte. Das gab das Unternehmen in einer Pressemitteilung in Düsseldorf bekannt. Darin heißt es zwar, „dass die Verhandlungen über eine neue Gesellschafterstruktur der PIN Group gescheitert sind“. Piepenburg wolle aber „alle Optionen einer Fortführung der Unternehmensgruppe prüfen“. Alle operativen Geschäfte liefen derzeit weiter. Weitere Details wurden am Mittwoch zunächst nicht bekannt. PIN beschäftigt in Deutschland rund 9000 Menschen. Mehrheitsgesellschafter mit einem Anteil von 63,7 Prozent ist der Medienkonzern Axel Springer. Nach dem Bundestagsbeschluss zum Mindestlohn am vergangenen Freitag hatte Springer angekündigt, kein Geld für PIN mehr bereitzustellen. Springer teilte am Mittwoch mit, die Gesellschafter hätten „kein gemeinsames tragfähiges Finanzierungskonzept für die Fortführung des Geschäfts der PIN Group gefunden“. Für die eigene Bilanz ergebe sich voraussichtlich ein Abschreibungsbedarf von bis zu 620 Millionen Euro. Nach dem Anfang November vorgelegten Neunmonatsbericht hatte die Axel Springer die Anschaffungskosten für die PIN Group auf insgesamt rund 618,2 Millionen Euro taxiert. Im Konzernabschluss soll die PIN Group nun als „nicht fortgeführte Geschäftstätigkeit“ separat ausgewiesen werden. Trotz der Bereitschaft, den eigenen Anteil an PIN für einen Euro abzugeben sowie zu einem „weiteren weitgehenden Forderungsverzicht“ habe aufgrund „inakzeptabler wirtschaftlicher Perspektiven“ keine Einigung zur Fortführung erzielt werden können, teilte Springer weiter mit. Der bisherige PIN-Chef Günter Thiel war am Dienstag als Vorstandsvorsitzender zurückgetreten und hatte sein Übernahmeangebot für die PIN Group zurückgezogen. Die als Minderheitsgesellschafter an PIN beteiligten Verlagshäuser Madsack, Holtzbrinck, WAZ sowie West Mail berichteten in einer gemeinsamen Presseerklärung, sie hätten am Vortag „ganztägig und bis nach Mitternacht versucht, den Fortbestand der PIN Group zu sichern und zwischen dem Gesellschaftergeschäftsführer Günter Thiel und der Mehrheitsaktionärin, der Axel Springer, zu vermitteln“. Dabei seien die Minderheitsgesellschafter bereit gewesen, „quotal“ - also entsprechend ihrem Anteil - eine Weiterfinanzierung mitzutragen. Die Verlage und die West-Mail-Gesellschafter versicherten, sie wollten sich „bemühen, in den Regionen die Logistikzentren zu sichern und damit möglichst viele Arbeitsplätze zu erhalten“. Dem jüngsten Springer-Quartalsbericht zufolge gibt es unter dem Dach der in Luxemburg ansässigen PIN Group 85 inländische Tochtergesellschaften. Der neue PIN-Chef Piepenburg wird Unternehmensangaben zufolge auch dem auf drei Personen verkleinerten Verwaltungsrat der PIN Group angehören und dessen Vorsitz übernehmen. „Die bisher im Gremium vertretenen Verlage stellen ihre Sitze zur Verfügung“, teilte PIN weiter mit. „Damit kann der ursprünglich 14-köpfige Verwaltungsrat künftig unabhängig von den unterschiedlichen Interessenlagen der Gesellschafter handeln.“ Neben Piepenburg kommt Hans-Joachim Ziems in den PIN-Vorstand. Ziems war vor einigen Jahren als Geschäftsführer der insolventen KirchMedia-Gruppe für die Restrukturierung und den Verkauf der Medien-Gruppe verantwortlich. Porträt: Horst Piepenburg – schlauer Sanierer und Kumpel zum Biertrinken „Piepenburg - das ist ein schlauer Sanierer, der weiß, was er will und ein Kumpel zum Biertrinken.“ So beschreibt ein Ex-Betriebsrat beim ehemaligen Oberhausener Babcock-Konzern den neuen Chef des Postdienstleisters PIN. Der heute 53 Jahre alte Insolvenzanwalt Horst Piepenburg hatte dort im Sommer 2002 den Chefposten des insolventen Maschinenbaukonzerns übernommen. Ihm gelang ein Meisterstück: In gut einem Jahr schaffte Piepenburg es, das Unternehmen in Einzelteilen zu verkaufen und so 18.000 von 21.000 Jobs zu erhalten. Der Erhalt möglichst vieler Arbeitsplätze sei immer Piepenburgs wichtigstes Ziel gewesen, bescheinigt ihm der Ex-Betriebsrat. Und eine möglichst ungetrübte Stimmung im Unternehmen. So habe Rolling- Stones-Fan Piepenburg, als die Band kurz nach der Babcock-Pleite ins Revier kam, mit dem Konzert-Management Sonderkonditionen für seine Leute ausgehandelt, erzählt ein langjähriger Weggefährte. Piepenburg stammt aus Rees am Niederrhein und hat drei Kinder. Sein Vater führte ein mittelständisches Büromöbelunternehmen. 1982 stieg Piepenburg nach dem Jurastudium in eine Insolvenzkanzlei ein. Sein erster Fall war der Gelsenkirchener Küchengerätehersteller Küppersbusch. 10 Jahre später übernahm der Jurist die Kanzlei. Seine Fälle wurden immer größer. In den Schlagzeilen stand er etwa, nachdem er für die Ruhrorter Schiffswerft in Duisburg eine Sanierungslösung gefunden hatte. Die Belegschaft schenkte ihm damals einen grünen Helm – die Farbe durfte auf der Werft nur er tragen. Heute führt Piepenburg, Vater von drei Kindern, eine der großen deutschen Fachkanzleien für Insolvenzrecht in Düsseldorf. Als Vorsitzender der Arbeitsgemeinschaft für Insolvenzrecht und Sanierung im Deutschen Anwaltverein leitet er eine Organisation mit rund 500 Insolvenzverwaltern bundesweit. Weggefährten bescheinigen ihm auch nach vielen hundert dieser Verfahren zwei zentrale Eigenschaften für den Umgang mit ins Trudeln geratenen Firmen: Zielstrebigkeit und juristische Fachkenntnis einerseits und zugleich Fingerspitzengefühl im Umgang mit der oft verängstigten Belegschaft.

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